Bad Tölz:"Sehr stark reduziert"

Berg

Der Windpark in Berg am Starnberger See. Auch an diesem Projekt sind die Stadtwerke Bad Tölz beteiligt.

(Foto: Sven Schmid/oh)

Nicht alle Firmen-Beteiligungen machen der Stadt Freude. Einige gibt es nur noch auf dem Papier. Sogar die Stadtwerke, die der Kommune voll gehören, haben 2016 weniger erlöst als im Jahr davor

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Es ist eine kleine Reise in die jüngere, mitunter unersprießliche Vergangenheit, wenn Kämmerer Hermann Forster über all die Beteiligungen der Stadt an diversen Firmen und Gesellschaften berichtet. Bisweilen mag gar ein wenig Nostalgie aufkommen, wenn es zum Beispiel um die Aktienanteile der Kommune an der Jodquellen AG geht. 27,8 Prozent hält Bad Tölz in dem Unternehmen noch, hat aber keinen Sitz mehr im Aufsichtsrat und auch keinen Einfluss auf das operative Geschäft. Eine große Rolle spielt das längst nicht mehr. Im November 2014 wurde das Hotel Jodquellenhof geschlossen, im August 2015 das Spaßbad Alpamare - viel zu verteilen gibt es also nicht mehr. Überhaupt seien die Beteiligungen der Stadt "sehr stark reduziert", sagte der Kämmerer am Dienstag im Stadtrat.

Ohne Hotel und ohne Alpamare hatte die Jodquellen AG im Jahr 2016 immerhin noch einen Umsatz von gut 1,5 Millionen Euro und einen Gewinn von etwa 214 300 Euro. Wie der Kämmerer erklärte, rühren diese Summen zum einen von der damaligen Vermietung des Jodquellenhofs als Asylunterkunft an den Landkreis her, zum anderen aus einem Grundstücksverkauf. Auch andere Beteiligungen der Stadt stehen mehr oder weniger nur mehr auf dem Papier. Dazu gehört die Entwicklungsgesellschaft EGT GmbH für die Flintkaserne (Betriebsergebnis 2016: 461,58 Euro), ebenso der Anteil der Stadt von 5,04 Prozent an der Flint-Center GmbH & Co.KG, der vor allem die Vermietung der sogenannten "Schnecke" in der Mitte des Kasernenareals oblag. Fast alle Flächen seien darin nun belegt, so Forster. Wenn der Landkreis als Haupteigentümer die Gesellschaft einmal abwickele, werde die Stadt ihren Beitrag von 716 000 Euro dafür nicht mehr sehen. Ein Kommanditist habe nun mal dieses Risiko, wenn sämtliche Beteiligungen "auf Null heruntergefrühstückt werden".

Ganz anders sieht es bei den Stadtwerken Bad Tölz aus. Das hundertprozentige Tochterunternehmen der Stadt erzielte 2016 ein Betriebsergebnis von gut 543 000 Euro, der Umsatz lag bei knapp 24,9 Millionen Euro. Das sei etwas weniger als im Jahr davor, sagte der Kämmerer. "Das Energiegeschäft ist eben kein Selbstläufer mehr." Die Eigenkapitalquote betrage immerhin 58,4 Prozent der Bilanzsumme, "das ist sehr gesund". Den rückläufigen Umsatz erklärte der Kämmerer unter anderem mit dem Vertrieb durch die 17er Oberlandenergie GmbH. Dadurch fehle Geld aus dem Energieverkauf. Mit Anteilen zwischen 1,78 und 7,58 Prozent sind die Tölzer Stadtwerke an sechs Windparks beteiligt, zudem halten sie 40 Prozent an der Wasserkraft Farchet GmbH. Ob deren Projekt am Loisachkanal umgesetzt werde, müsse man abwarten, meinte Forster. Stadtrat Peter Wiedemann (FWG) wollte wissen, wie hoch die Beteiligung der Stadtwerke an den Windparks insgesamt sei. "Irgendwo bei zwei Millionen Euro", erwiderte der Kämmerer.

Auch der Kurhausverein gehört zu 100 Prozent der Stadt. Seine Aufgabe ist es, das nach den Plänen von Gabriel von Seidl errichtete Kurhaus zu unterhalten und einen Pächter für die Gastronomie zu haben. 2016 erzielte der Verein ein Defizit von etwa 35 000 Euro, um die Betrag schrumpften auch die Schulden auf 446 950 Euro. Das Minus bereitet Forster jedoch keine Sorgen: "Für eine Stadthalle, die das Kurhaus ja ist, fällt das sehr gering aus." Mit 20,83 Prozent ist Bad Tölz schließlich noch an der Blombergbahn beteiligt, genauer: an der Seba Seilbahn GmbH. Die verbuchte im Vorjahr ebenfalls einen Fehlbetrag von rund 46 300 Euro. Der Grund dafür sei der schneearme Winter 2016, sagte Forster. "Da sah es ganz schlecht aus."

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