Bad Tölz:Janker: Bad Tölz kommt nicht rüber

Der Bürgermeister sieht die Stadtpolitik in der Pflicht, bei den Bürgern mehr Interesse zu wecken. Der Auftritt in den sozialen Medien soll besser werden.

Von Klaus Schieder

Josef Janker (CSU) klang frustriert. Alle Jahre wieder blickt der Tölzer Bürgermeister in der Weihnachtssitzung des Stadtrats auf das ablaufende Jahr zurück und listet auf, was die Stadt erreicht hat, was sie plant, was sie leider nicht schafft. Seine Rede fiel in den vergangenen Jahren zwar kursorisch, aber dennoch in manchen Punkten detailfreudig aus. Diesmal fasst sich Janker ganz kurz. Seine Begründung: Er habe festgestellt, "dass mein umfassender Rückblick, der eine Fülle von positiven Entwicklungen aufgezeigt hatte, nie die erwartete Aufmerksamkeit erzielte oder auf besonderes Interesse in der Bevölkerung stieß", sagte er am Dienstagabend im Historischen Saal des Stadtmuseums. Daraus zieht er die Schlussfolgerung, dass er selbst und die Stadträte ihre Politik erheblich besser verkaufen müssen.

"Die Beschlüsse und Informationen kommen weder von uns rüber noch lesen die Leute, was in den Zeitungen steht", glaubt Janker. Als Beispiel führte er ein längeres Gespräch mit einem alteingesessenen Tölzer auf, der ihn bedauert habe, Bürgermeister von Tölz zu sein - wegen der großen Probleme in der Kurstadt, weil "alles so unerfreulich" sei. Im Übrigen meinten dies die Leute im Bäderviertel auch. Auf Jankers Frage, warum die Neubürger dort nach Tölz gezogen seien, bekam er zur Antwort: "Ja, weil's in Tölz schön ist, der Isarwinkel, die Berge, die Infrastruktur, das soziale Engagement und das kulturelle Angebot". Ernüchternd wirkten auf den Rathauschef auch manche Leserbriefe, in denen "unwahre Behauptungen" aufgestellt würden, gefolgt von weiteren Leserbriefen, die mit diesen falschen Aussagen weiter argumentierten. Janker bezeichnete das mit dem Wort des Jahres als "postfaktisch". Die Vorgänge in der Stadt würden oftmals nur mehr oberflächlich betrachtet, klagt er.

Stadtbaumeister Hannes Strunz Rathausanbau

Mit dem Rathaus-Neubau, begutachtet von Stadtbaumeister Hannes Strunz, geht es voran. Die Stadträte werden im neuen Sitzungssaal unterm Dach tagen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Politik in Bad Tölz hat nach seinem Dafürhalten ein gravierendes Vermittlungsproblem. Das beheben auch die "Tölzer Stadtnachrichten" nicht, eine städtisches Periodikum, das in einer Auflage von 17 500 Stück erscheint und an alle Haushalte verteilt wird. Janker glaubt zwar nicht, dass die Zeitung umgehend in der Papiertonne landet, "wir kriegen schon einen Rücklauf auf das Preisrätsel". Ansonsten dürfte aber kaum ein Empfänger die Artikel wirklich lesen, meint er. Um wieder mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, will er vor allem den Auftritt in den sozialen Medien verbessern. Mit der neuen Pressesprecherin Isabella Wolfgruber werde man "in dieses Thema noch intensiver einsteigen", kündigt Janker an. Darüber hinaus sieht der Bürgermeister die Stadträte aller Fraktionen in der Pflicht. In seiner Rede rief er sie eindringlich dazu auf, stärker auf die Bevölkerung zuzugehen. Notwendig sei, "dass wir noch mehr selbst informieren und anstehende Projekte erklären müssen".

In seiner stichwortartigen Bilanz führte Janker die 2016 abgeschlossenen Vorhaben auf: das neue Vitalzentrum im Kurviertel, die solare Klärschlammtrocknung, den "WeltRaum" am Vichyplatz als Treff für Flüchtlinge und Einheimische, den Neubau der Zweifachsporthalle an der Südschule, den Kreisverkehr an der Buchener Straße. Im Januar soll die E-motion-Base an der Sportjugendherberge eröffnet werden. Als Erfolg bezeichnete Janker überdies die Aufnahme der Tölzer Leonhardifahrt in das Bundesverzeichnis für das immaterielle Unesco-Kulturerbe.

Woche für psychische Gesundheit

Bürgermeister Josef Janker vermisst das lebhafte Interesse der Bürger an ihrer Stadt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Nicht gerade förderlich für ein erhöhtes Interesse an der Kommunalpolitik war der geänderte Beginn der öffentlichen Sitzungen, den die Stadträte im Juli von 16 auf 17 Uhr verschoben hatten. Der Grund: Sie wollten zuvor hinter verschlossenen Türen tagen - anstatt danach. Das hat sich nicht bewährt. Manchmal dauerten die nicht-öffentlichen Debatten lange, dann standen die Besucher noch etliche Minuten nach 17 Uhr vor der Tür. Andererseits kam es vor, dass die Räte rasch fertig waren und bis zum Beginn des öffentlichen Teils warten mussten. Oder sie brachen die geheimen Beratungen ab, ließen die Besucher herein und machten danach wieder unter sich weiter - wobei selbst einige Mandatsträger wegen anderer Termine zur Fortsetzung nicht mehr da waren. "Es war mal ein Versuch, der im Nachhinein aber eher nachteilig war", resümierte Kämmerer Hermann Forster. Ohne weitere Diskussion entschied der Stadtrat, dass nächstes Jahr alle öffentlichen Sitzungen wieder um 16 Uhr anfangen.

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