Tölzer Tanztheaterprojekt:"So etwas macht man nur einmal im Leben"

Tölzer Tanztheaterprojekt: Schon mit ihrem Tanztheater "Krabat" haben die Tölzer Schülerinnen und Schüler das Publikum hellauf begeistert. Jetzt haben sie noch Größeres vor.

Schon mit ihrem Tanztheater "Krabat" haben die Tölzer Schülerinnen und Schüler das Publikum hellauf begeistert. Jetzt haben sie noch Größeres vor.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Gabriel-von-Seidl-Gymnasium und Musikschule studieren die "West Side Story" ein. Schon seit Jahren beeindrucken die jungen Leute mit Inszenierungen.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Schule kann viel mehr sein als bloße Wissensvermittlung - das zeigen die Tanztheaterprojekte des Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums in Kooperation mit der städtischen Musikschule auf beeindruckende Weise. "Anatevka", "Der Hexenmeister" oder "Krabat" sind nur einige Beispiele. Viele Wochen, Monate und manchmal sogar Jahre verwenden die Akteure neben dem Unterricht auf die Vorbereitung. Zum 100. Jubiläum des Gymnasiums 2021 hatte man sich ein Projekt vorgenommen, das alle bisherigen in den Schatten stellt und neue Maßstäbe setzen dürfte: Eine Inszenierung des kompletten Musicals "West Side Story". Auch wenn die Voraussetzungen denkbar schlecht waren und sich wegen Corona die Premiere des Megaprojekts um zwei Jahre verschoben hat. Sie findet nun am 27. Januar 2023 in der Schulturnhalle statt.

Tölzer Tanztheaterprojekt: Eva Emmler koordiniert das Projekt zusammen mit...

Eva Emmler koordiniert das Projekt zusammen mit...

(Foto: privat)
Tölzer Tanztheaterprojekt: ... Harald Roßberger.

... Harald Roßberger.

(Foto: Manfred Neubauer)

Seit vier Jahren laufen die Vorbereitungen, mehr als 150 aktuelle und ehemalige Schülerinnen und Schüler von Gymnasium und Musikschule machen mit, auch einige Musikschullehrer. Angeleitet werden sie von einem achtköpfigen Team aus Lehrkräften beider Schulen. "West Side Story" sei "das Musical schlechthin", sagt Lehrerin Eva Emmler, die zusammen mit Musikschulleiter Harald Roßberger das Projekt koordiniert. Darüber sei man sich im Team einig gewesen: Die vielfältigen Stile von Jazz über südamerikanische Musik bis zur klassischen Oper, die mitreißenden Tanzszenen und Melodien - "wenn nicht jetzt und wenn nicht wir, dann kann das keine Schule machen", sagt Emmler. Denn das Tölzer Gymnasium habe in den vergangenen Jahren im Bereich Tanztheater viele Erfahrungen gesammelt.

Die Bedingungen für das aktuelle Projekt seien schwierig gewesen: Im März 2020 Schulschließungen wegen Corona und monatelanger Probenstopp. Die Tänzer hätten teilweise per Video weitertrainiert, sagt Emmler, die Gesangsproben mussten komplett ausfallen. Dann Proben unter strengen Hygieneauflagen mit Mundschutz und Abstand. Zeitweise habe man in die Aula ausweichen müssen, weil die Turnhalle mit Geflüchteten belegt war. Im November 2021 gab es einen kompletten Neustart, viele Rollen wurden anders besetzt. Denn seit dem ersten Casting seien drei Jahren ins Land gegangene - Zeit, in denen Kinder und Jugendliche "eine wahnsinnige Entwicklung durchlaufen" und sich auch deren Stimmen veränderten, wie Emmler erklärt.

Die Motivation bei allen Beteiligten sei aber von Anfang an sehr hoch gewesen und habe sich auch über die schwierigen Monate gehalten. Zu lernen, dass man sich von widrigen Umständen und unvorhergesehen Ereignissen "nicht kleinkriegen lassen soll", sei schließlich auch ein wichtiges pädagogisches Ziel.

Tatsächlich sind die allermeisten Schülerinnen und Schüler bei der Stange geblieben; einige selbst dann, als sie die Schule nach dem Abitur bereits abgeschlossen hatten. An die 30 der insgesamt 100 Akteure auf der Bühne sind Ehemalige. Zum Teil hätten sie geplante Auslandsaufenthalte gestrichen oder Studienpläne verschoben, nur um ihre Rolle behalten zu können, erzählt Emmler. Seit September wird jedes zweite Wochenende geprobt, ab Januar dann jedes Wochenende, und vor der Premiere ist eine Woche geplant, in der die Bereiche szenisches Spiel, Gesang, Tanz, Technik und Orchester zusammengeführt werden.

Regie führen Elisabeth Artmeier-Mogl und Sarah Thompson mit Unterstützung von Schauspieler und Sänger Markus Eberhard, für die Choreographie ist Susanne Molendo zuständig, Stefanie Regus und Christina Strobel für die Regieassistenz.

Die "West-Side-Story" von Leonard Bernstein (Musik), Stephen Sondheim (Gesangstexte) und Arthur Laurents (Buch) wurde 1957 uraufgeführt und zählt zu den bekanntesten Musicals weltweit. Der Stoff ist zeitlos, im Zentrum steht die tragische Liebesgeschichte zwischen Tony und Maria. Es ist eine moderne Romeo-und-Julia-Geschichte, die sich vor dem Hintergrund zweier rivalisierender ethnischer Gruppen abspielt, den US-amerikanischen "Jets" und den puerto-ricanischen "Sharks". Songs wie "Maria", "Tonight", "I want to be in America" sind Welthits.

Bei der Inszenierung des Tölzer Gymnasiums sorgen im Orchester rund 50 "hervorragende Musiker und Musikerinnen für den angemessenen Sound", sagt Musikschulleiter Roßberger. Denn der Orchesterpart sei technisch und rhythmisch extrem schwierig. Anfang September habe man erstmals in großer Besetzung geprobt - mit ermutigenden Ergebnissen. "Wir werde in der Lage sein, das sehr gut zu spielen", ist Roßberger überzeugt. Der Aufwand für alle Beteiligten sei "unfassbar". Eine Inszenierung dieser Größenordnung werde ein "singuläres Ereignis" bleiben, "so etwas macht man nur einmal im Leben". Aber es habe einen besonderen Anlass gegeben, das Team sei bei den vergangenen Projekten gut zusammengewachsen und man wolle jungen Leuten diese Erfahrung ermöglichen. Sie müssten darstellen und singen und tanzen. Man könne beobachten, wie sie an der komplexen Aufgabe wüchsen, sagt Roßberger. "Wir staunen nur noch."

Aufführungen am 27., 28. Januar, 3., 4. Februar jeweils 19 Uhr. Am 29. Januar und 5. Februar 18 Uhr, Schulturnhalle Gabriel-von-Seidl Gymnasium. Vorverkauf über die Internetseiten von Gymnasium und Musikschule oder bei der Touristinfo

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