Theater in Bad Tölz:Vorhang auf für einen neuen Vorstand

Lesezeit: 2 Min.

Szene des Abschieds und Neubeginns: Manuel Papapicco und Verena Peck übergeben an Charlotte Rein und Marc Schröder (von links). (Foto: Manfred Neubauer/Manfred Neubauer)

Zwölf Jahre lang hat Verena Peck die "Komische Gesellschaft" geleitet. Nun gibt sie ihr Amt ab. Und ein junges Team übernimmt.

Von Paul Schäufele, Bad Tölz

Seit drei Jahrzehnten ist die Komische Gesellschaft ein wichtiger Teil der Kulturlandschaft in und um Bad Tölz. Das liegt nicht zuletzt an der Arbeit von Verena Peck, die den Verein in den vergangenen zwölf Jahren geleitet hat. Sie - und mit ihr der gesamte Vereinsvorstand - hat das Zepter nun aus eigenem Antrieb weitergegeben an die nächste Generation, an ein Team junger Menschen.

Wehmut ist nicht zu spüren an diesem Abend im Gasthaus Zantl in Bad Tölz, eher Aufbruchsstimmung und auch Rührung. Gründer Tobias Fuhrmann erinnert daran, wie sich zum Jahreswechsel 1993/1994 ein Grüppchen theaterbegeisterter Schüler des Tölzer Gymnasiums dazu entschlossen habe, die in der Schule begonnene Theaterarbeit selbst fortzuführen. Mit der Wahl des neuen Vorstands schließt sich an diesem Abend ein Kreis.

Das fünfköpfige Leitungsteam besteht fast ausschließlich aus Neuzugängen, deren Theaterleidenschaft am Tölzer Gabriel von Seidl-Gymnasium entfacht wurde. Am Abend wurden noch hastig Mitgliedsanträge ausgefüllt, um die Wählbarkeit sicherzustellen. Ins Amt der Vereinsvorsitzenden gelangt so Charlotte Rein. Die 19-Jährige studiert derzeit in Nürnberg Anglistik und Theaterwissenschaft und hat ihre dramaturgische Versiertheit im vergangenen Sommer unter Beweis gestellt. Als Schauspielerin und Regisseurin wirkte sie in der Produktion "Zum weiten Feld" in der Alten Madlschule mit. Hilfe bei der durch die Komische Gesellschaft geförderten Produktion erhielt sie von Marc Schröder. Der 21-jährige gelernte Schreiner unterstützt Rein auch weiterhin: Er folgt auf Manuel Papapicco als zweiter Vorsitzender.

Inspiriert von der Tölzer "West Side Story"

Die Idee, sich auch nach dem Abitur theatralisch einzubringen, kam Rein und Schröder während der Arbeit an der umjubelten Schulproduktion von "West Side Story". Auf der Bühne zu stehen, sehen die beiden als Möglichkeit, sich im Rahmen der Fiktion zur echten Welt zu verhalten. "Das Schöne daran ist, in eine andere Welt zu schlüpfen, die Probleme der Rolle mitzunehmen und daran zu wachsen", sagt Schröder. Den Anspruch der Komischen Gesellschaft, gesellschaftlich relevante Themen aufs Tableau zu bringen, möchten die beiden daher unbedingt fortführen. Die Vision sei, "auch herausfordernde Themen anzusprechen", sagt Schröder. Rein ergänzt, dass es darum gehe, etwas zu tun, was in Tölz noch nicht gemacht wurde. Sie denke dabei zum Beispiel an Outdoor-Theater. "Wir sind noch jung, wir können so was machen", sagt Rein und lacht.

Ebenfalls neu im Team sind Luzia von Huene, die als Kassenwartin auf ihren Vater Anselm folgt. Kassenprüfer ist nun Luca Bührle, Manuel Schwarz hatte sich nicht mehr um das Amt beworben. Martin Maier-Morlock, der lange Jahre Schrift geführt hat, wird abgelöst von Kilian Widmann. Beisitzer des Vorstands sind Christoph Bochum und Jürgen Reif. Abgesehen von Reif, der der Komischen Gesellschaft schon lange als Leiter der Improvisations-Gruppe verbunden ist, sind damit alle Ämter mit Neumitgliedern besetzt.

Verena Peck war zwölf Jahre lang das Gesicht der Komischen Gesellschaft. (Foto: Manfred Neubauer/Manfred Neubauer)

Verena Peck hat diesem neuen Vorstand ihre Unterstützung zugesichert. Als sie auf ihren Anfang als Vorsitzende zurückblickt, zieht sie Parallelen. Auch sie kam durch den Gymnasialkurs "Dramatisches Gestalten" zum Theater, hat die Aktivitäten der Komischen Gesellschaft während des Studiums in Wien verfolgt und sich 2010 dazu entschlossen, einmal selbst mitzuspielen. Als dann die Anfrage kam, den Vereinsvorsitz nach Jahren der Instabilität zu übernehmen, sagte sie sich "Warum nicht?". Heute resümiert sie die zwölf Jahre mit acht großen Produktionen, in denen sie stets als Schauspielerin aufgetreten ist, Kooperationen mit Ulla Haehns Inklusionsprojekt "Theater für alle" sowie diversen Kabarett-Veranstaltungen einfach als "eine richtig coole Ära, eine gute Zeit".

Den Nachwuchs möchte Peck ganz bewusst nicht in der Gestaltung der Vereinsarbeit beeinflussen, steht aber nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite. Was sie den jungen Leuten schon jetzt auf den Weg mitgeben kann? "Sie sollen machen, was ihnen unter den Nägeln brennt", sagt Verena Peck.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: