Süddeutsche Zeitung

Bad Tölz-Wolfratshausen:Rekordzahl an freien Lehrstellen

Betriebe haben große Probleme, Auszubildende zu finden

Die Betriebe im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen haben weiterhin große Mühe, genügend Auszubildende zu finden. Kurz vor Beginn des Ausbildungsjahrs am 1. September sind noch 296 Lehrstellen frei, meldet die Industrie- und Handelskammer (IHK). Damit zeichne sich heuer eine neue Rekord-Bewerberlücke ab. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der unbesetzten Stellen laut aktueller Studie der Arbeitsagentur noch einmal um mehr als 20 zugelegt. Da die Unternehmen im Landkreis in diesem Jahr insgesamt 738 Lehrlinge einstellen wollten, sind vorerst noch etwa 40 Prozent der Ausbildungsplätze unbesetzt.

Dabei stieg die Zahl der gemeldeten Lehrstellen im Landkreis im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent, das entspricht einem Plus von 29 Stellen. "Angesichts der guten Konjunktur setzen die Betriebe stark auf den eigenen Fachkräftenachwuchs, finden aber zu oft keine passenden Bewerber", sagt Reinhold Krämmel, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Bad Tölz-Wolfratshausen. "Der Bewerbermangel macht dabei vor keiner Branche halt." Insgesamt treten mit Beginn des Ausbildungsjahres 265 Jugendliche eine Lehre bei zur IHK gehörenden Unternehmen im Landkreis an, wie aus der Zwischenbilanz der IHK für München und Oberbayern mit Stand Ende August hervorgeht. Der Zuwachs von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht einem Plus von 14 Ausbildungsverträgen. Vor Jahresfrist meldete die IHK ein Plus bei den Verträgen von 5,3 Prozent. Die fünf gefragtesten IHK-Ausbildungsberufe im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind heuer Industriemechaniker, Einzelhandelskaufleute, Bankkaufleute, Kaufleute für Büromanagement und Industriekaufleute.

Krämmel führt den Bewerberengpass auf stagnierende Zahlen bei Schulabgängern und den Trend zur Akademisierung zurück. Die Zahl der Absolventen von Mittelschulen - früher Hauptschulen - ist in Oberbayern seit 2005 um 28 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Abiturienten um 56 Prozent. Das Image der Ausbildung müsse dringend gestärkt werden, fordert Krämmel. Um das zu erreichen, sei auch an den Schulen eine bessere Berufsorientierung notwendig: "Schülern und auch ihren Eltern muss viel besser vermittelt werden, dass eine abgeschlossene Lehre deutlich mehr Karrierepotenzial bietet als ein abgebrochenes Studium", fordert Krämmel. "Schüler und Eltern sollen mit Recht darauf stolz sein können, wenn sie sich für eine Ausbildung und damit für eine solide Zukunftsperspektive entscheiden."

In einer IHK-Umfrage sagen 72 Prozent der Betriebe mit Problemen in der Ausbildung, dass unklare Berufsvorstellungen der Schulabgänger das größte Hindernis seien. Die Unternehmen bieten mehr Praktika an und verbessern ihr Personalmarketing. Im Landkreis gibt es 222 IHK-Ausbildungsbetriebe, die für fast 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse stehen.

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SZ vom 31.08.2016 / SZ
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