Bad Tölz:Naturhotel statt Natur

Hotel Wackersberger Höhe

Ein Naturhotel, das den Stadtwald einbezieht, planen die Eheleute Tien auf der 8400 Quadratmeter großen Wiese auf der Wackersberger Höhe.

(Foto: Manfred Neubauer)

Stadtrat billigt Bauprojekt auf der Wackersberger Höhe

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Wenn ein neues Hotel gebaut werden soll, gibt es in Bad Tölz meist erheblichen Widerstand - das ist bei dem Projekt auf der Wackersberger Höhe nicht anders. Auf rund 8400 Quadratmetern Fläche wollen die Eheleute Andrea und Johannes Tien dort ein Vier-Sterne-Naturhotel in Form mehrerer Chalets errichten. Trotz aller Kritik an diesem Vorhaben segnete der Tölzer Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstagabend im Kurhaus den Entwurf des entsprechenden Bebauungsplans mit 17 zu sieben Stimmen ab. Dagegen votierten Christof Botzenhart, Julia Dostthaler, Gabriele Frei (alle CSU), Johanna Pfund, Johannes Gundermann, Moritz Saumweber und Dorothea Bigos (alle Grüne).

Die Stadt hat für das umstrittene Projekt ein Bodengutachten, ein Lärmgutachten und ein Oberflächenwasserkonzept erstellen lassen, inzwischen fand auch eine artenschutzrechtliche Prüfung statt. Das Ergebnis, so Bauamtsleiter Christian Fürstberger: "Es sind dort keine relevanten Arten betroffen." Falls das Hotel gebaut wird, bewege sich die Zunahme des Verkehrslärms tagsüber bei 0,6 und nachts bei 1,4 Dezibel - "das ist für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar", so Fürstberger. Was das Oberflächenwasser betrifft, so habe man ein 30-jähriges Regenereignis zugrunde gelegt. Mit dem geplanten Weiher und mit Rigolen könne man das Wasser zurückhalten, teilte Fürstberger mit.

Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) mahnte eine sachbezogene Auseinandersetzung um das Hotelprojekt an. Befürworter seien im Vorfeld als unkritische Ja-Sager, Kritiker als Verhinderer und Blockierer tituliert worden, monierte er. "Was man niemals verlieren darf, ist der Respekt voreinander", so Mehner. Empört äußerte sich Filiz Cetin (SPD) über den Druck, der vor der Sitzung auf die Stadträte von außen ausgeübt worden sei. Sie sprach von einer regelrechten "E-Mail-Flut", wobei manche Äußerungen in diesen Schreiben "teilweise unter die Gürtellinie" gingen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Stadtratsmitglieder und Stadtverwaltung so diffamiert werden", sagte sie.

Ein klares Bekenntnis zu dem Neubau auf der Wackersberger Höhe legte FWG-Fraktionschef Peter von der Wippel ab. "Wenn wir dagegen stimmen, dann beschließen wir für die nächsten Jahre und Jahrzehnte, dass da oben eine Kuhwiese bleibt", sagte er. Für Willi Streicher (SPD) ist es geradezu ein Glücksfall, dass das Ehepaar Tien "Investor und Betreiber in einem" sei. Das Naturhotel sei "ein wunderbares Nischenprojekt", befand er.

Horrorgeschichte, Science-Fiction-Story, Abenteuerroman - CSU-Fraktionssprecher René Mühlberger wusste nicht recht, welche Literaturform am besten auf die vergeblichen Mühen der Stadt passte, in der vergangenen Dekade ein Hotel in Bad Tölz anzusiedeln. Um ein "Filet-Stück", wie manche Kritiker des Naturhotels argumentieren, handle es sich bei dem Areal auf der Wackersberger Höhe jedenfalls nicht, meinte er. "Ich habe nicht gehört, dass Investoren oder Ideengeber in den letzten zehn, 15 Jahren dort Schlange standen." Das Projekt könne auch "eine Auftaktsituation" für weitere Vorhaben dieser Art sein, hob Mühlberger hervor.

Dagegen sprach Johanna Pfund von einem "Super-Grundstück", mit dem man sorgfältig umgehen müsse. Sie vermisse "eine schöne Bauform" und - trotz aller Natur-Philosophie - auch "ein bisserl ein Konzept", sagte die Grünen-Fraktionssprecherin. "Dem, was vorliegt, kann ich so nicht folgen, es ist nicht das, was wir dort wollen." Dorothea Bigos (Grüne) verwies auf das Bodengutachten, wonach der Untergrund auf der Wackersberger Höhe "inhomogen" sei. Dies bedeute, so Bigos: "Wir wissen nicht genau, wie sich das Wasser im Boden verhält." Wenn es verstärkt über den Hang hinab ströme, könne es sein, dass das Auffangbecken unten an der Bundesstraße 472 nicht ausreiche - so wie beim jüngsten Hochwasser.

Dem hielt Bauamtsleiter Christian Fürstberger entgegen, dass dieses Becken eben gepflegt werden müsse, was damals nicht geschehen sei. Die Einwände von Bigos will er gleichwohl dem Gutachter vorlegen.

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