Bad Tölz-Wolfratshausen:"Eine richtige Klatsche für die Freien Wähler"

Der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber freut sich über das Scheitern des G 8/G 9-Begehrens. Ergebnis im Landkreis: 2,9 Prozent. Elternsprecherin Susanne Arndt hofft auf strukturelle Verbesserungen

Von Thekla Kraußeneck, Bad Tölz-Wolfratshausen

Das gescheiterte Volksbegehren der Freien Wähler hat eines ganz gewiss erwirkt: Das neunjährige Gymnasium wird nicht zurückkehren, zumindest nicht in nächster Zeit. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen haben von 91 909 Stimmberechtigten 2641 ihre Stimme für das Volksbegehren zum neunjährigen Gymnasium gegeben: Das sind 2,9 Prozent aller Stimmberechtigten, was zufällig genau dem bayernweiten Ergebnis entspricht. Das geht aus den Zahlen hervor, die das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung auf seiner Internetseite veröffentlich hat. Der Oberammergauer FW-Landtagsabgeordnete Florian Streibl stellt schon jetzt in Aussicht, dass der Kampf um das G 9 weitergehen werde, "wenn es sein muss, bis zur nächsten Landtagswahl". Susanne Arndt indes, Sprecherin der Landeselternvereinigung der Gymnasien in Bayern und Elternbeirätin in Icking, sieht dazu keine Veranlassung und fordert strukturelle Veränderungen.

Aufgeben ist für Streibl keine Option. 950 000, also fast eine Million Menschen hätten in einem Zeitraum von zwei Wochen dem Vorhaben ihre Unterschrift geben müssen; das entspricht zehn Prozent der in Bayern lebenden Bevölkerung. Erreicht wurden nur drei Prozent, kein knappes Ergebnis also, sondern im Gegenteil ein ziemlich deutliches. Die Herausforderung sei einfach zu hoch gewesen: Eine Million Unterschriften in nur zwei Wochen, noch dazu bei kleinem Budget, schließlich seien die Freien Wähler nur eine kleine Gruppierung, sagt Streibl - das sei von vorneherein nur schwer zu schaffen gewesen. Außerdem seien so viele alternative Lösungsvorschläge laut geworden, dass die Bürger schlicht verwirrt gewesen seien. Er hätte sich mehr Unterstützung gewünscht, sagt Streibl, etwa durch den Philologenverband und die Landeselternvereinigung.

Abiturprüfung Gabriel von Seidl Gymnasium

Es bleibt dabei: Schon nach acht Jahren am Gymnasium stehen die Prüfungen zum Abitur an.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die LEV-Vorsitzende Arndt zeigt sich wenig überrascht. "Das wundert mich nicht", sagt sie über das Scheitern des Volksbegehrens. "Es traf nicht im Kern, was die Eltern wollen", nämlich eine "Verbesserung in der Umsetzung". Wichtig sei ihr eine Entrümpelung des deutlich überfrachteten Lehrplans. Beispiel Biene: Wie wichtig sei es, zu wissen, durch welche Tänze eine Biene mit ihren Artgenossen kommuniziert? Reiche es nicht zu wissen, dass es unter Bienen eine Staatenbildung gibt und Kommunikation stattfindet? Auch sei nicht die tägliche Anzahl der Unterrichtsstunden problematisch, sondern die der Unterrichtsfächer. Eine Umstellung auf vier Doppelstunden am Tag wäre ihrer Ansicht nach sinnvoller, als die Schüler durch acht verschiedene Fächer zu jagen. Teilweise umgesetzt werde das bereits am Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums in Icking, wo Arndt stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirats ist. Dass das nicht alle Schulen so machen, sei ihr ein Rätsel. Dürfte sie wählen, würde sie sich vom Kultusministerium eine Lehrerreserve wünschen. Damit könnten sich die Schulen entwickeln, glaubt Arndt.

Toni Lenhart, Vorsitzender des Elternbeirats am Gymnasium Geretsried, hatte zwar mit einem Scheitern des Bürgerbegehrens gerechnet - die Folgen seien unberechenbar gewesen, etwa hätte sich das Gymnasium Geretsried mit den Gymnasien in Bad Tölz und Icking zusammensetzen müssen, um festzulegen, wer künftig das G 8 und wer das g 9 anbieten würde.

Er halte das Begehren aber trotzdem für eine "sinnvolle Geschichte", sagt Lenhart: "Wir sind jetzt im Gespräch mit dem Kultusministerium. Ich denke, wir bekommen jetzt eine Lösung hin." Denn in einem sind sich alle einig: der Lehrplan muss entrümpelt werden, sagt auch der CSU-Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber. Auch wenn es ganz ohne Schadenfreude nicht geht ("Das war eine richtige Klatsche für die Freien Wähler"), sei natürlich nicht alles eitel Sonnenschein. "Wir wollen Ruhe an der Schulfront", sagt Bachhuber. Immerhin: Das gescheiterte Volksbegehrens habe "sicher dazu beigetragen".

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