Bad Tölz-Wolfratshausen:Neuer Chef im Gesundheitsamt

Als Nachfolger von Franz Hartmann leitet künftig Stephan Gebrande die Abteilung Humanmedizin im Tölzer Landratsamt. Der 58-Jährige setzt auf Konsens mit den Kommunen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Abteilung Humanmedizin im Landratsamt hat seit Jahresbeginn einen neuen Chef: Dr. Stephan Gebrande ist Nachfolger von Dr. Franz Hartmann, der mit 66 Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Den gebürtigen Alzenauer hat vor allem die Fülle der Aufgaben, die an seinem neuen Arbeitsplatz auf ihn warten, im Alter von 58 Jahren dazu bewogen, noch einmal zu wechseln. Infektions- und Umweltschutz, Trinkwasser und Badegewässer, Hygiene, Gutachten, Schulgesundheit - dieses breite Spektrum finde er spannend und abwechslungsreich, sagt Gebrande. Dies habe ihm in seinen bisherigen Tätigkeiten immer gefehlt. Zuletzt hatte der Unterfranke für die Regierung von Oberbayern gearbeitet, davor in den Gesundheitsämtern München Land, Traunstein und Rosenheim.

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Er geht: Dr. Franz Hartmann leitete 24 Jahre lang das Gesundheitsamt.

(Foto: Manfred Neubauer)

In Tölz, sagt er, habe sich einfach die Möglichkeit geboten, in einer leitenden Position zu arbeiten. Bei der Regierung war er vor allem für Gewerbeordnung und Asylwesen zuständig. Als Chef der Abteilung Humanmedizin will er ein besonderes Auggenmerk auf die Hygiene, vor allem in Krankenhäusern, und auf die Schulgesundheit legen. Die könne man "noch etwas ausbauen", sagt Gebrande und hat dabei gerade Kinder mit Migrationshintergrund im Blick, die häufiger fehlten. "Da kann man nachuntersuchen." Der neue Amtsleiter sieht sich hier als Mediator zwischen Kindern, Eltern und Schule.

Dr. Stephan Gebrande

Er kommt: Dr. Stephan Gebrande war zuletzt bei der Regierung tätig.

(Foto: oh)

Im Verhältnis zu den Städten und Gemeinden setzt der 58-Jährige, der in Rosenheim wohnt und wegen seiner Familie auch nicht umziehen wird, auf Kommunikation. "Es ist ganz wichtig, dass man die Dinge im Konsens löst und auch mal einen Kompromiss eingeht - sofern damit nicht Gesetze und Verordnungen negiert werden", sagt Gebrande. Als Beamter habe er schon auch einen Ermessensspielraum, den wolle er ausnutzen.

24 Jahre lang hatte sein Vorgänger Hartmann die Behörde geleitet, die zunächst noch Gesundheitsamt hieß. Der Königsdorfer hatte eine Lehre als Maschinenbauzeichner absolviert, dann das Abitur am Kolleg St. Matthias in Waldram abgelegt und in München zuerst Physik, später Medizin mit einem Hochbegabtenstipendium studiert. Zwei große Themen haben ihn über die Jahre als Amtsleiter begleitet: das Werben für Impfungen, vor allem gegen Grippe und Masern, in einem seit Jahren eher impfmüden Landkreis und der Schutz des Trinkwassers. Mit seinem zuweilen als apodiktisch empfundenen Vorgehen machte er sich nicht immer Freunde, er blieb aber konsequent und aus voller Überzeugung bei seiner Linie. Zum Beispiel im erbitterten Streit um die Trinkwasserversorgung in Geretsried und in Königsdorf vor drei Jahren. Damals hatte Hartmann nach dem Fund von Keimen in Wasserproben den Bau einer Ultrafiltrationsanlage angeordnet, worauf er sich mit heftiger Kritik konfrontiert sah, die bis hin zu Beleidigungen ging. "Ich trau' dem Herrn Hartmann nicht von Zwölfe bis Mittag", meinte etwa der Geretsrieder Stadtrat Ewald Kailberth (CSU). Das war noch harmlos gegen eine Äußerung des damaligen Stadtrats Herbert Mieseler, der den Amtsleiter sogar als "Kokke" abqualifizierte. Am Ende behielt Hartmann jedoch Recht. Das Verwaltungsgericht München wies den Eilantrag der Stadt Geretsried gegen die Chlorung des Trinkwassers und den Bau der Anlage zurück. Sieben Jahre zuvor hatte sich der Amtschef auch erheblichen Ärger mit Mobilfunkgegnern im Landkreis eingehandelt, weil er es als unerwiesen bezeichnete, dass die Strahlung zu Gesundheitsschäden führe.

Daneben war Hartmann auch politisch tätig. 2008 kandidierte er für die von ihm mit gegründeten Freien Unabhängigen Wähler (FUW) vergeblich als Landrat, sechs Jahre später noch einmal erfolgreich für den Kreistag. Um das Mandat anzunehmen, hätte der FUW-Vorsitzende allerdings den Chefposten der Abteilung Humanmedizin aufgeben oder an ein anderes Landratsamt wechseln müssen - was er nicht tat.

Sein Nachfolger war nie in der Politik. "Ich sehe meine Funktion rein fachlich", sagt Gebrande. Als Amtsleiter stelle Informationen zur Verfügung, aus politischen Entscheidungen halte er sich dagegen völlig raus. Das sei Sache des Landrats und der zuständigen Gremien.

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