Bad Tölz:SPD gegen Hindenburgstraße

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Die Führungsspitze um Paul Lehmann will für einen neuen Straßennamen kämpfen und verweist auf die Rolle des Reichspräsidenten bei der Ernennung Hitlers. Bürgermeister Josef Janker lehnt eine Umbenennung weiterhin ab

Von Suse Bucher-Pinell

Wenn es nach der Tölzer SPD geht, dann soll die Hindenburgstraße einen anderen Namen bekommen. Allerdings nicht in einer Hau-Ruck-Aktion, wie Ortsvorsitzender Paul Lehmann sagt. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Vorstand der Tölzer SPD will dem ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg nicht bloß die Ehrenbürgerwürde der Stadt aberkennen, sondern auch die nach ihm benannte Straße in der Innenstadt umbenennen. Das hat das Gremium bei seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Am Freitag, 12. April, sollen nun die 70 Mitglieder des Ortsvereins über einen von Vorstandsmitglied Josef Förster formulierten Antrag dazu abstimmen. Dass der "glatt durchgeht", davon ist Ortsvereinsvorsitzender Paul Lehmann überzeugt. "Das Thema ist ein sozialdemokratisches durch und durch", sagt er. Die Sozialdemokraten wüssten schließlich, wovon sie redeten. "Wir haben damals geschlossen gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt." Auch jetzt müssten sie Verantwortung übernehmen.

Während die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde nach dem Willen der SPD sofort vollzogen werden soll, will sie bei der Umbenennung der Straße nichts überstürzen. "Das wollen wir gut planen und mittelfristig in die Hand nehmen", sagt Lehmann. Er will keine Hau-Ruck-Aktion, sondern aufklären und überzeugen, kurz: "die Bürger mitnehmen". Das brauche Zeit. Schließlich sei auch ein riesiger Verwaltungsaufwand damit verbunden, wenn Firmen und Anlieger einen neuen Straßennamen in ihrer Adresse bekämen. Tölz als Touristenstadt müsse aber auch an seine Wirkung nach außen denken.

Die SPD begründet ihren Antrag mit der politischen Rolle Hindenburgs, der nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler "aktiv an der Etablierung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mitgewirkt" habe, womit er persönlich und unmittelbar im Verhängnis historischer Entscheidungen stehe, die zu unermesslichem Leid und nationalsozialistischer Gewaltherrschaft geführt hätten. Ein Vorbild könne er deshalb nicht sein.

Bürgermeister Josef Janker (CSU) bleibt dennoch bei seiner Meinung: Die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde unterstützt er, von einer Umbenennung der Straße hält er dagegen nichts. Ihm schwebt vielmehr vor, die Hindenburgstraße zu einem "begehbaren Mahnmal" zu machen. Wie das im Einzelnen gestaltet werden soll, weiß er selbst noch nicht. Er stellt sich mehrere Stationen zwischen dem Beginn der Hindenburgstraße an der Marktstraße und deren Ende beim Alten Bahnhofsplatz vor - Tafeln, Stelen, Felsbrocken oder anderes, auf denen "historisch sauber aufbereitet" Text zu lesen ist, bei dem auch junge Leute verstünden, um was es bei Hindenburg gehe.

Doch ehe Janker im Detail planen kann, muss er sich die Zustimmung des Stadtrats holen. Ein politisches Thema will der Bürgermeister daraus jedoch nicht machen. "Es ist nicht schwarz, gelb oder rot, sondern ein Thema der Tölzer Bürger, da gibt es keine Partei", sagt er. Weder Kosten noch politisches Kalkül dürften die Entscheidung pro oder contra Mahnmal beeinflussen.

Der Historische Verein, dessen stellvertretender Vorsitzender Christof Botzenhart kürzlich einen Vortrag zu Hindenburg hielt, hält sich aus der Diskussion weiter heraus. "Wir unternehmen nichts", sagt Vorsitzender Claus Janßen und entschuldigt das mit der Gabriel-von-Seidl-Ausstellung, die ab 18. April im Stadtmuseum zu sehen ist. "Jede freie Minute verwende ich dafür", sagt er. Der Architekt der Tölzer Marktstraße ist vor 100 Jahren gestorben, aus diesem Anlass bereitet der Verein ein Programm bis Ende Oktober vor. Janßen persönlich schließt sich der Meinung von Bürgermeister Janker an.

© SZ vom 03.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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