Bad Tölz:Wellness für die rechte Gehirnhälfte

Tölzer Stadtrat genehmigt ein zweites Bad, das aber keine Kopie des "Alpamare" sein darf. Orthopäde Werner Klingelhöffer bietet dazu ein Konzept, das auf kinesiologischen Einschätzungen beruht

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Kurz vor der Sommerpause hat der Tölzer Stadtrat ein neues Wellnessbad genehmigt. Das Gremium stimmte dem Vorhaben am Dienstagabend einmütig zu und beauftragte die Verwaltung, dies mit den Firmen Redserve und Arcus abzustimmen, die zugleich ein Hotel auf dem vorgesehenen Gelände an der Arzbacher Straße und Bockschützstraße planen. Auch inhaltlich gewinnt die Wellness-Anlage langsam Konturen: Der Tölzer Orthopäde und Sport-Kinesiologe Werner Klingelhöffer präsentierte ein Konzept mit dem Namen "Natura Tölz". Geplant seien nicht beliebige Saunen, sondern "eine elementbezogene Gesamtkonzeption mit Tölzer Spezialitäten", sagte er.

Gleich am Anfang stellte Kämmerer Hermann Forster klar, dass das Spa nicht zu einer Kopie des "Alpamare" werden dürfe. "Kein Spaßbad, kein Rutschen-Paradies, keine Therme, kein Hallenbad, kein Kinderbad." Stattdessen soll es Teil der Neuen Tölzer Hotelkultur sein, die auf Seminaren, Gesundheit und Wellness basiert. Neben einem aktiven Programm mit Therapien, Ernährung und Bewegung sollen die Gäste in dem neuen Bad vor allem einen Rückzugsort finden, um sich zu entspannen. "Wellness ist der Wohlfühlaspekt bei der Gesundheit", sagte Sportwissenschaftler Florian Wiedemann, der sein Gesundheitskonzept im Zuge der Hotelkultur im Herbst im Detail vorstellen will.

Eine Einrichtung, die dem momentanen Lifestyle entspricht, lehnt Klingelhöffer ab. Als Vehikel für sein Konzept "Natura Tölz" - diesen Namen hat er bereits beim Europäischen Patentamt schützen lassen - dient ihm der kinesiologische Ansatz. Demnach sitzt in der linken Gehirnhälfte die analytische Intelligenz des Menschen, in der rechten hingegen die emotionale Intelligenz. "Und die ist für das Bad entscheidend", sagte Klingelhöffer, da sie unter anderem Wertschätzung, Anerkennung und Respekt umfasse. Dem ordnet er in dem Spa die Elemente Feuer, Wasser, Holz, Erde und Metall zu, die "mit tölzerischen Mitteln" zu gestalten seien. Zum Beispiel Lehm, Moor und Jod für das Element Erde, Quellen für Wasser oder Wälder und Pflanzen für Holz. Eine Sauna könne man so etwa aus lauter roten Ziegeln bauen oder auch als Schmiede errichten. Eine bestimmte Zielgruppe hat Klingelhöffer für das Spa nicht im Visier. Er möchte alle im Alter "von 16 bis 100 Jahren" ansprechen, flexibel sein für die jeweiligen und sich mit der Zeit ändernden Bedürfnisse der einzelnen Generationen. Insgesamt wolle er den Gästen "vermitteln, wo wir herkommen, nämlich aus der Natur".

Den Stadtratsfraktionen hatte er seine Ideen schon vor der Sitzung in gut zweistündigen Treffen erläutert. Für Robert Paintinger (CSU) ist dieser Ansatz "nicht selbsterklärend". Ihm erschloss sich nicht recht, worin das Alleinstellungsmerkmal für Tölz in diesem Konzept liegen soll. "Ein Spa, das auf dieser Philosophie basiert, gibt es noch nirgends", erwiderte Bürgermeister Josef Janker (CSU). Andrea Grundhuber (Grüne) regte an, sich mit einer Entscheidung für "Natura Tölz" mehr als drei Monate Zeit zu lassen, um bedarfsgerechter zu planen. Andere Stadträte befürworteten das Konzept. Willi Streicher (SPD) sprach von einer "Klammer" für die Tölz-typischen Elemente, die das Bad bieten soll. Die habe bisher gefehlt. Mehrere Mandatsträger mahnten an, das neue Spa mit den Plänen der Hotelentwickler zu koordinieren. "Das Hotel ist mindestens genauso wichtig wie das Bad", sagte Peter van der Wippel (FWG). Dies habe die Stadt nie anders gesehen, antwortete Janker und zitierte aus einem Schreiben von Redserve und Arcus, die Klingelhöffers Konzept "sehr positiv" bewerteten. Anfang August fährt Janker nach Innsbruck, um mit den Hotelentwicklern weitere Gespräche zu führen.

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