Bad Tölz:Hiphop auf Boarisch

Alex Cumfe & Band

Ihr Debütalbum "Jetzt" präsentierte die Songwriterin und Sängerin Alex Cumfe beim Bavarian Beats Festival im Tölzer Kurhaus.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Bands beim "Bavarian Beats" im Tölzer Kurhaus zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig die bayerische Musikszene ist

Von Thekla Krausseneck, Bad Tölz

Ein Festival ist mehr als die Summe seiner Bands: Die Location, die Bar, die Besucherzahl, all das trägt maßgeblich zur Stimmung bei. Manchmal sogar das Wetter. Das "Mondblau"-Metal-Festival in Geretsried etwa, das vor einigen Jahren nach sieben Auflagen leider eingestampft wurde, lebte von dem Regen, der die Erde vor der Bühne stets verlässlich in ein Schlammfeld verwandelte. Traurige Gesichter gab es deshalb nicht. Im Gegenteil: Das Mondblau und sein Schlammfeld waren legendär. Auch das Bavarian Beats Festival hat das Potenzial, zum jährlichen Höhepunkt der Festival-Gänger zu werden: Im knallvollen Tölzer Kurhaus stießen die Bands am Wochenende auf ein dankbares Publikum, das seine Künstler bis nach Mitternacht feierte.

Die Bands zeigten, wie vielseitig die bayerische Musikszene derzeit ist, dass Tuba und Akkordeon nicht nur in der Folklore, sondern auch im Hiphop und im Rock eine funkige Wirkung erzeugen können, dass zeitgenössische Musik auch mit bairischen Texten funktioniert. Den Konzerten der Musiker Karin Rabhansl, Mathias Kellner und Dreiviertelblut wohnten die Festival-Besucher am Freitag noch im bestuhlten Saal bei, am Samstag war der Kursaal freigeräumt. Das war auch nötig, denn zum Tanzen gab es Gelegenheit genug. Alex Cumfe, die den Samstag mit ihrer Band eröffnete, stellte ihr Album "Jetzt" vor, das erst am Tag zuvor sein Release gefeiert hatte. In ihrem Albumdebüt präsentiert die Sängerin ihre eigenkomponierten Pop-, Soul- und Jazz-Titel, gesungen im Dialekt. Ihr Song "Wejnreiten" war bereits im Radio zu hören. Zur Feier des Tages gab es in Tölz ein Fläschchen Schnapps aus Cumfes Elternhaus zum CD-Kauf dazu.

Die Künstler kamen ganz unterschiedlich bei den Gästen an. Obwohl die Stimmung immer gut war, zuckte ein Besucher nach Cumfes Auftritt mit den Schultern und sagte: "Die war ganz gut, aber auch ein bisschen ein Christina-Stürmer-Verschnitt." Und als Lenze und de Buam ihren Auftritt begannen, war der Ruf einer jungen Frau zu hören: "Endlich mal was Gutes!" Lenze und de Buam, 2014 ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis des Landkreises Rosenheim, heizten mit ihrer unkonventionellen Kreativität ordentlich ein. Die fünf Jungs nahmen sich selbst nicht zu ernst und hatten damit schnell alle Sympathien auf ihrer Seite. So begann der Song "1000 Rosen" mit einem recht eingängigen "Daaa, da": Lenze wiederholte es ein paar Mal und forderte dann zum Mitsingen auf. "Und wer net singen mag, der ko klatschen - so", frotzelte Lenze und klatschte die Hände überm Kopf zusammen. Kurz darauf lernten die Festival-Besucher das Maskottchen der Band kennen, ein Pappschaf mit übergeworfenem Flies, vier Beinen und drei Socken dort, wo bei einem echten Schaf die Hufe gewesen wären. "Das Schaf ist oft mit unterwegs", sagte Lenze, "deshalb sind nur noch drei Socken übrig." Zu einem funkigen Reggae-Cover bildete sich in der Saalmitte eine kleine Polonaise, die wohl den gesamten Saal erfasst hätte, wäre dieser nicht so gut besucht gewesen, dass man kaum von einem Ende zum anderen gelangen konnte.

Ein funkiges Kontrastprogramm zu Lenze und de Buam brachte die Mundwerkcrew auf die Bühne, die mit ihren entspannten Reggae- und HipHop-Songs Fans bis in den Norden Deutschlands hat. So auch die Rapper von dicht und ergreifend, deren Videos auf "YouTube" hunderttausende Klicks bekommen. In Zukunft könnte es schwierig werden, Tickets für Konzerte der Jungs zu ergattern, die ihren HipHop in bairischer Mundart singen: Der Tourenplan füllt sich, drei der sieben Auftritte im März - einer in Traunstein und zwei in Ottering - sind bereits ausverkauft. Im Oktober sind "dicht und ergreifend" im Circus Krone in München zu sehen - nicht unwahrscheinlich also, dass Musikproduzent und Festival-Veranstalter Florian Rein (bananafishbones) richtig liegt mit seiner Einschätzung, dass die Rapper dieses Jahr noch richtig durchstarten werden.

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