Leichter als an diesem Samstagabend dürfte es dem Publikum wohl kaum fallen, entspannt sowie freundlich zu sein und Liebe zu zeigen. „Das ist genau das, worauf es ankommt“, ruft der Gitarrist und Sänger der Bananafishbones, Sebastian Horn, beim gemeinsamen Auftritt mit der Tölzer Stadtkapelle den Tausenden Zuhörern in der Marktstraße entgegen.
Wie viel positive Energie zwischen den von der Isar ansteigenden Häuserzeilen vibriert, liegt wohl sicher auch am perfekten Rahmen. Denn die Musiker haben sich ausgerechnet den vorerst letzten warmen Sommerabend des Jahres ausgesucht, um zu spielen. Und das mit so viel Schwung und begeisternder Dynamik, die sich direkt auf die 4500 Leute im Publikum überträgt.
Auf diese Anzahl ist die Zuschauermenge fast genau 18 Jahre, nachdem die Bananafishbones und die Stadtkapelle schon einmal in der Tölzer Marktstraße zusammen aufgetreten sind, dieses Mal begrenzt. Eines der wenigen Mankos. So stehen zwei junge Männer in voller Trachtenmontur gegen 19.30 Uhr enttäuscht vor den Absperrungen etwas unterhalb des Winzerer-Denkmals. Das Duo hat keine Karten mehr bekommen, alles ausverkauft. Sie feiern Junggesellenabschied und hätten das Konzert gerne vor der Bühne miterlebt. „Des is bläd“, sagen beide und drehen notgedrungen wieder um.
Jung und Alt, Familien und Freundescliquen feiern den „Easy Day“
Zumindest zuhören können diejenigen, die es sich auf den Bänken am Winzerer-Denkmal bequem gemacht haben. Den „Easy Day“, wie einer der bekanntesten Songs der Bananafishbones heißt, will eben jeder genießen. Wohl auch deshalb gelingt es allen Musikern, das gemischte Publikum – von Jungen und Alten, Paaren und Freundescliquen bis zu Familien mit Kindern - spielend mitzureißen. Währenddessen wird im abgesperrten Bereich zwischen Winzerer-Denkmal und Weinhaus Schwaighofer geredet, gegessen und getrunken.
Partystimmung unter freiem Himmel ist an diesem Abend angesagt. Genau die weiß die Tölzer Stadtkapelle in großer Formation von der Bühne aus kontinuierlich zu steigern. Zur Ouvertüre animiert die Formation unter dem langjährigen Dirigenten Sepp Kronwitter mit zwei Medleys von Beatles- und Abba-Songs, mitzusingen.
Zu tropisch-brasilianischen Rhythmen gibt dann schon einmal Florian Rein einen Vorgeschmack auf das spätere Highlight des Abends. Der Schlagzeuger der Bananafishbones unterstützt mit Pfeife und Handrassel die Taktgruppe der Blasmusikformation. Zehn Jahre hat er selbst in der Stadtkapelle gespielt, und alles gelernt, was es zum Instrumentenspielen und Musikmachen braucht, wie er sagt.
Wie gut Alternative Rock und Country der Bananafishbones und Blasmusik aber wirklich zusammenpassen? Davon später mehr. Erst gibt es die Bananafishbones ab 20.50 Uhr pur. Für das aus Florian Rein, Sebastian und Peter Horn bestehende Trio ist das natürlich ein Heimspiel. Die Band stammt aus Bad Tölz, hatte 1987 im evangelischen Gemeindehaus den ersten Auftritt. Mit den Singles „Come to Sin“ und „Easy Day“ feierten die Bananafishbones Ende der 1990er-Jahre Charterfolge. Die Songs spielt die Band natürlich auch an diesem Abend, weiß das Publikum aber auch mit punkigen Elementen zu elektrisieren. Genauso feiern die Zuhörer, wenn Peter Horn Jimmy Corrigan singt.
Als schließlich die Blasmusiker der Stadtkapelle – unter ihnen auch Landrat Sepp Niedermaier – zum Finale mit dem Trio der Bananafishbones gemeinsam auf der Bühne stehen, wirkt das so eingespielt, als ob das fast täglich passiert. Satt symphonischer Sound überschwemmt die Markstraße und wirkt als echter Emotionen-Multiplikator für die Songs der Bananafishbones. Bei „Leprosy“, dass zweimal und auch ganz zum Abschluss gespielt wird, steigert sich das zu einem bis in die Zehenspitzen zu spürenden atemlosen Balkan-Polka-Crescendo.
Das ist Teil von insgesamt vier Zugaben und am Ende sollte wirklich jeder wissen, „how it feels to be part of the crowd“. Zwischendrin wünscht sich Sebastian Horn, doch bitte langsamer zu spielen, damit der gemeinsame Auftritt nicht so schnell vorbeigeht. Und warum nicht öfter so ein Konzert auf der Markstraße, fragt er. Gerne mehr davon.