Süddeutsche Zeitung

In Bad Tölz:Mit Härte gegen Vandalismus

Nach der Zerstörung von Mobile Homes für Familien will die Stadt künftig unnachsichtig gegen Täter vorgehen.

Von Klaus Schieder

Graffiti-Sprayer malen ihre Hieroglyphen an Hauswände und sogar an die Mauer der Franziskanerkirche, andere zerstören Parkautomaten, wieder andere wüten in öffentlichen Toilettenanlagen oder sorgen dafür, dass Überwachungskameras nicht mehr funktionieren: Sachbeschädigungen sind in Bad Tölz ebenso wie in anderen Kommunen an der Tagesordnung. Inzwischen hat der Vandalismus allerdings ein Ausmaß erreicht, das die Stadt auf den Plan ruft. "Es ist unfassbar, mit welcher Unverschämtheit städtische Einrichtungen immer wieder kaputt gemacht werden", klagt Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) und kündigt nun ein scharfes Vorgehen gegen die Übeltäter an.

Der Fall, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ereignete sich am vergangenen Wochenende. In der Nacht von Freitag auf Samstag demolierten bislang Unbekannte die Mobile Homes, die von der Stadt für notleidende Familien am Sportplatz an der Kohlstattstraße abgestellt worden waren. Dabei handelt es sich um transportable Häuser im Campingstil, die vor gut fünf Jahren zum Beispiel im Gewerbegebiet von Reichersbeuern als Unterkünfte für Flüchtlinge aufgebaut wurden. In Bad Tölz sollen sie vor allem armen Familien und Alleinerziehenden mit Kindern, die ihre Miete nicht mehr zahlen können und sonst auf der Straße stünden, vorübergehend als Heim dienen. Auf den Standort in der Kohlstatt hatten sich die Stadträte schon 2019 geeinigt, nachdem ein Containerbau am Stadtfriedhof abgelehnt worden war. Die Täter zerstörten dort drei der fünf fast installierten Mobilhäuser, brachen Türen mit Gewalt auf, beschädigten die Inneneinrichtung, rissen Kabel heraus, verunstalteten den Zugang zu den Anwesen. Sachschaden: rund 4500 Euro.

Ums Geld gehe es gar nicht so sehr, sagt Mehner. "Viel schlimmer als der wirtschaftliche Schaden ist die Zeitverzögerung, die hier nun eintritt." Mit den Notunterkünften für Familien erfülle die Stadt eine Pflichtaufgabe. Wie wichtig solche Ausweichquartiere seien, habe sich im Sommer 2020 gezeigt, sagt der Bürgermeister und erinnert an den Brand eines Mehrfamilienhauses in der Lettenholzsiedlung. Damals waren mehrere Familien durch das Feuer von einem Moment auf den anderen obdachlos geworden. Bis nun die Schäden in der Kohlstatt beseitigt und die Mobilhäuser bezugsfertig seien, "wird es noch einmal deutlich länger dauern", klagt der Tölzer Rathauschef.

Künftig will die Stadt unnachsichtig gegen Vandalismus vorgehen. "Wichtig ist eine Verzahnung der Maßnahmen von Polizei, Ordnungsamt der Stadt, Sicherheitsdienst und Videoüberwachung an ausgewählten Punkten", sagt Mehner. Ziel sei es, dass sich Täter nicht sicher fühlen. Bei jeder Sachbeschädigung und jedem Einbruch werde die Stadt Strafanzeige stellen. Manchmal führt dies zum Erfolg. 2020 hatte ein junger Mann im Parkhaus an der Bockschützstraße randaliert und wurde gefasst. Neben den strafrechtlichen Folgen müsse er auch finanziell mit Konsequenzen rechnen, sagt Mehner. "Es kann nicht sein,dass die Allgemeinheit mit Steuergeldern zur Beseitigung der Schäden aufkommt."

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Quelle:
SZ vom 20.02.2021
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