Süddeutsche Zeitung

Reden wir über:Kreativität und Sprache

Ursula Stroux bietet mit ihrem Projekt "Zauberworte" schöpferische Kurse für Deutschlerner und Muttersprachler an.

Interview von Jana Daur, Bad Tölz

Ursula Stroux hält wenig von klassischen Lehrmethoden. Die Sprachdozentin möchte neue Lernansätze schaffen. Mitte Februar startete in Bad Tölz ihr kreativer Schreibworkshop "Zauberworte". Dort kommen Muttersprachler und Sprachanfänger zusammen.

SZ: Frau Stroux, Sie geben im Rahmen des Projekts "Zauberworte" kreative Schreibkurse. Wann waren Sie das letzte Mal selbst kreativ?

Ursula Stroux (lacht): Letzten Mittwoch bei den Zauberworten. Eigentlich bin ich immer kreativ, wenn ich Deutschkurse gebe. Ich versuche, meinen Unterricht so zu gestalten, dass Bewegung stattfindet - wie man Unterricht auch machen sollte. Und da muss man kreativ werden, weil viele Lehrwerke das nicht vorgeben.

Seit 2006 geben Sie zudem Integrationskurse. Warum ist es Ihrer Meinung nach für Sprachlernende wichtig, auch kreativ tätig zu werden?

Der kreative Umgang mit Sprache ist immer wichtig. Das fehlt ganz oft in Lehrwerken. Eigentlich müssen wir ständig kreativ sein, wenn wir mit einer Situation konfrontiert sind, die wir vorher noch nicht hatten. Mit Sprache verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren in einem sicheren Rahmen, in dem man Fehler machen darf, ist natürlich Gold wert. Das kennen wir alle: Wir haben Angst davor, in einer Fremdsprache auf einmal spontan reagieren zu müssen, weil irgendetwas Unvorhergesehenes passiert. Das erst einmal im Kurs auszuprobieren ist natürlich grandios.

Bei Ihren Kursen treffen Muttersprachler auf Sprachanfänger. Ist es schwer, beide Gruppen zusammenzubringen?

Ich habe jeden Abend zwei verschiedene Formate. Das eine ist für die, die schon viel können oder Muttersprachler sind. Sie bekommen einen einfachen Impuls. Letzte Woche war zum Beispiel Valentinstag und Karneval, damit kann man die Fantasie anregen. Die Deutschlerner bekommen hingegen zum Beispiel ein Gedicht, dessen Elemente sie verändern können. Dieses Arbeiten heißt "Generatives Schreiben". Das gibt Sicherheit: Man ist nicht völlig frei und verloren in der Sprache. Die Teilnehmer sollen nicht denken: "Das kann ich sowieso nicht." Der Profit ist außerdem, dass man in Kontakt kommt: Die Deutschlerner wissen oft nicht, wie sie mit Muttersprachlern in Kontakt treten können, und die Deutschen können etwas aus der Realität und dem Alltag der Sprachlerner mitnehmen.

Sie haben selbst schon im Ausland gelebt. Gibt es einen Unterschied, wie Sprachen an verschiedenen Orten gelernt werden?

Die Unterschiede beim Sprachenlernen sind immens. Wir Deutschen haben zum Beispiel wenig Probleme, Englisch zu verstehen. Italiener und Spanier tun sich hingegen oft schwerer. Deren Unterricht befasst sich weniger mit Sprechen und Verstehen, vielleicht ist da mehr Gewicht auf der Grammatik. Das ist in den Schulen die Frage: Geht es darum, die Sprache sprechen zu lernen und zu verstehen, oder geht es darum, Grammatikübungen zu machen?

Versetzen Sie sich von der Lehrerin in die Rolle der Schülerin: Welche Sprache würden Sie denn gern noch lernen?

Italienisch, ganz klar! Ich liebe den Klang von Italienisch und höre es gerne. Ich finde, das ist eine Sprache, die nicht einfach gesprochen, sondern fast schon gesungen wird. Und das ist ein Genuss!

Anmeldungen sind unter 0173/8464756 oder ursula@fabula-lingua.de möglich

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5755813
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/cjk
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.