Bad Tölz:Tagelang heimatdamisch

Bad Tölz: Blau-graue Joppen, weinrote Dirndlröcke: In dieser Tracht treten die "Kirchstoana" auf.

Blau-graue Joppen, weinrote Dirndlröcke: In dieser Tracht treten die "Kirchstoana" auf.

(Foto: privat)

Die "Kirchstoana" richten das Gaufest des Oberlands aus. 5000 Trachtler marschieren durch die Stadt

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Beim Telefongespräch schaut Thomas Niggl immer wieder ins Festzelt. Die Bänke müssen richtig angeordnet werden, "halt, ihr müssts die anheben, des geht so ned", ruft er mitten im Satz. Das Festzelt am Moraltpark steht, das Wetter wird vermutlich mitspielen, Niggl ist guter Dinge. Seit eineinhalb Jahren plant der Vorsitzende des Trachtenvereins Kirchstoaner mit seinen Vorstandskollegen das Oberlandler Gaufest, das von Donnerstag bis Montag in Bad Tölz stattfindet. Ein organisatorischer Kraftakt für den kleinen Trachtenverein mit 130 Mitgliedern.

Knapp 5000 Trachtler aus den 48 Vereinen des Oberlandler Gaus zwischen Rosenheim, Bayrischzell und der Jachenau werden in der Kurstadt erwartet. Zum Auftaktabend haben die Kirchstoaner The Heimatdamisch engagiert - eine gefragte Allstar-Combo um den Banafishbones-Schlagzeuger Florian Rein. Welthits im Oberkrainerstil - "das ist eine super Musik für Jung und Alt", sagt Niggl. In Bad Tölz haben The Heimatdamisch schon vor einem Jahr die Marktstraße in eine Partymeile mit Tausenden Zuhörern verwandelt.

Am Freitag geht es getragener weiter: Um 18 Uhr gibt es ein Standkonzert mit dem Tölzer Spielmannszug und der Stadtkapelle am Winzerer-Denkmal in der Marktstraße. Anschließend geht es zum Totengedenken über Marktstraße und Isarbrücke zum Kriegerdenkmal hinter der Franziskanerkirche. Beim Gau-Heimatabend singen und spielen von 19.30 Uhr an verschiedene Musikgruppen aus der Region, Plattler und die Isarwinkler Goaßlschnalzer treten auf, die Weißengroaner laden zum Tanz.

Am Samstagabend spielt die Schützenkapelle Reichersbeuern im Festzelt am Moraltpark.

Höhepunkt des Gaufests ist der Sonntag: Um 8 Uhr treffen die Vereine am Festplatz ein und stellen sich zur Trachtenschau am Moraltpark auf. Die Kirchstoaner tragen die klassische Miesbacher Tracht, sagt Niggl: Blaugraue Joppe, die Frauen weinrote Röcke. Von 10 Uhr an feiert Stadtpfarrer Peter Demmelmeier den Festgottesdienst am Rotweiß-Sportplatz. Eine Premiere, denn zwar fänden die Gottesdienste bei den Gaufesten stets im Freien statt, sagt Niggl, ein Sportplatz sei freilich neu. Wegen der Nähe zum Festgelände biete er sich aber an.

Um 13.30 Uhr setzt sich dann der große Festzug in Bewegung: Vom Moraltpark geht es über die Lenggrieser Straße zum Kapellengasteig und weiter auf der Marktstraße bis zum Winzerer. Dort wird gewendet und auf gleichem Weg zurückmarschiert.

Am Montag bietet der Verein Zivilcourage von 16 Uhr an einen Aktionsnachmittag zum Thema "Gentechnikfreier Landkreis" an, von 19 Uhr an gibt es im Festzelt Vorträge zum Thema.

Die Besucherströme zu lenken ist eine logistische Herausforderung. Niggl und sein Team haben für die Busse der Trachtenvereine das Areal beim Betonwerk Willibald als Parkplatz vorgesehen. Besucher müssen an den verkaufsoffenen Tagen die öffentlichen Parkplätze etwa bei den Stadtwerken, am Isarkai oder an der Arzbacher Straße nutzen. Niggl weist darauf hin, dass die Kaufland-Parkplätze nur am Sonntag zur Verfügung stehen, damit Kunden nicht beeinträchtigt würden. Die Parkplätze von Rewe- und Hagebaumarkt können auch am Sonntag nicht genutzt werden, weil sich dort der Festzug aufstellt. Von 12.30 bis etwa 16 Uhr ist die Lenggrieser Straße ab dem Moraltverteiler bis zur Brücke gesperrt.

Es ist nicht das erste Gautrachtenfest, das der 46-jährige Lastwagenfahrer mitorganisiert: 17 Jahre lang war Niggl Stellvertreter, seit vorigem Jahr ist er Vorsitzender der Kirchstoaner. Zuletzt war der Verein 2003 Ausrichter des Gaufests, "heuer ist es das elfte Mal insgesamt", sagt Niggl. Der Anlass ist ein Jubiläum, wenn auch kein ganz rundes: Vor 115 Jahren wurde der "Heimat und Volkstrachtenverein Kirchstoaner" gegründet. Und so ein Jubiläum sei immer ein guter Anlass für ein Gaufest - trotz des enormen Aufwands.

Anders als bei manch anderen Gauverbänden in Bayern fänden sich bei den Oberlandlern noch für jedes Jahr Trachtenvereine, die das Großereignis ausrichten wollten. "Bis 2021 ist es vergeben", sagt Niggl. Im kommenden Jahr sei Waakichen an der Reihe.

www.kirchstoaner.com

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