Süddeutsche Zeitung

Gasthaus Zantl:Vegetarisches im Trend

Gemüsepfanne, Grünkernpflanzerl und Schlutzkrapfen: Moderne kulinarische Allianzen mit Traditionsgerichten

Von Marie Heßlinger

Lindenbäume ragen zwischen den Steinplatten vor dem alten Haus an der Salzstraße empor. Blassblaue Hortensien zieren den Eingang. Große Bäume und Blumen auch auf der Wiese dahinter, von der Terrasse aus blicken die Gäste ins Grüne. Rosen duften im Juni und Juli. Die 78 Jahre alte Köchin und Wirtin Maria Zantl-Morlock nimmt deren Blüten für ihre Speisen. Wild kocht sie außerdem gerne und Fisch.

Gerne koche sie auch vegetarisch, sagt sie, weil sie es selbst gerne esse, "und weil ich merke, dass der Trend dahin geht". Grünkernpflanzerl, Dinkelpflanzerl oder Gemüsepfanne zählt sie als vegetarische Gerichte auf. Ihr eigenes Lieblingsgericht: "Ein richtig schöner Salatteller, mit Paprika, Tomaten und allem möglichen drin, und darauf eine Scheibe gebratenen Fisch", sagt Zantl-Morlock.

Auch alte Speisen kommen ihr immer wieder in den Sinn: Schlutzkrapfen zum Beispiel, ein Gericht aus Tirol. Die Teigtaschen füllt sie mit Spinat. Besonders gerne essen Zantl-Morlocks Gäste Tafelspitz vom Rind mit Speckwirsing, Kartoffeln und Meerrettich oder Spinatknödel.

Knödel haben in dem Tölzer Gasthaus eine besondere Tradition: Bis Ende des vergangenen Jahrhunderts gab es jedes Jahr am "Unsinnigen Donnerstag" ein Knödelwettessen. Die Gäste kamen mit Masken. Und wer am meisten Knödel verputzen konnte, hatte gewonnen.

Auch Konzerte hat es einst viele im kleinen Garten gegeben. Seit der Corona-Pandemie ist nur noch wenig Leben im Haus. Es bleibt zu hoffen, dass eine von Zantl-Morlocks beiden Töchtern das 250 Jahre alte Familienerbe antreten und weiterführen wird.

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Quelle:
SZ vom 18.08.2020
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