Bad Tölz:Gewerbegebiet soll keine Zuflucht bieten

Heinz Wippich, Besitzer des Geschäftszentrums auf der Flinthöhe, klagt gegen die geplante Asylbewerber-Unterkunft in der unmittelbaren Nachbarschaft

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Den Vorwurf des Betrugs will Heinz Wippich nicht erheben, doch er lässt keinen Zweifel daran, dass er sich von Landrat Josef Niedermaier (FW) übers Ohr balbiert fühlt. Im Frühjahr hatte der Geschäftsmann die "Schnecke" auf der Flinthöhe vom Landkreis gekauft, den spiralförmigen Bau im ehemaligen Kasernengeviert. Nebenan sollen auf dem Areal des früheren Kasernenkinos nun Wohncontainer für etwa 70 Asylbewerber entstehen. Dagegen hat Wippich Klage vor dem Verwaltungsgericht München eingereicht. Wären ihm die Pläne für eine solche Unterkunft von vorneherein mitgeteilt worden, hätte er dem Landrat gesagt, "dann behalten Sie mal schön Ihre Schnecke", betont er.

Seine Klage begründet er vor allem damit, dass sich die Schnecke und das Areal des ehemaligen Kinos in einem reinen Gewerbegebiet befinden. Wohnen dürfe dort allenfalls der Eigentümer einer Immobilie oder jemand, der die Anlage betreut, wie etwa ein Hausmeister, argumentiert er. "Wenn Recht Recht ist, darf so eine Siedlung nicht gebaut werden." Der frühere Gesellschafter der Wilhelm Gienger KG, eines Großhändlers für Haustechnik, hatte den vom Landkreis errichteten Spiralbau als Privatmann erworben. Das Peter Schilffarth-Institut für Soziotechnologie ist dort schon ausgezogen, zum Jahresende folgt das Generation Reserach Program (GRP) der LMU München. Wippich befürchtet nun, Räume nur mehr mit Mühe vermieten zu können. Die vorgesehene Sammelunterkunft für Asylbewerber habe "wohnähnlichen Charakter", meint er. "Das schränkt die Möglichkeiten der Vermietung ein, wenn ein Mieter ab 22 Uhr nur mit einer bestimmten Dezibel-Zahl arbeiten kann." Wippich zieht zwar alleine vor Gericht, sagt aber, dass er dies auch stellvertretend für andere Nachbarn des Containerdorfs tue.

Bad Tölz: Den futuristischen Bau der "Schnecke" auf der Flinthöhe hat der Geschäftsmann Heinz Wippich im Frühjahr vom Landkreis gekauft.

Den futuristischen Bau der "Schnecke" auf der Flinthöhe hat der Geschäftsmann Heinz Wippich im Frühjahr vom Landkreis gekauft.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Landrat Niedermaier stellt den Eigentümer der Schnecke darob nicht an den Pranger. Die Gespräche mit ihm empfand er als "konstruktiv", wie er sagt. Wippich habe eingesehen, dass die Unterkunft für Flüchtlinge notwendig sei. Er habe das "gut gefunden", berichtet Niedermaier und lässt durchblicken, dass wohl eher die künftigen Mieter als der Vermieter gegen das Vorhaben eingestellt seien. Dies wiederum verneint Wippich: "Von den Mietern habe ich noch nichts gehört." Mit ihm persönlich habe niemand gesprochen.

Der Geschäftsmann schlug dem Landrat einen anderen Standort für die Wohncontainer vor. Die sollten demnach auf den Parkplätzen vor dem Haupttor und damit außerhalb des Kasernenkarrees entstehen, die Pkw-Stellflächen dafür ersatzweise aufs Kinoareal verlegt werden. Dann würde allerdings die viel befahrene Bundesstraße 472 an den Unterkünften vorbeiführen, was für Wippich kein Grund ist, diese Variante abzulehnen. "Viele Leute wohnen an solchen Straßen, nur vom Bürgersteig getrennt." Ein Termin mit der Stadt Bad Tölz, um über diesen Vorschlag zu reden, sei von Niedermaier aber "nicht wahrgenommen" worden. "Das sind Ungereimtheiten, die ich nicht hinnehmen kann." Dem widerspricht der Landrat deutlich. Er sei damit zur Stadt gegangen, diese Alternative sei baurechtlich geprüft worden, sagt er.

Bad Tölz: Ein Containerdorf auf den Parkplätzen vor dem Haupttor hat der Tölzer Stadtrat aus mehreren Gründen abgelehnt.

Ein Containerdorf auf den Parkplätzen vor dem Haupttor hat der Tölzer Stadtrat aus mehreren Gründen abgelehnt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das bestätigt der Tölzer Bürgermeister Josef Janker (CSU). Nach seiner Auskunft befassten sich die Stadträte im Bauausschuss am 29. Juli nicht öffentlich mit der Variante von Wippich und lehnten sie aus mehreren Gründen ab. Zum einen handle es sich um genehmigte Parkplätze für Beschäftigte auf der Flinthöhe, die man "nicht einfach verschieben kann", sagt Janker. Zum zweiten falle das Gelände leicht ab, weshalb "erhebliche Aufschüttungen" nötig wären, damit die Container auf halbwegs ebenem Boden stünden. Drittens gehe es dort um öffentliche Straßen, die man nicht einfach sperren oder umwidmen könne. Viertens gab es Bedenken wegen des Verkehrslärms. Niedermaier führt noch ein anderes Argument an: Unter dem Parkplatz befinde sich leicht schadstoffbelastetes Material. Diese Altlasten seien für den Straßenbau unbedenklich, doch könne man darauf weder ein Wohnhaus noch Container für Flüchtlinge errichten, erklärt er. Man müsste sie erst entsorgen, was mit einem "Mordsaufwand" verbunden wäre.

Wippich will auf das Urteil des Verwaltungsgerichts München warten. Es habe jetzt "keinen Sinn, Öl ins Feuer zu schütten", sagt er. Sollte er Erfolg haben, wird dem Landkreis in seiner Not wohl nichts anderes übrig bleiben, als eine Schulturnhalle zu schließen. Das hat Landrat Niedermaier schon angedeutet.

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