Bad Tölz:Josefistift soll neben die Klinik

Beim Diskussionsabend der Tölzer SPD sprechen sich 24 von 36 Zuhörern für einen Neubau des Pflegeheims an der Arzbacher Straße aus. Dagegen wünscht sich Heimleiterin Bettina Emmrich den Standort auf der Flinthöhe, der auch von der Stadtverwaltung bevorzugt wird

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Eisstadion hätte Bettina Emmrich besser nicht erwähnt. Die Leiterin des Josefistifts listete beim Diskussionsabend der Tölzer SPD am Mittwoch im Gasthaus Schlössl auf, weshalb sie einen Neubau des Pflegeheims zwischen der General-Patton-Straße und der Bundesstraße 13 bevorzugt. Das Lettenholzviertel sei sehr lebendig, in der Nähe befänden sich Ärzte und Apotheken, aber auch Supermärkte und Cafés, man könne zum Fußball und zum Eishockey gehen, sagte sie. Worauf einer der 36 Zuhörer etwas spitz erwiderte, dass demenzkranke Senioren ja wohl eher nicht die Eisarena aufsuchten. In einer schriftlichen Abstimmung sprachen sich dann 24 Teilnehmer für einen anderen Standort aus: das Areal an der Arzbacher Straße, das schräg gegenüber der Asklepios-Klinik liegt und vor wenigen Jahren noch für die Ansiedlung eines großen Hotels erkoren war. Für die Flinthöhe votierten hingegen nur acht Anwesende.

Die Zeit drängt beim Josefistift. Weil das Alten- und Pflegeheim an der Bahnhofstraße seit 2011 nicht den gesetzlichen Vorschriften genügt, muss die Stadt bis 2021 entschieden haben, wo sie einen Neubau hinstellt und dafür auch in die Planung gegangen sein. Ansonsten erlischt die Genehmigung der Heimaufsicht im Landratsamt. In der September-Sitzung des Stadtrats präsentierte Falko Wiesenhütter, Geschäftsleiter der Stadt, sieben Standorte für einen Neubau mit 120 Plätzen und acht Kurzzeitpflegeplätzen. In einer Vergleichsanalyse bewertete er die möglichen Flächen nach harten Faktoren wie Verkehrsanbindung, Baurecht, Kosten oder auch Eigentumsverhältnisse und vergab dementsprechend Noten: Die Flinthöhe bekam eine 1,4, die Arzbacher Straße eine 1,7, der angestammte Platz an der Bahnhofstraße eine 2,4. Alle anderen waren schlechter.

Bad Tölz: Über den künftigen Standort des Pflegeheims Josefistift diskutierten die Teilnehmer beim SPD-Abend unter dem Motto "Ernst fragt nach".

Über den künftigen Standort des Pflegeheims Josefistift diskutierten die Teilnehmer beim SPD-Abend unter dem Motto "Ernst fragt nach".

(Foto: Hartmut Pöstges)

Florian Ernst wollte nun hören, welcher Standort in der Bevölkerung präferiert wird. Der Bürgermeisterkandidat der SPD startete damit seine Wahlkampfreihe unter dem Motto "Ernst fragt nach", immerhin soll der Stadtrat am 22. Oktober eine endgültige Entscheidung über das Grundstück für den Neubau fällen. Ernst selbst gab zu erkennen, dass er für die Variante an der Arzbacher Straße ist. Auf der Flinthöhe müsse für das gesamte Gebiet von der General-Patton-Straße bis hin zur Lettenholzschule endlich ein Gesamtkonzept her, sagte er. "Wir müssen eine komplette Quartiersentwicklung machen." Das Lettenholz biete ausreichend Raum, dort gebe es Anschlussflächen von rund 30 000 Quadratmetern. Stelle man an der General-Patton-Straße aber ein neues Pflegeheim hin, schaffe man "eine Säule, um die ich immer wieder herum bauen muss".

Ähnlich äußerte sich auch SPD-Stadträtin Camilla Pöckl: "Wenn man da oben das Josefistift hinstellt, habe ich das Gefühl, dass es wieder Stückwerk wird." Ohnehin bleibe erst einmal der Bau der Nordumfahrung abzuwarten, ansonsten habe man vor den Fenstern des neuen Heims "nur Staub und Dreck". Dagegen könnten die Senioren mit ihren Angehörigen von der Arzbacher Straße aus in den Kurpark, ins Café, in die Klostergärten gehen. Dies unterstrich auch Sabine Behrendt, Tochter von Sieglinde Dorfmeister, die einst rund 500 Unterschriften für den Erhalt des Josefistifts an der Bahnhofstraße gesammelt hatte. Wenn schon der Erhalt des Pflegeheims am bisherigen Standort nicht möglich sei, dann gehe als Alternative bloß die Arzbacher Straße, sagte sie. Dort sei man rasch an der Isar, auch die Marktstraße sei nicht so weit entfernt. "Und wenn was ist, ist der Krankenwagen schneller da."

Bad Tölz: SPD-Bürgermeisterkandidat Michael Ernst sprach sich selbst für das Areal an der Arzbacher Straße aus.

SPD-Bürgermeisterkandidat Michael Ernst sprach sich selbst für das Areal an der Arzbacher Straße aus.

(Foto: Fotos: Hartmut Pöstges)

Von der Stadtverwaltung wird eher die Flinthöhe für einen Neubau favorisiert. Auch Heimleiterin Emmrich tendiert zu dieser Lösung. Das gelte ebenso für ihre Pflegekräfte, sagte sie. Mit den derzeit 95 Bewohnern des Josefistifts, die überwiegend alleine seien, gehe man viel nach draußen. "Der Stadtteil Lettenholz ist für uns lebendiger." Überdies wohnten bereits viele Mitarbeiter in dem Viertel. Ein Wunsch von Emmerich wäre, den Kinderspielplatz auf dem Areal an der General-Patton-Straße in den Garten eines neuen Pflegeheims zu integrieren. Was die Nordumfahrung anbelangt, so lebten die Senioren auch am jetzigen Standort an der Bahnhofstraße hinter einer Schallschutzwand.

Kritik an der Stadtpolitik übte Zuhörer Andreas Bachl. Die Präferenz im Rathaus für die Flinthöhe bezeichnete er als "Schnellschuss der Verwaltung". Er habe viel mit Tölzern geredet, die allesamt "Bauchweh" bei dieser Variante hätten, sagte er. Zudem äußerte er die Vermutung, dass man sich das Areal an der Arzbacher Straße als Filetstück aufheben möchte.

Gerhard Schmolke plädierte als einziger für den Erhalt der Adresse an der Bahnhofstraße. "Wir verdichten dort, was jeder will, wir verbrauchen keine Fläche, und alles bleibt da, wo es ist, wie es gewünscht wird", sagte er. Mit der Flinthöhe werde die Peripherie bevorzugt, weil man denke, die Senioren kämen eh nicht mehr raus. "Das ist boshaft." Die vergleichsweise weit höheren Kosten und die lange Bauzeit von sechs Jahren für einen sukzessiven Abriss und Neubau des Josefstifts am angestammten Ort zweifelte Schmolke an. Damit erntete er Widerspruch. Die Summe von 27 Millionen Euro sei von einem Architekten ermittelt worden, "der nichts anderes tut, als Pflegeheime zu bauen", so Emmerich.

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