ÖPNV:Kreistag ebnet Weg für Deutschlandticket

ÖPNV: Das Deutschlandticket kommt im Mai. Pro Monat kostet es vorerst 49 Euro.

Das Deutschlandticket kommt im Mai. Pro Monat kostet es vorerst 49 Euro.

(Foto: Manfred Neubauer)

Berlin hat zwar entschieden, die Umsetzung aber obliegt den Ländern, Landkreisen und Städten, weshalb es eine rechtssichere Vorschrift braucht. Allerdings sind noch viele Fragen offen.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Lange hat es gedauert, bis Bund und Länder sich über die Finanzierung des Nachfolgers des Neun-Euro-Tickets geeinigt haben. Nun steht fest, dass das 49-Euro-Ticket zum 1. Mai dieses Jahres eingeführt werden soll. Erhältlich sein soll es von 3. April an. Klingt einfach, ist es allerdings in der praktischen Umsetzung nicht: In Berlin wurde das Ticket zwar beschlossen, doch für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind die Länder zuständig. In Bayern ist der Freistaat der Aufwandsträger für den Schienenpersonennahverkehr, für die Busse sind die Landkreise zuständig. Dazu kommen noch Linien wie etwa in Bad Tölz und Geretsried, für die die Städte bezahlen. Damit letztlich alles rechtssicher ist und vor der Europäischen Union Bestand hat, muss der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen eine Allgemeine Vorschrift erlassen. In einer gemeinsamen Sitzung haben Kreisausschuss und Kreistag am Montag Landrat Josef Niedermaier (FW) ermächtigt, diese Vorschrift anordnen zu können.

Die Finanzierung von 2024 an ist nicht geklärt

Vieles sei noch nicht geklärt, was das neue Ticket angehe, sagte der stellvertretende Landrat Thomas Holz (CSU), der die außerordentliche Sitzung leitete. Die Umsetzung lasse zu wünschen übrig. In Berlin sei man sich wohl der Komplexität nicht bewusst gewesen, so werde die Einführung seiner Ansicht nach zur "Hudelei". Dennoch sei das Ticket zum Einführungspreis in Höhe von 49 Euro ein "gutes und einfaches Angebot", das nicht nur die Nutzer "enorm finanziell" entlaste, sondern vor allem einen wichtigen Beitrag leiste, den Individualverkehr zu verringern. "Aber es knirscht im Gebälk."

ÖPNV: Bürgermeister Thomas Holz (CSU) wirft Barthel vor, er mache das Walchenseekraftwerkt in seinem Antrag zum "Spielball persönlicher Interessen".

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das 49-Euro-Ticket soll vor allem digital angeboten werden. Bei einer Kontrolle zeigt der Fahrgast den QR-Code auf seinem Smartphone und den Ausweis vor, da das Ticket personenbezogen ist. Einige Länder wie Bayern forderten ein Ticket in Papierform. Unter anderem deshalb, weil nicht alle Verkehrsunternehmen aus dem Stand die digitalen Abos verkaufen könnten. Ebenso sollten ältere Menschen oder Schüler ohne Mobiltelefon die verbilligten Tickets erwerben können. Zumindest in Bayern ist das 49-Euro-Ticket in diesem Jahr gedruckt erhältlich. Was Kreisrätin Susanne Merk (Freie Wähler) begrüßte. "Es wäre schon krass, wenn man das Ticket allein über eine App kaufen kann", sagte sie. Es gebe auch Personen, die "nicht digitalisiert" seien. Hätten sie keinen Zugang zum 49-Euro-Ticket, weil sie es schlicht nicht am Schalter kaufen könnten, würde ein "Riesenklientel" verloren gehen. Das Ticket, das im Abo erhältlich und monatlich kündbar ist, gilt bundesweit im Nah- und Regionalverkehr, nicht im Fernverkehr (ICE, IC, EC oder Flixtrain).

Nicht nur, dass Berlin einen bundesweiten Tarif beschließt, ohne die rechtliche Kompetenz zu haben, geht es obendrein um die Frage der Finanzierung. Was sie betrifft, gibt es noch viele Fragezeichen - zumindest vom Jahr 2024 an. Es geht um die Übernahme von Defiziten. Denn voraussichtlich sind in den meisten Fällen die auf den langfristig vergebenen Buslinien gültigen Tickettarife teurer als das neue Deutschlandticket. Des Weiteren rechnen Experten mit finanziellen Ausfällen, weil Inhaber mit einem 49-Euro-Ticket aus ihrer Heimatregion den Nahverkehr etwa an ihrem Urlaubsort nutzen können, ohne dort eigens Fahrkarten kaufen zu müssen. Die Allgemeine Vorschrift soll daher unter dem Vorbehalt erlassen werden, dass Bad Tölz-Wolfratshausen durch die Einführung keine Kosten entstehen. Vorerst ist das gesichert, denn Bund und Länder finanzieren das Ticket mit drei Milliarden Euro - aber nur bis Ende des Jahres. Auch haben sie sich auf eine "Nachschusspflicht" geeinigt, sollte die Finanzierungslücke höher ausfallen. Damit die Busunternehmen planen können, sind Abschlagszahlungen Mitte/Ende April angekündigt. Was das Ticket von 2024 an kosten wird, sei offen, sagte Holz. Weshalb nun auch nur noch von Deutschlandticket und nicht mehr von 49-Euro-Ticket gesprochen werde.

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