Süddeutsche Zeitung

Bad Tölz:Winter fast ohne Schnee

Die Kurdirektorin sieht Bad Tölz für den Klimawandel bestens gewappnet. Allerdings haben in den Ferien viele Touristen abgesagt.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Auf den Schnee ist schon lange kein Verlass mehr. Was aber machen Winterurlauber in Bad Tölz, wenn es gar nicht winterlich ist? Und was macht die Stadt, wenn sie womöglich ausbleiben? Diese Fragen treiben den CSU-Ortsverband um, am Donnerstag veranstaltete er im Binderbräu eine Diskussion dazu. Kurdirektorin Brita Hohenreiter gab sich entspannt: "Wir sind nicht auf den Wintertourismus angewiesen."

Die Skiurlauber kommen nicht nach Bad Tölz

Die Gäste, die in den Wintermonaten nach Tölz kämen, seien nicht die klassischen Skiurlauber. Denn die suchten sich ein Urlaubsziel unmittelbar an den Bergen. Lenggries zum Beispiel oder das Zillertal. Nur ein Viertel der Übernachtungen zählt die Touristinfo in den Monaten Dezember bis März, drei Viertel der Gäste kommen im Rest des Jahres. Darum bleiben in Tölz die Zahlen stabil, anders als in reinen Wintersportdestinationen, die in milden Wintern mit großen Einbußen leben müssen. Ein Problem ist Schneemangel nur in den Weihnachts- und Faschingsferien. Hohenreiter sagte, es habe in diesem Winter viele kurzfristige Absagen geben. Denn oft hätten Eltern Skikurse für ihre Kinder gebucht, die ausfallen mussten.

Wer im Winter Urlaub in Bad Tölz macht, komme meist aus anderen Gründen: Er sucht Ruhe, genießt die Kombination aus städtischem Flair und Natur. Nutzt das ausgedehnte Winterwandernetz, und, wenn genügend Schnee liegt, die Rodelbahn am Blomberg oder die Langlaufloipe um den Reutberg. Wintergäste in Tölz sind häufig Messebesucher, die während der Messehauptzeit von Januar bis April Quartier beziehen. Auch Landwirte kämen bevorzugt im Winter zu Kuren, sagte Hohnreiter, weil sie dann Zeit hätten.

Ausgebaut werden sollen die Kooperation mit Krankenkassen bei Gesundheitsprogrammen sowie das Tagungsangebot. Ganz wichtig sei für den Wintertourismus der Christkindlmarkt, den viele Busreiseveranstalter im Programm hätten. Dass Blombergbahn-Chef Hannes Zintel seit November 2014 den Schwerpunkt von Ski auf Rodel gelegt hat, nannte Hohenreiter eine "sehr kluge Entscheidung", nicht nur aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Denn Rodeln sei "ein Riesenmarkt", weil Skifahren für Familien inzwischen sehr teuer sei.

Die Winter sind schlechter geworden, die Ansprüche höher

Seit 46 Jahren sei seine Familie im Geschäft, sagte Zintel. "Die Winter sind immer schlechter geworden und die Ansprüche der Gäste immer höher." Aber selbst mit "Abermillionen-Investitionen" käme man im Isarwinkel nicht dahin, wo das Zillertal heute schon sei.

Viele Regionen in Österreich hätten nichts anderes als den Wintersporttourismus und nicht selten eine "Umweltverschandelung", wie CSU-Ortsvorsitzender Ingo Mehner beklagte. In Tölz sei der Tourismus nicht das einzige Standbein, unabhängig vom Wetter biete die Stadt beste Infrastruktur: Kletterhalle, Bowlingbahn, Hallenbad mit neuer Sauna, Eisstadion, Marionettentheater, Planetarium und Kurhaus. "Davon profitieren auch die Bürger", sagte Hohenreiter. Um im harten Tourismusmarkt bestehen zu können, sei die regionale Zusammenarbeit wichtig. Nicht jeder Ort müsse das komplette Portfolio anbieten. "Lenggries ist nicht unsere Konkurrenz."

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SZ vom 05.03.2016
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