Noch immer ist der Umsatz, der in Deutschland mit elektronischen Lesegeräten gemacht wird, recht gering. Er wächst jedoch stetig, wovon bislang vor allem der Anbieter Amazon profitiert, der den Kindle, sein Lesegerät, offensiv bewirbt. Dabei muss man kein Kindle kaufen, wenn man ein elektronisches Buch lesen will. Es gibt eine ganze Reihe anderer Lesegeräte, die auch über Buchhandlungen vertrieben werden und den Vorteil haben, dass man sich mit ihrem Erwerb nicht an Amazon bindet. Denn wer ein Kindle hat, kann nur E-Books des amerikanischen Konzerns darauf lesen. Die Buchhändler im Landkreis stellen sich zunehmend auf den Verkauf von Lesegeräten ein.
Johanna Zantl,Buchhandlung Winzerer, Bad Tölz
In der Buchhandlung Winzerer gibt es demnächst drei bis vier verschiedene E-Reader im Preis von 70 bis 150 Euro. Noch machen die E-Books, die Kunden über die Buchhandlung beziehen, nur einen sehr geringen Teil des Umsatzes aus. "Aber das wird mehr", sagt Zantl, "das ist noch in der Entwicklung." Auf die Frage, ob sie selber per E-Reader liest, antwortet Zantl mit einem entschiedenen Nein. "Ich hab mir das angeschaut, auch auf einer Reise, aber es ist für mich eine unsinnliche Angelegenheit." Dennoch ist Zantl der Meinung, dass es wichtig sei, E-Reader im Angebot zu haben. "Viele Leute sind neugierig und wollen das bei uns einmal ausprobieren, aber die meisten kaufen dann doch keinen. Junge Leute, die sich einen Reader mit Begeisterung gekauft haben oder einen geschenkt bekommen haben, benutzen ihn gar nicht länger. Die kommen alle zurück zum Buch, zum Geruch, zum Umblättern, zum sinnlichen Lesen." Zantls Fazit: "Ich glaube, das gebundene Buch bleibt bestehen."
Sophie von Lenthe,Buchhandlung Isartal, Schäftlarn
Sie glaubt fest daran, dass unabhängige Buchhandlungen bestehen bleiben können, wenn sie sich nur richtig positionieren. Und dazu gehört für von Lenthe, elektronische Lesegeräte und E-Books anzubieten und die Kunden entsprechend zu beraten. Folgerichtig gibt es bei ihr derzeit zwei Reader, zwei weitere werden das Angebot demnächst ergänzen, ebenso wie ein kleines Tablet, mit dem man auch Bücher, Zeitungen und Zeitschriften lesen kann; Preisspanne: von 49,90 bis 159 Euro. Die E-Books könne man ebenfalls über die Buchhandlung beziehen, sagt von Lenthe. Gerade ältere Kunden interessierten sich für die Geräte, weil sie leicht seien und man die Schriftgröße individuell einstellen könne. "Ich habe selbst alle ausprobiert, damit ich weiß, wie es geht, aber ich lese lieber ein Buch", sagt von Lenthe, und zitiert Eckhardt von Hirschhausen mit den Worten er möchte "lieber ein Buch über mein Gesicht legen, wenn ich in der Sonne döse, keinen Prozessor." Auch wenn mehr E-Books gelesen würden: "Selbstverständlich wird das Buch bleiben", sagt von Lenthe. Das gelte auch für die kleinen Buchläden - dank der Buchpreisbindung, die festschreibe, dass Bücher in jedem Laden in Deutschland zum gleichen Preis verkauft werden müssen. Und die gebe es auch für E-Books.
Peter Rolles,Buchhandlung Rolles, Penzberg
Seine Buchhandlung hat zwei Reader im Angebot, diese Woche kommt ein dritter dazu. E-Books bietet Rolles nicht an - die laden die Kunden sich selbst aus dem Internet. "Der Absatz ist bisher verhalten", sagt Peter Rolles, zwar werden hin und wieder Geräte gekauft, insgesamt seien die Reaktionen aber noch zögerlich. In Penzberg interessieren sich Kunden ab 40 Jahren für die Geräte: Die Jüngeren in dieser Altersgruppe wollen sie für unterwegs, für die Älteren ist die variable Schriftgröße wichtig. Um selbst auf dem Reader zu lesen hat Rolles keine Zeit. Die nämlich verbringt er mit der Lektüre von Vorabexemplaren aus den Verlagen, aus denen er die neuen Bücher für sein Sortiment auswählt. Und die gibt es nur in gedruckter Form.
Angela Schloyer, Buchhandlung Rupprecht, WolfratshausenIhr und ihren Mitarbeitern "liegt das Thema am Herzen", sagt Angela Schloyer. Das Interesse an E-Books und Readern sei auch da, aber so groß, dass tatsächlich viele gekauft würden, sei es nicht. Vor Weihnachten rechnet die Filialleiterin jedoch mit einem höheren Absatz. Bei Rupprecht am Wolfratshauser Untermarkt gibt es einen Reader als Ansichtsexemplar - interessierte Kunden können sich beraten lassen und dann ihr Wunschgerät bestellen. Angela Schloyer selbst liest gern auf ihrem Reader: "Man ist flexibel und kann viele Bücher dabei haben."
Silvia Ulbrich, Bücher Ulbrich, Geretsried
Ihre Buchhandlung hat einen eigenen E-Book-Shop auf ihrer Internetseite eingerichtet und im Geschäft selbst können sich die Kunden beim Kauf von elektronischen Büchern beraten lassen. Doch auch in Geretsried verkaufen sich die Lesegeräte "so gut wie gar nicht", sagt Silvia Ulbrich, "die Resonanz ist minimal. Wir haben deshalb auch gar keine vorrätig, können sie aber natürlich bestellen". Woher kommt das mangelnde Interesse? "Die meisten kaufen sich ihre Reader über das Internet, vor allem bei Amazon. Ihnen ist dann aber meistens nicht klar, dass sie sich damit an Amazon binden." Zudem veralteten die Geräte schnell, sagt Silvia Ulbrich, sie seien teuer und auch die E-Books selbst kosteten nicht viel weniger als gebundene Bücher. Im Gegensatz zu einem Buch sei es da dramatisch, wenn man seinen Reader verliere.
Susanne Löffler, Buchhandlung Urban, Bad Tölz
Sie würde "nie im Leben ein E-Book in die Hand nehmen", sagt Susanne Löffler, die in ihrer Buchhandlung in der Tölzer Marktstraße keine E-Reader verkauft. Sie sieht ein, dass die Geräte für manche Leute interessant sein können, zum Beispiel auf Reisen, "aber wir verkaufen Bücher". Die Leute schauten ohnehin viel zu viel in den Computer hinein, da brauche man doch mal etwas anderes und müsse sich erholen, "in eine andere Welt eintauchen". Das Buch sei etwas ganz anderes als ein technisches Gerät und sie höre auch von ihren Kunden, dass die lieber ein klassisches Buch in die Hand nehmen. Nicht einmal einen Internetauftritt hat ihre Buchhandlung. Susanne Löffler denkt zwar darüber nach, eine Homepage einzurichten, aber so richtig sieht sie nicht ein, wozu das gut sein soll: "Es fährt ja niemand nach Tölz und schaut vorher im Internet, welche Buchhandlungen es da gibt. Sondern er kommt her, sieht unser Geschäft und wenn es ihm gefällt, dann kommt er eben herein."