Von Wolfratshausen bis Bad Tölz:Acht Tage Kultur

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Chronisch unterschätzt: Claudia Pichler packt aus. (Foto: Robert Haas)

Klassik oder Kabarett? Quartett oder Solo? Empfehlungen für die kommende Woche.

Am liebsten hätte sie einfach ihre Ruhe, sagt Claudia Pichler, doch die finde sie weder in München, "der Weltstadt mit Herzrhythmusstörungen", noch in ländlicher Idylle. Der Grund: Sie lasse sich halt gern provozieren von Menschen, die ihre Höflichkeit und Zurückhaltung schamlos ausnutzen, und von Männern, die sie "chronisch unterschätzen und sich selbst pathologisch überschätzen". Am Freitag, 7. Oktober, bahnt sie sich in der Tölzer "Lust" ihren Weg durch den Freistaat. "Sie beobachtet, sucht sich weibliche bayerische Vorbilder, schnappt auf oder manchmal über und macht sich ihren ganz eigenen Reim auf ihr bayerisches Universum - humorvoll, charmant, nixscheißert und mit dem ein oder andern Lied garniert", heißt es in der Einladung. Beginn in der Alten Madlschule ist um 20 Uhr. Karten gibt es bei Schreibwaren Zauner, Telefon 08041/78140, weitere Infos unter www.kulturverein-lust.de

Zebras in der Schlossakademie

Zebras im Etoscha Nationalpark. (Foto: Alois Hackermeier/OH)

Um Köcherbäume, Zebras und den Oryx geht es am Freitag, 7. Oktober, bei der "Multivisionsshow Namibia" in der Akademie am Schlossplatz in Bad Tölz. Alois Hackermeier gestaltet seit mehr als 30 Jahren landeskundliche Vorträge. In Namibia, einem dünn besiedelten Land im Süden Afrikas, besuchte er unter anderem den Etoscha Nationalpark, der zu den drei bedeutendsten Nationalparks Afrikas zählt. Im Badeort Swakopmund entdeckte er Ähnlichkeiten zu Seebädern an der Nordsee. Weiter nördlich am Cape Cross fotografierte er eine Kolonie mit mehr als 100 000 Robben. "Namibia zu zeigen, bereitet ihm viel Freude, die auch auf die Zuseher überspringt", heißt es in der Einladung. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet 14 Euro. Karten können unter anderem bei der Tourist-Information und im Marionettentheater reserviert werden.

Preisgekröntes Ensemble

Das Esmé-Quartett, hier bei einem Auftritt in Icking. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Streichquartette von Wolfgang Amadeus Mozart (Nr. 21 D-Dur KV575), Dmitri Schostakowitsch (Nr. 9 Es-Dur, op. 117) und Felix Mendelssohn Bartholdy (Nr. 6 f-moll, op. 80) bringt das Esmé-Quartett am Samstag, 8. Oktober, in der Reihe "Klassik pur im Isartal" zum Klingen. Die vier koreanischen Musikerinnen - Wonhee Bae (1. Violine), Yuna Ha (2. Violine), Jiwon Kim (Viola) und Yeeun Heo (Violoncello) - fanden sich 2016 an der Hochschule in Köln zum Quartett zusammen und machten sich rasch einen Namen als außergewöhnliches Kammerensemble. Im Frühling 2018 gewannen sie einen ersten Preis und vier Sonderpreise beim Londoner Wigmore-Hall-Streichquartett-Wettbewerb, ein halbes Jahr später wurden sie Preisträger der Académie du Festival d'Aix. Ihr Konzert in der Wolfratshauser Loisachhalle beginnt um 19.30 Uhr. Karten zu 30/15 Euro gibt es über München Ticket.

Zweimal Loli, einmal Well

Philippe Loli bringt seine Gitarre und seinen Sohn Guiliano mit in den "Hinterhalt". (Foto: Thomas Herrmann)

Jazz und Klassik begegnen sich am Samstag, 8. Oktober, im Geltinger Hinterhalt, wenn sich drei Musiker zu einer Premiere zusammenfinden. Philippe Loli, sein Sohn Guiliano Loli und Matthias Well stellen sich als Barock & Jazz Trio vor. Der junge Monegasse Guiliano Loli studiert im Masterstudiengang Filmmusik, Komposition und Klavier an der Musikhochschule in München und spielt unter anderem in der Formation Florian Paul und die Kapelle der guten Hoffnung. Matthias Well studiert ebenfalls in München Violine bei der Geigerin Mi-kyung Lee, ist Fanny-Mendelssohn-Preisträger und tritt unter anderem mit den NouWell Cousines auf. Der Gitarrist Philippe Loli ist gern gesehener Gast in der Kulturbühne "Hinterhalt" und bekannt für seine Eigenkompositionen, von denen es auch am Samstag wieder einige zu hören gibt. Beginn ist um 20 Uhr. Karten zu 18 Euro gibt es bei Ohnverpackt in Wolfratshausen, Sport Utzinger in Geretsried, am Campingplatz Wolfratshausen und über info@hinterhalt.de

Wildnis übersetzen

Um die "Neue Wildnis in der Literatur" dreht sich am Samstag, 8. Oktober, das Gespräch bei der Stiftung Kunst und Kultur in Nantesbuch. Unter dem Motto "Ein Lama im Haus" lädt das preisgekrönte Übersetzer-Duo Frank Sievers und Andreas Jandl zu einer Lesung und anschließendem Gespräch ins Lange Haus auf Gut Karpfsee (Gemeinde Bad Heilbrunn) ein. Die beiden haben Werke namhafter Nature-Writing- Autoren wie Robert Macfarlane, Roger Deakin und J. A. Baker ins Deutsche übersetzt. An diesem Abend stellen sie besonders eindrückliche und spannende Naturtexte vor. Im Wechsel dazu berichten sie von ihren erhellenden und unterhaltsamen Erlebnissen und Aha-Momenten auf den Spuren der Autoren und der Suche nach den richtigen Worten. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt kostet 12/8 Euro. Infos unter kunst-und-natur.de

Mann-Vortrag

Thomas Mann hatte ein Haus in Bad Tölz. Heute erinnert dort eine Statue an den berühmten Schriftsteller. (Foto: Manfred_Neubauer)

Vor 100 Jahren, am 13. Oktober 1922, hielt Thomas Mann seine berühmte Rede "Von deutscher Republik". In dieser bekannte er sich zur neuen deutschen Demokratie, "weil er von den Gewaltexzessen, die sich gegen die Repräsentanten der Republik richteten, angewidert war", so der Tölzer Mann-Kenner Christof Botzenhart. Er hat einen ausgewiesenen Mann-Experten zum Jubiläumsvortrag nach Bad Tölz eingeladen: Dieter Borchmeyer, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Heidelberg, spricht am Dienstag, 11. Oktober, zum Thema "Thomas Manns Weg zur Demokratie". Beginn im Stadtmuseum ist um 19.30 Uhr, Eintritt frei.

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