Sport im Oberland„Das ist wie eine Obsession“

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Im Hauptberuf ist Jascha Breitkopf Lehrer für Ethik, in seiner Freizeit treibt er sich zu sportlichen Höchstleistungen an und wird im November 2025 bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Marbella antreten.
Im Hauptberuf ist Jascha Breitkopf Lehrer für Ethik, in seiner Freizeit treibt er sich zu sportlichen Höchstleistungen an und wird im November 2025 bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Marbella antreten. (Foto: Florian Peljak)

Der Tölzer Jascha Breithaupt hat sich für die Ironman-Weltmeisterschaft auf der 70,3-Meilen-Distanz qualifiziert. Selbst ein Quallenstich kann ihn nicht stoppen.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz

Wer schon einmal im Meer in einen Quallenschwarm geschwommen ist, kann gut nachvollziehen, wie weh das tun kann. Als das Jascha Breithaupt im Oktober 2024 vor dem indischen Goa passierte, blieb er trotzdem 1,9 Kilometer lang im Wasser, setzte sich anschließend bei um die 40 Grad Außentemperatur für 90 Kilometer aufs Fahrrad, um nochmals 21,1 Kilometer bis ins Ziel zu laufen.

Die Distanz eines Ironman-Wettbewerbs über 70,3 Meilen, also etwa 113 Kilometer, brachte den 30-jährigen Sportler aus Bad Tölz an die Grenzen seiner physischen und mentalen Leistungsfähigkeit. Doch beides fasziniert ihn daran, sagt er. „Das ist mehr als die sportliche Herausforderung. Der Sport ist ein Spiegelbild des Lebens.“ Nur weil es auch dunkle Momente gebe, könne der Mensch überhaupt Glücksphasen erleben. So sieht Breithaupt das jedenfalls.

Und genau das hat Breithaupt im Indischen Ozean vor Goa durchlitten und wurde belohnt. Er kam auf den 13. Platz bei knapp hundert Teilnehmern in seiner Altersklasse und Platz 48 von 615 Leuten, die es bis ins Ziel schafften. Damit qualifizierte sich Breithaupt für die Weltmeisterschaft auf der 70,3-Meilen-Ironman-Distanz im spanischen Marbella Anfang November 2025.

Bis dahin hat sich der 30-Jährige vorgenommen, sein höchstes Leistungsniveau zu erreichen. Er berichtet von einem neunmonatigen Trainingsplan im Drei-Phasen-Modell, in dem es gilt, die Herzfrequenz und die Laktatwerte in die richtige Balance zu bringen, und die Ernährung wichtig ist, damit der Kohlenhydratstoffwechsel optimal funktioniert.

Breithaupt hat erst vor vier Jahren seinen ersten Triathlon absolviert

Darüber spricht Breithaupt so reflektiert und professionell wie ein Leistungssportler. Im Hauptberuf ist er jedoch Lehrer für Ethik an einer Schule im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und konnte nur brustschwimmen, als er vor rund vier Jahren seinen ersten Triathlon-Wettbewerb in Höchstadt bei Nürnberg absolvierte. Das sei damals seine schwächste Disziplin gewesen, heute aber womöglich sogar seine stärkste.

Schwimmen gehört zu den Disziplinen beim Ironman.
Schwimmen gehört zu den Disziplinen beim Ironman. (Foto: Thomas Frey/dpa)

Zum Training kommt Breithaupt in der Regel während der Wintermonate zweimal die Woche in die Münchner Olympiaschwimmhalle. Für fünf Kilometer braucht er etwa eine Stunde und 20 Minuten. „Ich liebe diese Halle“, sagt er. Die Architektur von 1972 habe diese besondere Leichtigkeit, und außerdem könne er dort auf der langen 50-Meter-Bahn schwimmen, wogegen es in den Hallenbädern im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen nur halb so lange Bahnen gebe.

Sich selbst motivieren, kann der junge Mann offensichtlich. Täglich setzt er sich zu Hause etwa auf den Fahrrad-Rollentrainer und joggt in der Natur rund um seinen Wohnort Bad Tölz. Gleichzeitig warnt er davor, mit dem Training zu übertreiben. Wer sich überlaste, bezahle das oft mit Verletzungsproblemen, wie es ihm etwa mit der linken Oberschenkelsehne bereits passiert sei. Auf seinen Körper achtet er inzwischen bewusster. „Man muss sein Ego im Griff haben, sich selbst kontrollieren und verantwortungsvoll mit sich umgehen können“, so Breithaupt.

Leistungsorientiert ist er allerdings schon seit früher Kindheit an gewesen. So spielte er bereits seit dem vierten Lebensjahr Fußball, während er in Baden-Württemberg aufwuchs. Recht wettbewerbsbewusst habe er den Teamsport betrieben, sagt er selbst. Später sei er dann bei der Fitness gelandet, habe den Kraftdreikampf Powerlifting betrieben.

Zu Studienzeiten fehlte dann etwas die Zeit für sportliche Aktivitäten. Breithaupt schloss Rechtswissenschaften und Philosophie ab. Zweiteres wie er sagt, weil ihn schon immer die Existenzfragen des Lebens beschäftigten. Als Rechtsanwalt in einer Kanzlei hielt er es aber nur wenige Monate aus. Sich vorwiegend auf den beruflichen Erfolg und wirtschaftlichen Profit zu konzentrieren, erfülle ihn einfach nicht, sagt der junge Mann. So orientierte er sich um, wurde als Quereinsteiger Ethiklehrer, wo Gerechtigkeitsfragen eine zentrale Rolle spielen.

Als Lehrer ermutige er auch seine Schüler, an sich selbst zu glauben, so Breithaupt

„In meinem Beruf als Lehrer ermutige ich auch meine Schüler, an sich zu glauben“, sagt er. In die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und in schwierigen Zeiten weiterzumachen, seien Fähigkeiten, die im ganzen Leben weiterhelfen. Harte Arbeit, Ausdauer und eine positive Sichtweise zahlten sich aus. Davon sei er überzeugt, so Breithaupt. Und das mache sich für ihn ebenso in seinem Sport bezahlt. Darin immer besser zu werden, dafür trainiere er. „Das ist wie eine Obsession.“ Sich seinen Ängsten zu stellen und weiter an sich selbst und das Gute zu glauben, vermittle ihm der Ironman.

In Goa hat ihm genau das geholfen, es überhaupt bis ins Ziel zu schaffen. Dort war der Quallenstich nur Auftakt für weitere Schwierigkeiten. So fiel auf der Radstrecke erst das Helmvisier ab, weil sich Magnete gelockert hatten. Anschließend verlor Breithaupt auf der unebenen Strecke auch noch seine Verpflegung. 90 Kilometer auf dem Rad zu sitzen, sei so zu einem Kraftakt geworden, sagt er. Bei 40 Grad Außentemperatur zu laufen, habe ihn schließlich mehrfach fast so weit gebracht, aufzugeben. Auf diese Weise sei jeder Verpflegungsstand zur Rettung geworden. „Ich übergoss mich mit Eiswasser, tauschte Schwämme aus und legte sie in den Anzug, um meine Körpertemperatur zu senken“, so der Tölzer.

Die Situation so zu akzeptieren, wie sie sei, helfe ihm durchzuhalten, sagt Breithaupt. Daraus versuche er das Beste zu machen. Im Ironman fühlt sich der 30-Jährige bisher nicht am Ziel. Die besten Jahre lägen noch vor ihm, sagt er. Daran will er weiter arbeiten – und das am besten auf der langen Ironman-Distanz.

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