Süddeutsche Zeitung

Reden wir über:Falsches und richtiges Parken

Von Quirin Hacker, Bad Tölz-Wolfratshausen

Oft ist der Behindertenparkplatz der einzige, der noch frei ist. Doch wer dort unerlaubt sein Fahrzeug abstellt, schadet denen, die auf eben jenen Parkplatz angewiesen sind. Der Behindertenbeauftragte des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen Ralph Seifert möchte dafür sorgen, dass weniger Menschen unberechtigterweise solche Plätze belegen. An diesem Mittwoch organisiert er deshalb die Veranstaltung "Fair Parken" in Bad Tölz.

SZ: Herr Seifert, Sie dürfen ja auf Behindertenparkplätzen parken, wann haben Sie zuletzt einen regulären Platz genutzt?

Ralph Seifert: Es gibt ja doch einige Plätze oder Einrichtungen, wo kein Behindertenparkplatz vorhanden ist. Vor Kurzem war ich im Circus Krone, da gab es keinen. Da musste ich im Halteverbot parken, was mir auch erlaubt war. Gerade in München kann es öfter passieren, dass da, wo man hin möchte, kein Behindertenparkplatz in der Nähe ist. Und dann muss man natürlich auf einen normalen zurückgreifen.

Haben Sie schon einmal erlebt, dass jemand unrechtmäßig auf dem Behindertenparkplatz geparkt hat?

Ja, das gibt es regelmäßig. Ich weiß nicht, ob das ein Spleen ist, den man als Rollstuhlfahrer entwickelt: Dass man automatisch reinschaut, ob da ein Ausweis drin liegt, wenn ein Auto auf einem Behindertenparkplatz steht. Bei einem Großteil ist einer hinterlegt, aber es kommt immer wieder vor, dass keiner drin liegt. Mal hat man vier Wochen, in denen man keinen erwischt, der widerrechtlich parkt. Und dann gibt es wieder eine Woche, da hat man gleich drei oder vier. Also das ist auch immer ein bisschen Zufall.

Was möchten Sie denn denjenigen sagen, die sich unberechtigterweise auf Behindertenparkplätze stellen?

Also, das ist eigentlich meine persönliche Meinung, beziehungsweise auch des Arbeitskreises Menschen mit Behinderung, und vor allem die Meinung der Betroffenen: dass man gerade in der heutigen Zeit versuchen sollte, immer ein bisschen mehr auf die Mitmenschen zu schauen und nicht einfach nur den eigenen Vorteil im Auge haben. Dass diese Parkplätze angelegt wurden, hat den Sinn, Verkehrswege zu erleichtern. Wenn es zum Beispiel regnet und ich muss 20 Meter fahren, weil der Parkplatz belegt ist, dann komme ich tropfnass zum Arzt oder zum Einkaufen. Und dann bin ich danach krank und das ist halt doof. Deswegen würde ich mir wünschen, dass man einfach das eigene Ego ein bisschen zurücksteckt und einfach Mal die fünf Meter geht, bevor man den Behindertenparkplatz unberechtigterweise belegt.

Was denken Sie, warum parken Autofahrer unberechtigt auf Behindertenparkplätzen?

Das ist reine Bequemlichkeit. "Weil ich muss ja nur schnell da rein." "Und da kommt eh keiner, der jetzt gerade den Parkplatz braucht." Das sind die gängigsten Ausreden.

Liegt es in manchen Situationen auch an der Parksituation?

Das spielt durchaus eine Rolle. Wenn ich zum Einkaufen gehe und die nächsten Parkplätze sind alle belegt, oder es ist gar keiner frei, dann lädt das natürlich ein, den Behindertenparkplatz zu benutzen. Oft passiert das an Ausflugszielen. Im Sommer am See, da sind die Parkplätze doch sehr schnell überfüllt. Ja, was machen wir denn da? (lacht)

Die Veranstaltung "Fair Parken" findet am Mittwoch, 11. Mai, ab 10 Uhr in Bad Tölz auf dem Schlossplatz 1 vor dem Rathaus statt.

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