Bad Tölz/Penzberg:Spa und Spaß

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In der Kreisstadt nehmen die Pläne für das "Natura Tölz" Gestalt an, das sich an chinesischen Elementen orientiert. In Penzberg wird für zwölf Millionen Euro ein Familienbad gebaut

Von Klaus Schieder und Alexandra Vecchiato, Bad Tölz/Penzberg

Mit dem geplanten Spa "Natura Tölz" verhält es sich ein wenig wie mit einem Läufer in einem Marathonrennen, das im Fernsehen übertragen wird: Anfangs verfolgt man ihn eine ganze Weile vom Start weg, danach verschwindet er für einige Zeit, taucht bei Kilometer soundsoviel auf, trabt erneut aus dem Bild und ist erst kurz vor dem Ziel wieder im Fokus der Kamera. Nach all den Studien, die der österreichische Projektentwickler Redserve präsentiert hatte, und dem Beschluss des Stadtrats im Dezember 2015 war von dem Wellnessbad heuer lange nichts zu sehen. Bis zum November: Da präsentierte die Stadt die 16 Arbeiten, die für den Architektenwettbewerb eingegangen waren. Auf Platz eins setzte die Jury das Modell von Titus Pernthaler aus Graz. Die nächste Etappe im Marathonlauf zu dem Wellnesstempel, der das Kernstück der "Neuen Tölzer Hotelkultur" bildet.

Die Spa-Entwürfe der Architekten Pernthaler TZ GmbH aus Graz haben die Tölzer Jury überzeugt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

"In der Mitte entspringt ein Fluss": Mit diesem Titel eines US-Films hat Pernthaler seinen Entwurf für das Bad versehen, das auf sportkinesiologischer Philosophie beruht und mit den chinesischen Elementen Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde gestaltet werden soll. Geplant sind drei Baukörper mit einer verbindenden Glashalle. Das zweistöckige Eingangsgebäude mit großem Foyer liegt im Norden zum Zentralparkhaus hin, im Süden schließen sich in Y-Form zwei Saunahäuser an. Restaurant und Ruhezonen liegen ruhig zur Mitte hin. Das ist ein markanter Unterschied zum zweitplatzierten Entwurf des Büros Krieger aus Velbert, der ein dreistöckiges Spa mit Holzstelen an der Glasfassade und einem großen Außengelände im Süden vorsieht. Dort sind Gastronomie und Ruhebereiche zur Isar und zur Stadt hin gelagert.

Damit dürfte das Spa vorerst wieder dem Blick entschwinden. Pernthaler muss seinen Entwurf noch modifizieren und zum Beispiel die Saunen größer planen. Zehn bis 13 Millionen Euro hat der Stadtrat als Kostenrahmen gespannt. Falls der Siegentwurf weit kostspieliger ausfällt, bekommt Bad Tölz mit dem Spa ein erhebliches Problem. Unklar ist auch, ob die beiden Luxushotels nebenan an der Arzbacher Straße entstehen. Die Firma Arcus als Bauträger hatte zwei Jahre Zeit, die Kaufoption für das Areal zu ziehen - geschehen ist das bislang nicht. Bürgermeister Josef Janker (CSU) setzte Arcus deshalb ein Ultimatum bis Januar. Und auch ein Betreiber steht noch nicht fest. Nachdem sich die Stadt dieses Jahr von dem Gedanken verabschiedet hat, das Bad selbst zu übernehmen, muss erst jemand via Wettbewerb gefunden werden. Viele Unwägbarkeiten also. Nicht auszuschließen, dass es mit dem Spa so geht wie mit einem Marathonläufer, den die Kamera gar nicht mehr einfängt - weil er irgendwo auf der Strecke blieb.

Bad ohne Wellen

In Penzberg bäckt man kleinere Brötchen. Kein Spa will sich die Stadt neu hinstellen, aber ein Schwimmbad. Das bestehende Wellenbad ist 40 Jahre alt und hat seine besten Tage hinter sich. Vor allem energetisch ist die städtische Einrichtung so gar nicht mehr auf dem neuesten Stand. Das Wellenbad, so der Beschluss, wird deshalb Mitte 2018 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Der wird eines allerdings nicht mehr haben: einen Wellenbetrieb. Denn das hätte die Betriebskosten, die etwa 1,2 Millionen Euro im Jahr nicht übersteigen dürfen, deutlich erhöht. In den Neubau wollen die Penzberger Stadtwerke zwölf Millionen Euro investieren. Es soll ein Bad für Familien sein. Geprüft wird noch, ob in eine Sauna investiert werden soll. Ebenfalls noch nicht vom Tisch sind eine Rutsche im Außenbereich. Einen Wermutstropfen gibt es: Die Eröffnung des neuen Penzberger Schwimmbades an der Seeshaupter Straße ist für 2020 geplant. Bis dahin steht Bürgern, Vereinen und Schulen kein Hallenbad zur Verfügung.

© SZ vom 30.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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