Süddeutsche Zeitung

Neuer Tölzer Kindergarten:Luxus oder Lösung?

Der Tölzer Bauausschuss billigt zwar den Plan für den neuen viergruppigen Kindergarten an der Jahnstraße. Doch Streit gibt es wegen des Flächenverbrauchs durch das eingeschossige Gebäude und einer fehlenden Tiefgarage. Baubeginn ist im Frühjahr 2020.

Von Klaus Schieder

Der neue Kindergarten auf dem Gelände der Jahnschule entsteht als langes, erdgeschossiges Gebäude, in dem vier Gruppen mit insgesamt etwa 100 Kindern betreut werden können. Diesem Flachbau, der sich im Süden des Areals parallel zum alten Schulhaus erstrecken soll, schließt sich nach Osten hin ein Kopfbau mit Satteldach an, der einen Mehrzweckraum und die Küche beherbergt. Im rechten Winkel, den die beiden Trakte bilden, ist südlich ein rund 1300 Quadratmeter großer Garten mit Wasserspiel, Kletterhöhe, Sandspielplatz und Rutsche geplant. Eine Tiefgarage ist nicht vorgesehen. "Es ist eine gelungene Lösung, die wir vorschlagen", sagte Bürgermeister Josef Janker (CSU) am Donnerstagabend im städtischen Bauausschuss. Die meisten Stadträte sahen dies ähnlich und billigten den Plan. Dagegen votierten Margit Kirste (FWG) und Andrea Grundhuber (Grüne).

Wer sein Kind mit dem Auto bringt, kann den neuen Parkplatz mit etwa 35 Stellflächen anfahren, der im Streifen zwischen der Jahnstraße und dem Satteldachhaus situiert wird. Über einen kleinen Vorplatz im Norden gelangt man in das Foyer, das auch als Wartezone für die Eltern dient. Von dort kommt man zum einen zu den Gemeinschaftsräumen im Kopfbau, zum anderen auch zum Spielflur, der die vier Gruppenräume im erdgeschossigen Trakt verbindet. Die sind allesamt gleich strukturiert: Es gibt ein Hauptzimmer mit Blick in den Garten, daneben einen Garderoben-Bereich, der auf die Terrasse führt und als eine Art Schmutzfänger dient, zudem einen kleinen Neben- und einen Sanitärraum im Norden. Eine Besonderheit: Der Zugang zum Garten ist großzügig überdacht, die Terrasse damit vor Sonne und Regen geschützt. Der gesamte Kindergarten wird in Holzbauweise errichtet. Außerdem ist draußen eine Hecke vorgesehen, die um den Neubau im Westen und Norden mäandert. Im Süden sollen die alten Bäume vor der Dreifachturnhalle des Turnvereins Bad Tölz stehen bleiben. Dieser Plan sei "in sehr enger Zusammenarbeit" mit dem künftigen Betreiber, dem Kinderland Weyarn, abgestimmt, sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Außerdem habe man das Raumprogramm in Gesprächen mit der Regierung von Oberbayern abgeklärt. Die Kosten für den Kindergarten belaufen sich auf etwa drei Millionen Euro, davon trägt der Freistaat zwei Millionen.

Eine scharfe Auseinandersetzung lieferte sich Andrea Grundhuber mit Janker und Fürstberger über eine mögliche Tiefgarage unter dem kellerlosen Kindergarten und dem Schulareal. Die Topografie sei dafür zu schwierig, meinte Fürstberger. "Das Gelände fällt steil ab." Ein solcher Bau würde zu viel Geld verschlingen. Außerdem stelle sich die Frage, wer die Tiefgarage dann nutze, immerhin seien oben neue Parkplätze vorgesehen. Und die Lehrkräfte, ergänzte Janker, fänden schon jetzt einen Stellplatz, "das ist mit Sicherheit nicht das Problem". Den Verweis auf heikles Gelände wies Grundhuber vehement zurück. Zwischen der Straße Am Krottenbach und der Jahnstraße gebe es gerade einmal 43 Zentimeter Höhenunterschied, sagte sie. "Ich bezweifle sehr, dass die Tiefgarage wegen der Höhe nicht geht."

Kritik an den Plänen übte auch Margot Kirste. Durch die eingeschossige Bauweise werde zu viel Fläche versiegelt, monierte sie. Ihr wäre es lieber, "das Gebäude aufzustocken, wenn man es braucht". Dem widersprach Janker: Der künftige Betreiber wünsche sich, dass die Kinder aus den Gruppenräumen direkt ins Freie laufen können, "und nicht über irgendwelche Treppen". Was die Flächenversiegelung anbelangt, werde das Wasser über Rigolen aufgefangen, "es versickert also wieder auf der Fläche." Für Jürgen Renner (SPD) ist der neue Kindergarten durchaus Luxus. "Wir bauen da was Supertolles hin, vom Flächenverbrauch her ist das grenzwertig", sagte er.

In den Sommerferien sollen auf dem Gelände der Jahnschule die Abbrucharbeiten anfangen. Der Baubeginn für den Kindergarten dürfte im Frühjahr 2020 sein. Dies ist die erste Phase der Umgestaltung auf dem Schulareal. Die zweite ist der Neubau der Aula und eines großen Trakts mit Turnhalle samt Klassenzimmern, Mittagsbetreuung und einem Probenraum für die Stadtkapelle. Die Gesamtkosten sind mit rund neun Millionen Euro veranschlagt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4531660
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.07.2019/aip
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.