Bad Tölz:Halleluja

Bananafishbones Live & Unplugged

Bananafishbones unplugged als Vorbereitung auf Weihnachten - ein Muss für Fans.

(Foto: Manfred Neubauer)

Bei den Weihnachtskonzerten der "Bananafishbones" geschieht immer das eine oder andere Wunder - musikalisch allemal.

Von Petra Schneider

Im Tölzer Kurhaus ist vier Tage vor Heiligabend alles so, wie es sein soll: Christbaum, Instrumente auf der Bühne, Kinder, Eltern, Großeltern im Publikum. Trotzdem ist an diesem Dienstag nicht alles gut: Der Terroranschlag von Berlin überschattet das Weihnachtskonzert der Bananafishbones. "Wir haben uns wahnsinnig auf diesen Tag gefreut", sagt Sänger Sebastian Horn. "Und dann war die erste Nachricht heute eine ganz grausame." Und weil "Worte da ned viel bedeuten, sagen wir mal nix". Still beginnt die Nacht im Kurhaus; es ist ein angemessenes Schweigen, angesichts des Terrors. "Und ein Grund mehr, ums Leben zu spielen", sagt Horn.

Und dann legen sie los mit dem geschmeidigen Countrysong "Queen of Trouts" - wenn auch nicht ganz so locker wie gewohnt. Wie immer ist das Programm vielfältig: Weltneuheiten, einige aus der Feder von Gitarrist Peter Horn, unplugged gespielte Fishbones-Klassiker und eine Verbeugung vor den verstorbenen Meistern des Jahres: Leonard Cohen, David Bowie, Prince, dessen "Sign of the Times" Gitarrist Peter Horn mit einem klasse Solo aufmischt. Mit seiner akustischen Gitarre, die "ganz harmlos aussieht", wie sein Bruder bemerkt, rockt Peter Horn die Bühne am Dienstagabend dermaßen, dass es ihn beinah nicht mehr auf seinem Drehstuhl hält.

Der erste Teil gehört vor allem den musikalischen Geschichten; dem wunderbar lautmalerischen Kiffersong "Weedy Bong" zum Beispiel. Oder "Rosalie". Ein Stück über die Hölle, bei dem die Bühne in blutrotes Licht getaucht wird. Die Hölle, die sei für einen Tölzer eindeutig lokalisierbar: Flinthöhe, Freitagnachmittag. Und der Versuch, "da rauszukommen", sagt Horn.

Ein bisschen nervös wirkt der Frontman beim ersten von vier ausverkauften Konzerten: Seine Gitarre ist beim The Cure-Song "Close To Me" nicht richtig gestimmt, auch bei der Setlist herrscht kurzfristig Konfusion. Natürlich nimmt das niemand krumm - es ist ja gerade diese familiäre Atmosphäre, die die Fishbones Konzerte so besonders macht. Dazu gehören auch die sehr persönlichen Geschichten von Horn. Neulich zum Beispiel, die Kinder schon im Bett, da habe er sich noch mal angezogen und sei vor sein Haus in Lenggries gegangen, um die Stille und Kälte der Nacht und dieses "vorweihnachtliche Ding" zu genießen. "Wuh, wuh, wuh" habe es wenig idyllisch vom Brauneck herüber geschallt. Die Schneekanonen waren's, die am Lenggrieser Hausberg von der Hoffnung auf ein weißes Wunder zeugen. Ein "Miracle" eben, wie der Titel des nachfolgenden Songs.

Als Gäste hat sich die Band zwei ganz unterschiedliche Musiker eingeladen: Die gerade 30-jährige Liedermacherin Karin Rabhansl aus dem Bayerischen Wald und den weithin bekannten Klangmagier Martin Kälberer. Rabhansl singt mit kräftiger Stimme und in bunten Ringelsocken ihr peppig-witziges Lied "A Woch vor Weihnachten", das sie tags zuvor in der Abendschau des Bayerischen Rundfunks präsentiert hat. Die Niederbayerin, die bereits mit La Brass Banda, Wolfgang Ambros oder Stefan Dettl aufgetreten ist, macht Mundart-Pop. Mal hinterfotzig-locker, wie Horn sagt, mal melancholisch-nachdenklich.

Nach der Pause dann Kälberer im schwarzen Hemd, der E-Piano, Akkordeon, Trommeln, Vibrandoneon und sein "Ufo" mitgebracht hat, wie Horn das Hang nennt. Gemeinsam spielen sie den Klassiker "Come to Sin", dem Kälberer mit geschmeidig-jazzigen Piano-Improvisationen einen ganz eigenen Charakter gibt. Spannend ist auch sein Trommeldialog mit Schlagzeuger Florian Rein beim Song "Guineapig".

Auch der junge Saxofonist Max Grasmüller tritt als Überraschungsgast auf, der den coolen Funksound des Songs "Honestly" mit seinem Saxofon verstärkt. Und, was fehlt da noch, so kurz vor Weihnachten? "Easy Day" rufen die Leute, natürlich. Vier Zugaben, dann ist Schluss mit einer Hommage an Leonard Cohen: "Halleluja", von Horn mit Inbrunst gesungen. "Frohe Weihnachten" wünscht er seinem Publikum. Da kann die Welt noch so verrückt spielen.

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