Bad Tölz:Und der Gewinner ist: Kultur

Alle acht mit dem Bürgerpreis 2015 ausgezeichneten Gruppen und Personen haben sich um die Vielfalt verdient gemacht

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Kunst verbindet manch Kulturbeflissener nur mit großen Städten. Draußen auf dem Lande sei sie, na ja, vielleicht gut gemeint, aber selten gut gemacht. "Eine Fehleinschätzung", sagte Bundestagsabgeordneter Klaus Barthel (SPD) bei der Verleihung des Bürgerpreises 2015 am Mittwochabend im Sparkassen-Center in Bad Tölz. Deshalb sei es wichtig, "deutlich zu machen, was es bei uns an kultureller Vielfalt gibt". Die Auszeichnung für ehrenamtliche Kräfte, die bundesweit vergeben und im Landkreis von der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen ausgelobt wird, stand heuer unter dem Motto "Kultur leben - Horizonte erweitern".

19 Vorschläge wurden eingereicht, acht Preisträger wählte die Jury aus. Das sei alles andere als eine leichte Aufgabe gewesen, sagte Sparkassen-Direktor Walter Obinger. "Wir waren beeindruckt von der Qualität der Bewerbungen." Neben Obinger gehörten Landrat Josef Niedermaier und Kreisheimatpfleger Martin Englert zu den Juroren. Sie vergaben den Preis fünfmal in der Kategorie "Alltagshelden", zweimal für das "Lebenswerk" und einmal in der Rubrik "U 21" für unter 21-Jährige.

Theater, Musik, Traditionspflege oder auch kritischer Umgang mit der Geschichte - die Auswahl der Gewinner gab einen Einblick in die Bandbreite des kulturellen Angebots im Landkreis. Das sei "sehr vielfältig und unterschiedlich", sagte Obinger. Verwunderlich nur, dass der Bürgerpreis der Initiative "Für mich, für uns, für alle" - ein Zusammenschluss von Bundestagsabgeordneten, Sparkasse, Landkreisen und Kommunen - noch nie der Kultur gewidmet war, seit ihn die Sparkasse im Landkreis vergibt, nun immerhin zum neunten Mal. Da werde es schon mal Zeit, meinte Sybille Krafft, Vorsitzende des Historischen Vereins Wolfratshausen, am Rande der Veranstaltung.

Normalerweise dient die Vergabe des Bürgerpreises vor allem dazu, ehrenamtlich Engagierten einmal im Jahr eine öffentliche Bühne zu bieten und ihre Einsatzfreude wortreich zu würdigen. "Jede Arbeit, die ehrenamtlich geleistet wird, ist wichtig, ist bedeutend, ist wertvoll", sagte Obinger. Allerdings warnte Barthel vor billigen Lobpreisungen. Die Tätigkeit der rund 23 Millionen Ehrenamtlichen in Deutschland entlaste zwar Bund, Länder und Kommunen, führe aber manchmal dazu, einfach Aufgaben an sie abzuwälzen. Sei es in der Pflege alter oder kranker Menschen, sei es in der Betreuung von Asylbewerbern, "das Ehrenamt darf nicht dazu führen, den staatlichen Rückzug und Sparmaßnahmen zu organisieren", sagte Barthel. Mitunter fühlten sich die Menschen in ihrer freiwilligen Arbeit alleine gelassen und überfordert. Außerdem macht der Sozialdemokrat mittlerweile "Grauzonen" zwischen Mindestlohn und Ehrenamt aus: "Wir müssen dafür sorgen, dass Ehrenamt Ehrenamt und bezahlte Arbeit bezahlte Arbeit bleibt", sagte er.

Auf eine Debatte über den Mindestlohn mochte sich Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan (CSU) am Rednerpult nicht einlassen. Für ihn wäre Deutschland und vor allem Bayern "ärmer ohne die Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, die diesem Land ein Gesicht geben und es mitgestalten". Gerade in Kultur und Geschichte komme es darauf an, selbst zu wissen, wo man herkomme, um Neues anzunehmen und Vorbild zu sein. Als Beispiel nannte er den Umgang mit Flüchtlingen. "Wir müssen unsere Kultur bewahren und neugierig sein auf andere Kulturen", sagte er. Dazu sei ein respektvoller Umgang auf beiden Seiten nötig.

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