Im südlichen Landkreis:Neue Hebammen-Sprechstunde in Bad Tölz

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Von April an sollen vier Geburtshelferinnen Schwangeren und jungen Müttern an der Tölzer Asklepios-Stadtklinik mit Rat zur Seite stehen.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Von April an soll es an der Asklepios-Stadtklinik in Bad Tölz eine Hebammen-Sprechstunde geben. Vier Hebammen teilen sich Rufbereitschaft und Beratungsstunden. Die Sprechstunde ist als Ergänzung zur Geburtshilfestation an der Kreisklinik Wolfratshausen konzipiert.

Als am 1. April 2017 die Geburtshilfe-Abteilung an der Tölzer Klinik schloss, hinterließ dies eine große Lücke im Südlandkreis. Nun, drei Jahre später, soll mit dem neuen Angebot zumindest die Betreuung von Schwangeren und frisch gebackenen Müttern verbessert werden. Bei einem Pressegespräch im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen betonten die Hebammen Patrizia Heyde, Nadia Tretter, Kathleen Hodbod und Christine Schauer am Dienstag, dass es sich um ein ambulantes Angebot handle.

Geburten sollen nach wie vor keine stattfinden

In erster Linie gehe es um die Betreuung von Frauen während der Schwangerschaft, im Wochenbett oder in der Stillzeit. "Es ist nicht vorgesehen, dass Geburten stattfinden. Dafür ist unser Angebot nicht ausgerichtet", betonte Heyde. Es gebe zwar einen Notfallplan in Kooperation mit Asklepios. Doch sehe dieser die Verlegung der Frauen vor. Geburten im Tölzer Krankenhaus sind weiterhin nicht geplant.

Vielmehr wollen die vier Hebammen Schwangeren und Müttern mit Rat und Tat zu jenen Tageszeiten zur Seite stehen, wenn Arztpraxen geschlossen und andere Hebammen nicht verfügbar seien. "Wir werden die Betroffenen an die richtige Stelle vermitteln", verspricht Heyde.

Den Dienst teilen sich die vier Geburtshelferinnen abwechselnd: Montag, Dienstag und Mittwoch ist eine telefonische Rufbereitschaft vorgesehen, jeweils von 18 bis 20 Uhr. Donnerstag und Freitag sind die Hebammen von 18 bis 20 Uhr in der Stadtklinik persönlich anwesend. Am Wochenende bieten sie jeweils von 9 bis 10 Uhr eine Rufbereitschaft an. Von 10 bis 13 Uhr sind die Hebammen in der Klinik anzutreffen, anschließend sind sie drei Stunden wieder telefonisch zu erreichen.

Die Anmeldungs-Website soll Mitte März freigeschaltet werden

Um Wartezeiten für die hilfesuchenden Frauen zu vermeiden, sollten diese sich über die Homepage ( www.hebammen- toelz.de) anmelden. Die Seite soll Ende kommender Woche freigeschaltet werden. "Wir sind auch in den Ferien da", sagte Schauer. Die Hebammen nutzen Klinik-Räume im Verbindungsgang zwischen Notaufnahme und ehemaligem Kreißsaal.

Die Pinnwände an den Geburtenstationen sind Zeugen: In der ganzen Region wurden in den vergangenen Jahren viele Kinder zur Welt gebracht. Und mit der Hebammen-Sprechstunde gibt es jetzt auch im südlichen Landkreis wieder eine Anlaufstelle für werdende Mütter. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wie die Landratsamts-Pressesprecherin Marlis Peischer hervorhob, stehe die Asklepios-Geschäftsführung hinter der Sprechstunde. Die Klinik werde auch Ausstattung zur Verfügung stellen. Finanziert wird das Angebot vom Landkreis. Der Kreistag hatte im Juli 2019 beschlossen, bei Start einmalig 11 500 Euro bereitzustellen. Von 2021 an beträgt der jährliche Zuschuss für den Betrieb zwischen 20 000 und 23 000 Euro. Für die Erstausstattung gibt es 4000 Euro. Für die Frauen ist die Sprechstunde kostenlos. Die Hebammen rechnen mit den Krankenkassen ab.

Die Sprechstunde geht auf einen Antrag der Grünen-Kreisrätinnen vom November 2018 zurück. Im Namen ihrer Fraktion dankte Barbara Schwendner, dass das Projekt über Fraktionsgrenzen hinweg realisiert werden konnte, auch wenn es ein "sehr weiter Weg" gewesen sei. Von April an gebe es eine "greifbare, fachliche Anlaufstelle", die das Thema "Kinderkriegen" im Südlandkreis maßgeblich verbessern werde. Es sei im wahrsten Sinne des Wortes eine schwere Geburt gewesen, sagte Susanne Merk (Freie Wähler). Sie hoffe, die Sprechstunde werde helfen, "Fehlfahrten" zu verhindern.

Junge Mütter seien oftmals unsicher. "Die Frage, schafft man die Nacht nicht oder schon, stellt sich", so Merk. Ihr drittes Enkelkind sei auf dem Weg. Daher könne sie berichten, dass es schwer sei, eine Hebamme zu finden, die ins Haus kommt. Das bestätigten die Expertinnen. In den nächsten fünf Jahren werde sich die Situation noch verschärfen, sagte Tretter, was den rechtlichen Vorgaben geschuldet sei. Viele Hebammen könnten sich ihren Versicherungsschutz nicht mehr leisten. Hausgeburten werde es trotz Nachfrage nicht mehr geben. Deshalb sei die Tölzer Einrichtung eine gute Sache.

Für die stellvertretende Fraktionssprecherin Sabine Lorenz (CSU) ist das Angebot nur ein erster Baustein. Träumen sei erlaubt, sagte sie. Ein Geburtshaus fände sie nach wie vor wünschenswert.

© SZ vom 05.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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