Das Programm der neuen Quartettissimo-Saison lässt aufhorchen. Den Anfang macht am Freitag, 10. November, das Calidore String Quartet aus New York mit Stücken von Beethoven, Schubert und dem amerikanischen Komponisten Erich Wolfgang Korngold. Die Musiker spielen auf sehr alten Instrumenten, so stammt eine Geige aus dem Jahr 1680 von Francesco Rugeri. Zum zweiten Termin am 10. Dezember ist ein Ensemble aus Japan eingeladen: Das erst 2015 gegründete Quartet Integra gilt als Nachfolger des berühmten, mittlerweile aufgelösten Tokyo String Quartets, hatte in Europa aber bislang noch wenig Auftritte. Christoph und Susanne Kessler konnten die jungen, bereits preisgekrönten Japaner zu einem exklusiven Stopp in Bad Tölz auf der Rückreise von den USA nach Tokio überreden. Zum Abschluss bringt am 3. März das finnische Quartett Meta4 aus Helsinki unter anderem Werke der finnischen Komponisten Kaija Saariaho und Jean Sibelius zu Gehör.
Christoph und Susanne Kessler leben für die Kammermusik. 2018 trat das in Dorfen bei Icking lebende Ehepaar mit dem Ziel an, preisgekrönte Streichquartette, die sonst nur in internationalen Konzertsälen wie der New Yorker Carnegie Hall oder der Wiener Konzerthalle auftreten, nach Bad Tölz zu holen. Dazu gründeten sie den Verein Klangerlebnis. Manch einer lächelte da müde angesichts der Überlegung, warum solche Spitzenensembles ausgerechnet im Tölzer Kurhaus auftreten sollte, wenn doch die Metropole München ganz in der Nähe ist. Allen Unkenrufen zum Trotz haben die Kesslers ihre Reihe erfolgreich etabliert, nicht zuletzt dank ihres weitverzweigten Netzwerks in der Musikwelt. Im Frühjahr veranstalteten sie einen Streichquartett-Wettbewerb mit Ensembles aus den USA, Kanada, Australien, den Niederlanden, Österreich, Frankreich und Deutschland.
Das Ziel des Abos sei "200 plus"
Bis zu 300 Zuhörer kommen laut Christoph Kessler zu den regulären Konzerten. Auch mit dem Aboverkauf ist er zufrieden: "Mittlerweile sind wir bei 170 Abonnements, gestartet sind wir mit 150", so der Vereinsvorsitzende bei einem Pressegespräch am Dienstag. Das nächste Ziel sei "200 plus". "Das Interesse ist da, die Reihe wird sehr gut angenommen", ergänzt Schatzmeisterin Sonja Beck. Zum Erfolg trage auch die gute Akustik im Tölzer Konzertsaal bei und die aufmerksame Gastronomie. Die Konzertreihe weiter auszuweiten, sei indes nicht geplant. Das Publikum solle nicht überfrachtet werden. Drei Konzerte pro Saison seien genug, so Kessler.
Dass die Organisation Knochenarbeit und ungeheuer zeitaufwendig ist, nehmen die Kesslers gern in Kauf. Sie sind Überzeugungstäter. Selbst im Urlaub, den sie jedes Jahr mit dem Wohnmobil in Norwegen verbringen, wird mit Agenturen telefoniert und am Programmheft geschrieben. "Es geht darum, sich einen Ruf aufzubauen, sodass die Besucher sich blind darauf verlassen können, dass die Konzerte gut sind", erklärt Kessler. Der promovierte Chemiker im Ruhestand ist selbst leidenschaftlicher Amateurmusiker, ebenso wie seine Frau Susanne, die viele Jahre lang im Gymnasium Unterhaching Musik unterrichtete.
Schon jetzt ist das Programm für 2026 so gut wie fertig. Ohne einen Vorlauf von drei bis vier Jahren gehe es nicht, erklären die beiden, weil die Künstler weit im Voraus ausgebucht seien. Ein Calidore String Quartet würde nicht mal eben für ein Konzert von den USA nach Deutschland fliegen, sagt Susanne Kessler. Machbar sei das nur, wenn bekannt würde, dass irgendwann in der Zukunft ein Auftritt in Europa geplant sei. "Das passen wir ab und bauen die Konzertreihe drumrum."
Auch ans Repertoire stellen die Kesslers besondere Ansprüche. "Wir laden jeweils eine Mischung aus etablierten und jungen Quartetten ein und versuchen, Redundanzen zu vermeiden", erklärt Christoph Kessler. Für ihn wie fürs Publikum bestehe der besondere Reiz darin, dass die Musiker Komponisten aus ihrem Heimatland im Gepäck haben. "Jedes Quartett hat seine Schwerpunkte, das macht es farbig", so Kessler.
Das ist aber noch nicht alles. Zum Abschluss des Pressegesprächs zaubern die Kesslers noch eine Überraschung aus dem Hut. Wieder gibt es etwas Neues: So soll es im Januar ein Festival mit Quartetten geben, die alle vor Kurzem Erste Preise bei internationalen Wettbewerbern gewonnen haben. Sie sollen in sechs Konzerten vorgestellt werden. Mit dabei sind das Barbican Quartet aus London und das Leonkoro Quartet aus Berlin.
Der Preis für alle drei Konzerte beträgt 109 und 124 Euro, je nach Sitzplatz; Einzelkarten ab 43 Euro, ermäßigt ab 21,50 Euro, gibt es über München-Ticket und bei der Tölzer Tourist-Info; weitere Informationen unter www.quartettissimo.de