Bad Tölz:Puppenspiel in dreidimensionalen Bildern

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Ein Filmteam dreht eine 3D-Kinoversion des Märchenklassikers "Kalif Storch" am Tölzer Marionettentheater - eine Herausforderung für die Marionettenspieler.

Benjamin Engel

"Linke Kamera läuft, rechte Kamera läuft, und Ton", ruft Regisseur Paul Stutenbäumer. Jetzt muss sich Puppenspielerin Elke Biller auf ihren Einsatz konzentrieren. Es sind zwar nur ein paar Sätze, die ihre Bühnenfigur Pepperl mit Kasperl in dieser Einstellung wechselt. Doch vor der Kamera muss jede Bewegung sitzen. Gerade drehen Stutenbäumer und der Leiter der Tölzer Marionettenbühne, Albert Maly-Motta, eine 3D-Kinoversion des Märchens "Kalif Storch". Eine besondere Herausforderung auch für die Puppenspieler. So seien die Kameras ganz dicht an den Marionettenfiguren dran, wie Maly-Motta erklärt. "Wir müssen unser Spiel reduzieren." Denn normalerweise spielten die Puppenspieler so, dass alle Bewegungen noch in der fünften, sechsten Reihe gut zu sehen seien, fügt er hinzu.

Achtung, Aufnahme: Eine gute Woche lang wird im Tölzer Marionettentheater das Märchen "Kalif Storch" für einen 3D-Film gedreht. Von links: Florian Markel, Karl-Heinz Bille und Albert Maly-Motta. (Foto: Manfred Neubauer)

Schon vor sechs Jahren hat das Ensemble des Tölzer Marionettentheaters - unter der Leitung von Albert Maly-Motta und Karl-Heinz Bille - das Märchen "Kalif Storch" von Wilhelm Hauff auf die Bühne gebracht. Für die Neuinszenierung wurde der Puppenklassiker um die beiden Hauptrollen, Kasperl und Pepperl, erweitert. Mit seiner Idee, das Märchen nun für das Kino in einer 3D-Version zu verfilmen, hat Stutenbäumer bei Maly-Motta "offene Türen" eingerannt. "Das traditionelle Puppentheater muss sich weiterentwickeln", bekennt er. Zudem eröffne die moderne 3D-Technologie neue künstlerische Möglichkeiten. "Die Figuren gewinnen eine bildhauerische Qualität, die sie auf zweidimensionalen Bildern nicht haben", betont Maly-Motta.

Das Märchen "Kalif Storch" bildet den Auftakt zur neuen Filmreihe "Puppenschau", in der Theaterstücke von unterschiedlichen deutschen Puppentheatern in kindgerechter 3D-Technik auf die Kinoleinwand gebracht werden sollen. "Im September wird der Film im Tölzer Isar-Kinocenter Premiere feiern", erklärt der Geschäftsführer der Produktionsfirma "Day for Night GmbH", Marco Del Bianco. Wenn alles klappt, solle der 67-minütige Film für Kinder ab vier Jahren auch in vielen weiteren Kinos in Deutschland gezeigt werden.

Zusammen mit Paul Stutenbäumer von der Berliner "Electronic Cinematography Company" (ECC) aus Berlin produziert er die Filmreihe Puppenschau. Ziel sei es, die uralte Kunstform des Marionettenspiels mit moderner Technik zu verbinden und so in das nächste Zeitalter zu tragen, betont Del Bianco. "Mein Traum als Theaterleiter sind anspruchsvolle Projekte, die sich auch Erwachsene gerne ansehen", ergänzt Maly-Motta.

Am Dienstag haben die Dreharbeiten im Tölzer Marionettentheater begonnen. Sie werden noch gut acht Tage andauern. Nach Angaben von Del Bianco wird der Film "Kalif Storch" gut 200 000 Euro kosten. Mit Fördergeldern in Höhe von 50 000 Euro unterstützt der Filmfernsehfonds Bayern (FFF) das Projekt, wie dessen Geschäftsführer Klaus Schaefer erläutert. "Das ist der erste richtige 3D-Puppenfilm weltweit, den wir fördern", erzählt er begeistert.

Geradezu "sensationell" findet Maly-Motta, dass die Filmemacher sich ausgerechnet für sein Haus interessiert hätten. Doch Stutenbäumer ist diese Entscheidung nicht schwer gefallen. Schließlich gehöre das Tölzer Marionettentheater zu den "drei besten Puppentheatern in Deutschland", sagt er.

© SZ vom 12.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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