Bad Tölz:Schutz fürs Schönste unter den Schönen

Der Bauausschuss des Stadtrats lässt im Ensemble Marktstraße nur geringfügige Veränderungen zu. Ein Haus genießt besondere Wertschätzung.

Suse Bucher-Pinell

Das letzte Wort hat der Denkmalschutz. Ginge es nach dem Tölzer Bau- und Stadtentwicklungsausschuss, dann wäre die Sache dagegen schon entschieden und die Schaufenster am denkmalgeschützten Moralthaus an der Marktstraße dürften vergrößert werden. Eine zusätzliche Tür für einen der beiden Läden allerdings lehnte das Gremium am Dienstag ebenso einstimmig ab. In der Marktstraße steht kaum ein Haus, das nicht in die Liste der Denkmäler aufgenommen ist.

Zusätzlich steht das ganze Gebiet, wie das ehemalige Handwerkerviertel Gries, unter Ensembleschutz. Das soll gewährleisten, dass die ganze Gruppe der Gebäude samt ihrem räumlichen und architektonischen Zusammenspiel bewahrt bleibt. Ohne die denkmalpflegerische Erlaubnis darf also in der Marktstraße an einem Haus nichts verändert werden.

Stadtbaumeister Hannes Strunz legte in der Sitzung die Latte noch etwas höher. Er sagte, das im Kern aus dem 18. Jahrhundert stammende Moralthaus mit Erkern und Giebelfresko direkt gegenüber dem Stadtmuseum gehöre "in der schönen Marktstraße zu den schöneren" und sei dort eines der herausragenden Baudenkmäler. Strunz nahm zum Antrag der Bauherrin Stephanie Schwarzmayr Stellung. Die möchte im Sinne ihrer Einzelhandelsmieter die Fassade verändern und die Brüstungshöhe der Fenster des einst als Gasthof genutzten und mehrfach umgebauten Gebäudes absenken, damit die präsentierte Mode von Flaneuren besser gesehen werden kann.

Ein Ansinnen, für das die Stadträte durchaus Verständnis zeigten. Allerdings nur, wenn alle fünf Fenster einbezogen und auch die des Optikers rechts vom großen Bogentor nach unten verlängert werden. Das Gesamtbild der Fassade müsse stimmig bleiben. Wie wichtig das ist, wurde Bauamtsleiter Christian Fürstberger vor Augen geführt, als eine Apotheke in der Marktstraße eines ihrer Fenster in eine Tür umwandelte, um einen barrierefreien Zugang zu schaffen.

Im Nachhinein ist er darüber nicht mehr so glücklich. "Es sieht nicht optimal aus", sagte er am Rande der Ausschusssitzung und bekannte, dass die Entscheidung wohl anders ausgefallen wäre, wenn eine Gesamtansicht der neuen Fassade vorgelegen hätte. Um vor solchen Überraschungen gefeit zu sein, gehört sie nun grundsätzlich zu den vom Bauamt geforderten Unterlagen.

Genau schaut sich die Verwaltung auch die Werbeanlagen der Geschäfte in der Marktstraße an. Was geht und was nicht, regelt seit mehr als zehn Jahren eine strenge Satzung, die Nasenschilder und Ausleger nur in Ausnahmefällen zulässt. Beispielsweise am Heimatwerk, dem Museumsladen im Stadtmuseum. Dem gestattete der Ausschuss erst im Dezember, einen schmiedeeisernen Ausleger anzubringen.

Nun möchte auch ein seit bald 25 Jahren in der Marktstraße ansässiges Eiscafé auf diese Art für sich werben. Selbst auf die Gefahr hin, einen weiteren Bezugsfall für spätere Antragsteller zu schaffen, stimmte der Ausschuss zu: Weil der Ausleger schön gestaltet und nach historischem Vorbild gearbeitet ist. Einzig Karl Drexl und Josef Gerg (beide CSU) sahen das anders. "Welchen Werbeeffekt soll das in der Fußgängerzone haben?", fragte Gerg. Die Menschen bewegten sich dort sowieso "entschleunigt" und hätten Zeit, sich die Geschäfte anzusehen.

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