Bad Tölz:Schwunghafter Handel

Drogendealer öffnet Ermittlern gegenüber die Kartei seiner mutmaßlichen Kunden - drei stehen vor dem Landgericht

Von Andreas Salch, Bad Tölz

Wolfgang S. (alle Namen geändert) war gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden und geriet sofort wieder auf die schiefe Bahn. In der Zeit zwischen Mai und September 2014 kaufte er bei dem Tölzer Frank K. 400 Gramm Marihuana. Wolfgang S. sitzt bereits wieder hinter Gittern. Sechs Jahre und sechs Monate Haft muss der 26-Jährige wegen diverser Drogengeschäfte absitzen. Und es hätte noch weit mehr werden können. Doch Wolfgang S. offenbarte den Ermittlern, wer seine Abnehmer waren. Insgesamt 15 Verfahren eröffnete die Staatsanwaltschaft am Landgericht München II aufgrund seiner Hinweise. Unter den Personen, die Wolfgang S. der Polizei nannte, befanden sich auch langjährige Freunde, wie eben Frank K., der aber inzwischen auf Distanz zu S. gegangen sein dürfte. Denn seit gestern sitzt der 36-Jährige selbst auf der Anklagebank am Landgericht München II. Ihm wird vorsätzliches Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in acht Fällen zur Last gelegt.

Neben Frank K. haben zudem Bernd M., 47, und sein Sohn Thomas, 28, Platz nehmen müssen. Auch sie sollen Kunden von Wolfgang S. gewesen sein. Bernd M., soll von Oktober 2014 bis zu seiner Festnahme am 1. Dezember vorigen Jahres ein Kilogramm Marihuana für 5000 Euro sowie ein Kilogramm Amphetamingemisch zum Preis für 2500 Euro gekauft haben. In beiden Fällen sollen die Drogen für den Weiterverkauf an Abnehmer im Raum Bad Tölz bestimmt gewesen sein. M.s Sohn Thomas soll ebenfalls drei Kilo Amphetamingemisch für insgesamt 9000 Euro bei Wolfgang S. gekauft haben. Auch Thomas M., so die Ermittler, habe die Drogen im Raum Bad Tölz und in seiner Heimatstadt Bremerhaven an verschiedene Abnehmer weiterverkauft. Das Geld für zwei der insgesamt drei Kilo Amphetamingemisch, die Thomas M. bei Wolfgang S. geordert haben soll, konnte er diesem allerdings nicht mehr geben. Inzwischen saß der Tölzer nämlich bereits wieder in Haft.

Bernd M. und sein Sohn machten zum Auftakt des Prozesses auf Anraten ihrer Verteidiger vorerst keine Angaben zu den Vorwürfen aus der Anklage der Staatsanwaltschaft. Frank K. wird unter anderem vorgeworfen, er habe im September 2014 zwei Kilogramm Marihuana zum Preis von 10 000 Euro bei Wolfgang S. bestellt. In einigen anderen Fällen soll Wolfgang S. Schulden aus vorangegangen Drogengeschäften mit Frank S. dadurch wieder gutgemacht haben, indem er diesem entweder Haschisch oder Amphetamin gab. Die Qualität des Marihuanas, das Wolfgang S. an Frank K. lieferte, soll nicht gerade berauschend gewesen sein. Frank K., der im Großen und Ganzen die Vorwürfe einräumte, sagte bei seiner Vernehmung: "Die Blätter waren verwelkt und verschimmelt." Wer seine Abnehmer waren, wollte er dem Gericht indes nicht sagen. Auf das Angebot von Richter Oliver Ottmann, dass es dafür bei einer Verurteilung einen "Rabatt" bei der Höhe des Strafmaßes geben könnte, ging der 36-Jährige nicht ein. Der Prozess wird fortgesetzt.

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