Bad Tölz:Kurviertel als Sanierungsgebiet

Stadt Bad Tölz hat Voruntersuchung zum Badeteil fertiggestellt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Es geht um eine Analyse der sozialen, strukturellen und städtebaulichen Verhältnisse im Tölzer Kurviertel, um Strukturwandel und Funktionsschwächen, um Wohnungsbau und Tourismus, um Denkmalschutz und Sanierungen: Die Voruntersuchung "Sanierungsgebiet Badeteil" ist nach dreijähriger Arbeit abgeschlossen. Dies teilte Bauamtsleiter Christian Fürstberger im Tölzer Stadtrat mit. Das Werk umfasst genau 169 Seiten und wird im September der Öffentlichkeit vorgestellt. Bis dahin könne sich die Tölzer Bevölkerung noch beteiligen und "eigene Ideen einbringen", sagte der Bauamtsleiter.

Den Auftrag zur Voruntersuchung hatte der vormalige Stadtrat im Januar 2018 erteilt. Nach dem Ende der alten Sozialkur erlebte das Badeteil einen Strukturwandel, immer mehr Wohnhäuser entstanden, immer mehr Hotels und Pensionen machten dicht. Um das bauliche Erbe zu bewahren, Sanierungen zu fördern und das Entwicklungspotenzial zu definieren, wurde das Werk in Auftrag gegeben. 2019 gab es dazu auch eine Befragung, an der etwa 350 Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. Außerdem, so Fürstberger, "haben wir viele Gespräche geführt".

Die Lektüre der Voruntersuchung fand Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) als "extrem spannend". In der Sitzung empfahl er den Stadträten, das Werk mit in den Urlaub zu nehmen. Die Bevölkerung kann es dann auf der Homepage der Stadt oder auch auf Papier im Rathaus bekommen, wofür eine Terminvereinbarung nötig ist. Klagen seien gegen die Voruntersuchung nicht möglich, stellte Fürstberger klar. Wohl aber gegen die daraus resultierende Sanierungssatzung, die "ein Gebiet zur Behebung städtebaulicher Missstände" umfasst und vom Stadtrat beschlossen werden muss - was vermutlich erst im Spätherbst auf der Tagesordnung steht.

Was die Voruntersuchung zu dem Gebiet "Innere Buchener Straße" sage, wollte Stadträtin Johanna Pfund (Grüne) wissen. Dort befinden sich noch einige Hotels, Gästehäuser und ein Sanatorium, die nach dem Willen der Stadt weiterhin touristisch genutzt werden sollen - wogegen sich die meisten Eigentümer vehement wehren. Laut Voruntersuchung, so Fürstberger, sei dieser Kern des Kurviertels "ein wichtiger Bereich für Ankünfte". Den Vorwurf, Bad Tölz sei kein Touristenziel und habe für den Fremdenverkehr nichts getan, wies er abermals zurück. Er nannte als Beleg eine Reihe von Projekten - vom neuen Vitalzentrum bis zu den sanierten Stadtparks.

Den Bebauungsplan für das kleine Gebiet "Innere Buchener Straße" billigte der Stadtrat gegen die Stimmen von Julia Dostthaler (CSU) und Johannes Gundermann (Grüne). Auch Anton Mayer (CSU) war trotz seiner Zustimmung nicht ganz wohl zumute. Er würdigte die Leistung der Betriebe an der Buchener Straße. Als andere Inhaber ihre Beherbergungsbetriebe im Kurviertel aufgaben, um teure Wohnungen zu schaffen, hätten sie weitergearbeitet, "hervorragend gewirtschaftet" und den Tourismus in Tölz aufrecht erhalten. "Und heute bestrafen wir sie, indem wir ihnen Tourismus aufbürden - so was geht mir grundsätzlich auf den Magen."

Dem widersprach René Mühlberger (CSU). Es gehe nicht um Bestrafung oder Belohnung, meinte er. Seiner Ansicht nach müsse man hier "schon die städtebauliche Frage stellen, ob jemand eine Anwartschaft auf Nutzungsänderung erwirbt, weil er sein Leben lang für den Tourismus oder als Schneider gearbeitet hat und nun sagt, jetzt will ich dafür aber gewinnmaximierend Wohnbebauung haben". Johanna Pfund, Ulrich Fottner (FWG) und Karsten Bauer (CSU) sprachen sich nachdrücklich dafür aus, nach einer weiteren Auslegung und einem Beschluss des Bebauungsplanes eng mit den Gastgebern an der Buchner Straße zusammenzuarbeiten und sie zu unterstützen.

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