Bad Tölz:Treffen der Kulturen

Peter Urban

Peter Urban mit den Flyern für seine Veranstaltungen. An den beiden kommenden Mittwochen werden erstmal Ideen gesammelt.

(Foto: Manfred Neubauer)

In der Alten Madlschule sollen nach dem Wunsch von Peter Urban Migranten aus der ganzen Welt zusammen kommen

Von Petra Schneider, Bad Tölz

"Interkulturelle Arbeit ist mir ein Anliegen", sagt Peter Urban. So nüchtern dieser Satz auch klingt - für Urban ist das eine Herzensangelegenheit. Im Meditationsraum seines Hauses liegen Zettel mit Notizen, Pfeildiagramme und Konzepte, die er ausgearbeitet hat. Viel kann der Sozialpädagoge erzählen: Über seine Reisen nach Israel, über das Tanzen, das für ihn Möglichkeit zur Begegnung mit anderen ist. Urban gibt ehrenamtlich Deutschunterricht für Flüchtlinge aus Eritrea. Gemeinsam mit der Vorsitzenden der Komischen Gesellschaft, Verena Peck, hat er das Welttanzfest und den Filmabend "Dancing in Jaffa" organisiert.

Dabei soll es nicht bleiben, der 52-Jährige hat drei weitere Veranstaltungen in der Madlschule geplant: An den Mittwochen, 18. November, und 2. Dezember, sollen bei interkulturellen Treffen für alle Interessierten Ideen gesammelt werden, am 16. Dezember findet ein Bollywood-Filmabend statt. "Die meisten Muslime, egal welcher Nationalität, lieben diese Filme", sagt Urban. Er wünscht sich, dass sich die Madlschule zu einem festen "Weltkulturentreff" entwickelt, einem Begegnungsraum für Sprache, Spiele, Musik, Filme und Tanz. Dafür sucht er "Mitstreiter", obwohl er das Wort nicht mag, weil es irgendwie aggressiv klinge. Sein Ansatz in Bezug auf die Flüchtlinge lautet: "Hilfe zur Selbsthilfe".

Heißt konkret: Diejenigen, die schon Deutsch sprechen, könnten als Multiplikatoren fungieren und andere Flüchtlinge beim Spracherwerb unterstützen oder sich bei der Organisation von Veranstaltungen einbringen. Urban will Anreize zur Eigeninitiative geben und Menschen ermutigen, die Kultur ihrer Herkunftsländer zu zeigen. So könnten kulturelle Missverständnisse aufgelöst werden.

Klare Regeln seien nötig, wie die Erfahrungen beim Welttanzfest in der Madlschule gezeigt hätten: Dort habe es Konflikte gegeben, weil etwa 50 arabischstämmige junge Männer irgendwann den "Raum dominiert" und nur ihre Musik gespielt hätten. Zum Ärger mancher Afrikaner. Auch Alkohol habe eine Rolle gespielt. Frauen seien aber nicht belästigt worden, und die Security habe die Wogen glätten können. "Irgendwann hat ein junger Mann aus Uganda Bob Marley gesungen, und da ist allen das Herz aufgegangen", sagt Urban.

Um von vornherein Konflikte zu vermeiden, hat er eine Art Leitfaden für künftige Welttanzfeste zusammengestellt: Kein Alkohol, Lieder sollen vom DJ ausgesucht werden, ein Informationsaustausch mit der Security im Vorfeld, die Anwesenheit von Übersetzern, Tanzeinlagen verschiedener Kulturen, lauten einige Punkte. Demnächst will er sich darüber mit dem städtischen Sozialplaner Armin Ebersberger besprechen. "Wenn Menschen ihren Kulturbereich verlassen, haben sie ein Identitätsproblem", sagt Urban. Oft würden die Medien genutzt, um sich der eigenen Identität zu versichern. In den Flüchtlingsunterkünften laufe deshalb fast rund um die Uhr der arabische Sender "Al Jazeera", "ein Propagandasender", in dem überwiegend Bilder von Kriegen gezeigt würden.

Wichtig sei es, Begegnungsräume zu schaffen, "wo auch wir unsere Kultur und Werte vermitteln können." Die Stadt habe mit dem Integrationsfest im Mehrgenerationenhaus einen guten Anfang gemacht, lobt Urban. Daran müsse man anknüpfen. Ideen hat er viele: Einen "Markt der Begegnungen" in der Wandelhalle zum Beispiel, bei dem verschiedene Nationen landestypische Speisen anbieten könnten. Ein Kulturcafé und regelmäßige Welttanzfeste. "Die Menschen kommen hierher, weil es bei uns Frieden und Wohlstand. Das ist aber nichts, was vom Himmel fällt. Da muss jeder seinen Teil dazu beitragen."

Neulich hat er auf einem Teebeutel einen Spruch gelesen, der ihm gut gefällt: "Lieber ein kleines Licht anzünden, als sich über die Dunkelheit beschweren."

Mittwoch, 18. November und 2. Dezember, interkulturelle Treffen mit Ideenausstausch, Mittwoch, 16. Dezember, Bollywood-Filmabend. Beginn jeweils 19 Uhr, Alte Madlschule, Schulgasse 3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: