Bad Tölz:Perspektiven fürs Moralt-Gelände

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Seit dem Wegzug der Firma Moralt vor vier Jahren stehen die Betriebsgebäude an der Lenggrieser Straße zum Teil leer. Eigentümer Hans Wehrmann will ein langfristiges Konzept für das Areal, den Bau von Wohnhäusern lehnt er ab. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ingo Mehner, der CSU-Bürgermeisterkandidat in Tölz, sieht in dem brachliegenden Areal einen idealen Ort, um junge Unternehmen anzusiedeln.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Moralt-Gelände in Bad Tölz wirkt ziemlich heruntergekommen. Seit dem Wegzug der Firma Moralt vor vier Jahren stehen die Gebäude im nördlichen Teil des Areals verlassen da, lediglich im Süden ist ein wenig abseits noch der Stäbchenplatten-Hersteller SWL mit etwa 50 Mitarbeitern angesiedelt. CSU-Bürgermeisterkandidat Ingo Mehner sieht in dem Grundstück an der Lenggrieser Straße einen idealen Ort, um Unternehmen anzusiedeln und ihnen ein zeitgemäßes Ambiente zu bieten, etwa mit Gastronomie, grünen Innenhöfen und Aufenthaltszonen. Deshalb hatte er Hans Wehrmann zum CSU-Werkstattgespräch am Freitagabend im Taxi-Unternehmen Much eingeladen. Der Geschäftsführer der Firma Certina sagte zumindest nicht Nein zu dieser Idee: "Wir sollten gemeinsam mit der Stadt Bad Tölz die Fläche entwickeln, mit etwas, das nachhaltig ist."

Mehner verwies auf Vorbilder in München. Am Werk 1 am Ostbahnhof sei ein Hotspot für junge Unternehmen entstanden, dort "halten sie sogar Schafe auf dem Dach", sagte er. Und das Pfannigelände habe sich in ein Werksviertel verwandelt, "das vielleicht innovativste der Landeshauptstadt". IT-Unternehmen, Maschinenbauer, Werbeagenturen, Start-ups, Handwerker, Pop-ups, Architekten - all dies kann sich der Bürgermeisterkandidat auch auf dem Moralt-Gelände vorstellen. Dazu müssten für die Mitarbeiter dort auch neue Lebens- und Aufenthaltsräume geschaffen werden. Schließlich zähle die Work-Life-Balance heutzutage zu den wichtigsten Standortfaktoren, ebenso wie kurze Arbeitswege, Freizeitmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten und schnelles Internet, sagte Mehner. "Wir wollen weg von den zubetonierten Gewerbegebieten."

In einem Kurzinterview mit Wehrmann versuchte er, dessen Pläne zu erfahren. Ob das Gerücht stimme, dass er dort Wohnungen, womöglich Luxusquartiere, errichten wolle. "Klare Antwort: nein", erwiderte der Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft. Zwar habe er entsprechende Anfragen erhalten, auch Betriebe wie große Möbelhäuser hätten sich erkundigt, weil sie Lagerflächen benötigten. Aber das passe nicht, sagte Wehrmann. Er denke eher an ein Firmengelände mit handwerklichem und künstlerischem Gewerbe. Allerdings: "Ich habe kein Konzept." Das soll es so schnell auch nicht geben. "Den Zeithorizont sehe ich eher in Zehn-Jahres-Schritten als in Ein-Jahres-Schritten."

Die alte Werkshalle kurz vor dem Abzug des Unternehmens. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Was die seit Jahren leer stehenden Gebäude angeht, so sind einige davon laut Wehrmann nicht mehr zu retten. Die Dachstühle seien aus Holz, das sei aus Brandschutzgründen "nicht haltbar", nannte der Geschäftsführer als Beispiel. Bleiben soll allerdings das nahe der Isar stehende Haus mit dem Glockenturm, das aus den 1920er-Jahren stammt, ebenso das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude aus dem Jahr 1969. Von der Stadt wünscht sich Wehrmann vor allem eines: "einen ständigen Dialog." Mit dem Moralt-Gelände stehe man am Anfang eines arbeitsreichen Weges, schlussfolgerte CSU-Bürgermeisterkandidat Mehner. "Ich denke, das ist ein extrem erfreulicher Ansatz."

In der Diskussion zeigte sich Stadtrat Anton Mayer (CSU) erleichtert, dass Wehrmann "kein Immobilienhai" sei. Mit dessen Einladung zum Werkstattgespräch habe Mehner "eine Tür aufgestoßen". Eine andere Sorge trieb Gastgeber Michael Much um. Jedes Jahr habe er 150 bis 200 Kunden, die er in Bad Tölz nicht in einem Hotel unterbringen könne, sondern an den Tegernsee schicken müsse. "Das ist nicht schön." Von ähnlichen Erfahrungen berichtete auch Marieluise Würmseer-Schöfmann vom Reisebüro Schöfmann. Für Mehner benötigt Bad Tölz nicht nur ein neues Hotel. Das Tourismuskonzept müsse überdacht werden, sagte er. "Für eine Weiterentwicklung braucht es Infrastruktur, neue Magnetbetriebe und attraktive Veranstaltungen."

© SZ vom 28.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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