Bad Tölz: Längst auch zu Lande und oft aus der Luft

Die Tölzer Wasserwacht feiert an diesem Wochenende ihr 50-jähriges Bestehen. Ganz am Anfang brauchten die freiwilligen Retter selbst einige Unterstützung. Die kam von der US-Armee mit ihrem Hallenbad und ihren Tauchern

Vermutlich hätte sich die Wasserwacht in Bad Tölz auch ohne die US-Streitkräfte zu einer modernen Rettungstruppe entwickelt. Ziemlich sicher ist aber, dass sie es am Anfang ohne die Amerikaner sehr viel schwerer gehabt hätte. 1964 hatten sich einige Tölzer zusammengetan, die sonst als Polizisten oder als Sanitäter tätig waren, um die Hilfe in Notsituationen auf Seen und Flüsse auszudehnen. Allerdings brauchten diese Wasserwachtler der ersten Stunde selbst erst einmal Unterstützung. Die bekamen sie von der US-Armee.

Diese hatte Taucher in ihren Reihen, stellte der Wasserwacht auch das Hallenbad in der Kaserne auf der Flinthöhe zur Verfügung und leistete logistische und technische Hilfe. "Da gab es eine enge Bindung", erzählt der jetzige Wasserwacht-Vorsitzende Wolfgang Hofmann. 50 Jahre später ist die Tölzer Wasserwacht eine gut ausgerüstete Organisation, die circa 200 Mitglieder umfasst, davon 40 Aktive. 15 von ihnen gehören der spezialisierten Schnelleinsatzgruppe an. Ihren Geburtstag feiert die Wasserwacht an diesem Freitag und Samstag mit einem Festakt und Vorführungen.

Zu den Gründungsmitgliedern gehört Anton Hörmann, der ehemalige Polizist ist mittlerweile 88 Jahre alt. Er erinnert sich noch daran, dass die Bevölkerung in den 1960er Jahren ein ausgeprägteres Gespür für Gefahren hatte. Ganz einfach deshalb, weil die Menschen damals noch nicht damit rechnen konnten, dass sofort ein Rettungshubschrauber zur Stelle ist, wenn sie in einem See zu ertrinken drohten. Die Wasserwachtler, die ihre erste Station im Freibad Eichmühle in Tölz hatten, absolvierten ihre Einsätze in den Anfangsjahren vor allem als Rettungsschwimmer. Damals habe ja gerade einmal die Hälfte der Leute schwimmen können, sagt Hofmann. Die Retter kraulten einfach per Armzug oder auf einem Brett zu den Untergehenden. In einem alten Protokoll hat Hofmann gelesen, dass in einer Saison einmal 35 Menschen aus dem Wasser gezogen wurden.

Die Rettung aus der Luft gehört zu den Aufgaben der 15-köpfigen Schnelleinsatzgruppe der Tölzer Wasserwacht.

(Foto: Manfred Neubauer)

All dies hat sich mit dem Freizeitsport stark geändert. Auch die Zeiten in den 1980er Jahren, als man Hofmann zufolge "trockenen Fußes über den Walchensee laufen" konnte, weil es dort so viele Surfer gab, sind schon lange wieder passé. Momentan ist eher Kite-Surfen angesagt. Die Wasserwacht verfügt heute über Motorrettungsboote, sogenannte Spineboards für Verunglückte und spezielle Wurfseile. Sie rettet per Hubschrauber aus der Luft, hat eine Spezialeinsatzgruppe mit Bootsführern, Rettungs- und Fließwassertauchern. Das Einsatzgebiet der Tölzer Wacht ist längst nicht mehr bloß das Bad in Eichmühle. Sie besetzt die Stationen in Niedernach am Walchensee, die sie von den Lenggrieser Wasserrettern übernommen hat, den Kirchsee, die Reindlschmiede und den Schönauer Weiher. Und natürlich ist sie auch für die Isar in und um Tölz zuständig.

Ihre Hauptaufgaben haben sich trotz alldem kaum verschoben. "Das ist in erster Linie die Ausbildung im Schwimmen und im Rettungsschwimmen", sagt Hofmann. Jeder, der zur Wasserwacht geht, bekommt eine Sanitätsgrundausbildung. Die Einsätze an den Wachstationen verlagerten sich zunehmend auch an Land, etwa wenn ein Badegast auf den Liegewiesen einen Herzinfarkt erleide oder wenn sich ein Radler verletze, sagt Hofmann. "Da wird oft die Wasserwacht gerufen, weil sie in der Nähe ist." Die Mitglieder seien alle ausgebildete Mediziner oder Sanitäter. Das ist nicht schwer zu organisieren, denn die Wasserretter gehören zum BRK-Kreisverband.

Das 5o-jährige Bestehen wird an diesem Freitag von 16 bis 22 Uhr mit einem Beisammensein im Zelt auf Höhe der Königsdorfer Straße 22 gefeiert. Am Samstag um 14 Uhr gibt es Vorführungen auf der Isar.