Häuserkauf:Ein Markt für Millionäre

Die Karl-Lederer-Platz Story !!

Die Wohnungsbaugenossenschaft baut neue Häuser am Karl-Lederer-Platz in Geretsried.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Wer in Bad Tölz-Wolfratshausen ein Haus kaufen möchte, muss in vielen Fällen eine siebenstellige Summe hinlegen. Für viele Familien ist das eine Katastrophe. Sie suchen teilweise jahrelang nach einer geeigneten Immobilie. Und aktuell steigen die Preise sogar weiter.

Von Felicitas Amler und Konstantin Kaip

Mutter, Vater und drei Kinder, sieben, fünf und zwei Jahre alt, suchen ein Haus. Die Eltern würden es gern kaufen: "Um den Kindern später etwas zu hinterlassen", wie der 35-jährige Vater sagt, als Chemiker in guter Anstellung. Bis zu 600 000 Euro würden sie ausgeben. "Und auch dafür müssten wir uns auf 35 Jahre verschulden." Namentlich in Erscheinung treten möchte der Vater lieber nicht. Auch auf dem Online-Marktplatz, über den die Familie gerade wieder sucht, steht nur der Vorname. Nur so viel sagt er: "Wir brauchen gar nicht so viel Platz, uns würden auch vier Zimmer genügen."

Die Familie sucht seit fünf Jahren in und um Wolfratshausen, wo sie derzeit zur Miete lebt. Vergeblich. Sie hätten sich schon um einige Objekte beworben, an Bieterverfahren teilgenommen, aber: "Ohne Eigenkapital hast du keine Chance." Ein guter Beruf nach Studium und Promotion reiche auf diesem Markt mit den "exorbitanten Preisen" bei Weitem nicht, sagt der Vater, der wie seine Frau aus der Oberpfalz stammt. Aber wegziehen? Nein. "Die Kinder sind so sozial verwurzelt und wir auch."

Wenn sie finanziell nicht noch etwas drauflegen kann, wird die Familie allerdings wohl noch längere Zeit weitersuchen müssen. Denn laut dem gerade veröffentlichten Marktbericht des Immobilienverbands IVD für das Frühjahr 2021 ist für ihr Budget in und um Wolfratshausen kein Haus zu haben - zumindest nicht mit gutem Wohnwert. Ein Reihenmittelhaus im Bestand, die günstigste Variante ihres Wohntraums, kostet in der Loisachstadt derzeit bereits durchschnittlich 698 000 Euro, als Neubau 888 000. Für eine Doppelhaushälfte muss man 885 000 Euro hinlegen, bei einem Neubau 1,1 Millionen. Ein freistehendes Einfamilienhaus bekommt man in Wolfratshausen sogar etwas günstiger, für 988 000 Euro.

Die Nachfrage übersteige das Angebot "bei Weitem", lautet das Fazit des IVD-Berichts. Dies ist auch der entscheidende Faktor, warum trotz Corona die Preise von Häusern, Eigentumswohnungen und Baugrund im gesamten Landkreis im Vergleich zu Herbst 2020 erneut gestiegen sind. "Der Wohnimmobilienmarkt im Tölzer Land profitiert von dem im Vergleich zu München günstigeren Preisniveau", heißt es dazu im IVD-Bericht, "wobei die Städte Bad Tölz und Wolfratshausen sowie die Gemeinden in der Nähe des Starnberger Sees in den vergangenen Jahren deutliche Preiszuwächse erfahren haben." Eine Neuigkeit ist das freilich genauso wenig wie die Feststellung, dass auch die größeren Bauprojekte, die nun auf den Weg gebracht wurden, wie die 770 Wohnungen auf dem Geretsrieder Lorenz-Areal oder die 117 Wohnungen auf dem Kraft-Areal in Wolfratshausen, die Nachfrage bei Weitem nicht decken.

Am günstigsten bekommt man ein Eigenheim noch in Bad Tölz, wo ein Reihenmittelhaus im Bestand für 650 000 Euro zu haben ist (im Herbst waren es noch 630 000). In Geretsried kostet es 652 000, in Icking schon 923 000 Euro. Neue Reihenhäuser rangieren zwischen 751 000 (Geretsried), 840 000 (Tölz) und knapp über einer Million Euro (Icking). Doppelhaushälften sind im Altbau 750 000 (Egling), 769 000 Euro (Geretsried), 840 000 (Tölz) und 1,35 Millionen Euro (Icking) wert; ein Neubau kosten zwischen 890 000 (Egling) und 1,45 Millionen Euro (Icking).

Die Isartalgemeinde Icking ist bei den fünf im Bericht untersuchten Kommunen im Landkreis absoluter Preis-Spitzenreiter. Ein frei stehendes Einfamilienhaus kostet dort demnach inzwischen durchschnittlich 1,55 Millionen Euro. In Bad Tölz ist es mit einer glatten Million mehr als 30 Prozent günstiger zu haben. Wer aber kein Millionär ist und sich den Traum vom freistehenden Haus erfüllen will, muss nach Egling (890 000 Euro) oder nach Geretsried (850 000 Euro) ziehen.

Auch bei den Eigentumswohnungen ist Icking am teuersten, dort zahlt man 5780 Euro pro Quadratmeter im Bestand, 6580 Euro beim Neubau. Am günstigsten kommen Eigentumswohnungen in Geretsried (3960 und 5330 Euro) auf den Markt, es folgen Egling (4200 und 5200 Euro), Bad Tölz (4900 und 6100) und Wolfratshausen (4990 und 6390 Euro pro Quadratmeter).

Gestiegen sind auch die Preise für Baugrund. Am knappsten und am teuersten ist dieser wegen der geografischen Verhältnisse in Wolfratshausen, wo Bauland für ein Einfamilienhaus mit 1200 Euro pro Quadratmeter zu Buche schlägt. In Icking zahlt man dafür ebenfalls 1200, in Bad Tölz 1090 Euro. Deutlich günstiger ist der Baugrund noch in Geretsried (795 Euro) und in Egling (630 Euro pro Quadratmeter) zu haben.

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