Neue Eigentümer:Rettung fürs Traditionswirtshaus

Tölzer Bräustüberl

Das Tölzer Bräustüberl an der Wachterstraße ist seit einem Jahr geschlossen. Das soll sich ändern.

Lokale Investoren wollen das Tölzer Bräustüberl sanieren, das seit einem Jahr zu ist.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Manchmal bekommen es die Tölzer Stadträte im Bauausschuss mit einem Projekt zu tun, dem sie nur zu gerne zustimmen. So ein Antrag lag ihnen in der jüngsten Sitzung vor: Lokale Investoren, die unter der Bezeichnung "Invest 5" firmieren, haben das "Bräustüberl" an der Wachterstraße gekauft und wollen das Traditionsgasthaus erhalten. Dies sei "sehr erfreulich", konstatierte Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair (FWG), der die Sitzung leitete: "Das Bräustüberl ist wichtig für das Zusammenleben in diesem Stadtviertel und für die Stadt ganz allgemein."

Das Gebäude an der Wachterstraße stammt aus dem Jahr 1925, die Nebengebäude sogar aus dem 18. Jahrhundert. Das denkmalgeschützte Anwesen gehörte bislang der Sedlmayr AG aus München. Die Invest 5-Gruppe kaufte das Bräustüberl dieser Münchner Immobiliengesellschaft ab. Die Investoren sind Peter und Michael Gascha vom Autohaus Isarring, die auch das Festzelt bei der Lenggrieser Festwoche betreiben, Bauunternehmer Hans Besch aus Lenggries sowie Sibylle Steininger aus Feldkirchen-Westerham. Sie alle vereint die Liebe zu bayerischer Wirtshauskultur. Für den Umbau zeichnet das renommierte Architekturbüro Lichtblau verantwortlich.

Neben der Sanierung der Gaststätte mit einer Netto-Fläche von 107 Quadratmetern sind vier Wohnungen in den oberen Etagen vorgesehen, wo früher einmal Fremdenzimmer waren. Im Nebengebäude sollen drei Stadtwohnungen entstehen. Dazu gibt es 18 Stellplätze auf dem Grundstück, vier davon in einer Garage. Bei mehr als drei Quartieren schreibt die Stadt eigentlich einen Kinderspielplatz vor, der an dieser Stelle in der Altstadt mangels Platz jedoch schlicht nicht zu realisieren ist. Davon könne man ausnahmsweise absehen, sagte Stadtbaumeister Florian Ernst. Der öffentliche Raum südlich der Stellplätze sollte "keine Hinterhofoptik" mehr ausstrahlen und neu gestaltet werden.

Tölzer Bräustüberl - Mühlfeldler Gmoa

Georg Gmeiner ist der "Bürgermeister" der Mühlfeldler Gmoa.

(Foto: Privat/OH)

Von einer "Win-win-Situation" sprach Filiz Cetin (SPD). Den Investoren könne man nur dankbar sein, "da die Auflagen sehr hoch sind für denkmalgeschützte Häuser". Auf Nachfrage von Johannes Gundermann (Grüne) erklärte Bauamtsleiter Christian Fürstberger, dass nicht beabsichtigt sei, die Mietwohnungen im Bräustüberl einmal als Eigentumswohnungen zu veräußern.

Zu den Stammgästen in der Traditionsgaststätte gehört die Mühlfeldler Gmoa um ihren "Bürgermeister" Georg Gmeiner. Den Mitgliedern dieser Gemeinde, die 1951 gegründet wurde und aus einem Stammtisch von Bürgern aus dem Tölzer Stadtteil Mühlfeld hervorging, dient das Bräustüberl als "Rathaus". Dort wählen sie ihren Gmoarat, dort halten sie ihre Sitzungen ab, dort kommen sie zu Stammtischen und Weihnachtsfeiern zusammen. Seit einem Jahr ist das nicht mehr möglich. Im März vorigen Jahres gab Wirtin Heidi Königsbauer nach fast 40 Jahren auf, seither ist das alte Wirtshaus geschlossen. "Das Vereinsleben liegt brach, weil wir kein Vereinslokal, kein Rathaus haben", sagt Jürgen von Wahnem, Kämmerer der Gmoa.

Als es nun im Bauausschuss um die Sanierung des Bräustüberls ging, saß er unter den Zuhörern. "Das ist eine großartige Nachricht", sagt er. Schließlich sei das Denkmal an der Wachterstraße "ein städtebauliches Juwel". Im Moment hat die Mühlfeldler Gmoa - auch coronabedingt - kein Ersatzquartier. Deshalb freut sich von Wahnem darauf, wenn das Bräustüberl nächstes Jahr wieder eröffnet wird: "Das wird eine Perle."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: