Spenden:Glühwein, Grog und gute Zwecke

Viele Vereine setzen auf die vorweihnachtliche Spendenfreude der Menschen. Auf Advents- und Weihnachtsmärkten sammeln sie für andere und bessern auch die eigenen Kassen auf. Manche veranstalten die Märkte gleich selbst

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Gegen Ende des Jahres sitzt das Portemonnaie bei zahlreichen Menschen lockerer als in den übrigen Monaten. Darauf setzt auch so mancher Verein und Verband. Denn viele von ihnen sind selbst auf die Unterstützung durch Spenden angewiesen oder helfen mit dem gesammelten Geld jenen, die eine Spende bitter nötig haben. Das Geld dafür nehmen Vereine dabei immer häufiger durch die Teilnahme an Christkindl- und Weihnachtsmärkten ein.

Manchmal gründen Gruppierungen einen solchen Markt auch gleich selbst wie in Degerndorf, wo in diesem Jahr der trist-graue Dezemberhimmel kaum jemanden vom Kommen abhielt: Dicht gedrängt schoben sich die Massen durch die Gässchen, nach Ansicht von Mit-Initiatorin Eva Henschelchen waren es mehrere Tausend Besucher. Ähnlich in Benediktbeuern: Der dortige Markt wird wie in Degerndorf ebenfalls fast ausschließlich von den Vereinen des Dorfes beschickt, die Selbstgemachtes anbieten und dafür rund ein Jahr im Voraus planen, stricken, basteln und nähen: "Salben und Liköre, Klosterarbeiten, Westen, Socken, Stulpen oder Früchtebrot", zählt Mit-Organisatorin Barbara Meindl auf. Ein Rezept, das auf Resonanz stößt: An die 20 000 Menschen besuchen jährlich den Benediktbeurer Markt, lautet die Schätzungen der Veranstalter. Auch hier werden die Erlöse, nach Abzug der Kosten, gespendet "für den guten Zweck und örtliche Belange", sagt Meindl. In Degerndorf gibt es schon konkrete Zahlen zum diesjährigen Erlös: Waren es 2012 schon rund 10 000 Euro, so übertrafen die Degerndorfer und ihre Besucher die Summe heuer mit 12 400 Euro sogar noch. Davon wurden 8000 Euro bereits am Freitag an die Aktion Sternstunden übergeben, in Kürze geht der Restbetrag an den bäuerlichen Hilfsdienst und weitere örtliche Hilfsverbände.

Solche Summen lassen die Frage aufkommen, welchen Anteil der Staat fordert. Bei gemeinschaftlichen Festveranstaltungen müssen schließlich immer auch Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer und Umsatzsteuer bedacht werden. Die Degerndorfer lassen ihren Markt als Sonderveranstaltung registrieren, werden aber als Dorfgemeinschaft nicht wie ein eigenständiger Betrieb behandelt. Gewerbesteuer fällt deshalb nach Angaben von Mit-Organisatorin Cathy Riesch nicht an. Ob ein am Markt beteiligter einzelner Verein Körperschaftsteuer bezahlen muss, hängt davon ab, ob seine Einnahmen die Grenze von 35 000 Euro überschritten haben. Und Umsatzsteuer wird erst dann erhoben, wenn die Einnahmen im Vorjahr 17 500 Euro überstiegen haben. Wegen dieser hohen Grenze können gerade die Veranstalter, die ihre Märkte nicht aus kommerziellen Gründen abhalten, sondern rein für einen guten Zweck, die Abrechnungen recht gelassen abwarten und hundert Prozent ihrer Erlöse weitergeben.

Spenden: Beim Degerndorfer Dorf-Adventsmarkt im örtliche Schulgarten kam eine Spendensummen von 12 400 Euro zusammen.

Beim Degerndorfer Dorf-Adventsmarkt im örtliche Schulgarten kam eine Spendensummen von 12 400 Euro zusammen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Für manche Vereine sind die Märkte deshalb eine willkommene Gelegenheit, die eigene Finanzlage aufzubessern: So war etwa die DLRG-Jugend des Ortsverbandes Schäftlarn-Wolfratshausen an den ersten Adventswochenenden sowohl auf dem Christkindlmarkt in Wolfratshausen als auch auf dem Weihnachtsmarkt am Kloster Schäftlarn aktiv. "Weil wir uns die Standgebühr, die in Wolfratshausen im dreistelligen Bereich liegt, nicht leisten können, unterstützen wir andere, indem wir ihnen Personal stellen", erklärt Mathias Feichtbauer, Zweiter Vorsitzender der DLRG. So hatten die jungen Helfer etwa die Spülschichten für Tassen und Terrinen beim Lions-Club am Wolfratshauser Markt übernommen; die Lions revanchierten sich mit einer Spende in Höhe von 1000 Euro an den Nachwuchs der Lebensrettungsgesellschaft. Auch wenn die DLRG damit natürlich meilenweit entfernt ist von jeglicher Steuergrenze, "für uns war das nicht nur eine einmalig gute Sache, sondern gar eine Haupteinnahme", freut sich Feichtbauer.

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