Auszeichnung für 17-Jährigen:Die Schönheit des Zufalls

Auszeichnung für 17-Jährigen: Der 17-jährige Paul Sabisch aus Wackersberg wurde für sein Essay über die virtuelle Welt und die Frage nach Schönheit ausgezeichnet.

Der 17-jährige Paul Sabisch aus Wackersberg wurde für sein Essay über die virtuelle Welt und die Frage nach Schönheit ausgezeichnet.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Paul Sabisch, Schüler des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums Tölz, hat einen deutschlandweiten Philosophie-Wettbewerb gewonnen.

Von Veronika Ellecosta, Wackersberg

Paul Sabisch kommt gerade von der Führerscheinprüfung, als er bei sich Zuhause in Wackersberg empfängt. "Ich habe bestanden", sagt er. Der 17-Jährige trägt ein schwarzes Shirt, hat lockiges Haar und einen gepflegten Schnauzbart - ein Hauch von Existenzialisten-Schick. Und der passt zu ihm: Erst kürzlich hat der Schüler vom Bad Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasium einen bundesweiten Philosophie-Wettbewerb vom Forum für Wirtschaftsethik gewonnen. Er schrieb einen Essay über die virtuelle Welt und die Frage nach Schönheit.

Dass er den zum Wettbewerb eingeschickt hat, war aber eine recht kurzfristige Entscheidung, wie Sabisch erzählt. Denn eigentlich sei ihm das mit dem Schreiben recht spontan gekommen. Handgeschriebene Geschichten oder Essays in der eigenen Schreibtischschublade, die lange schon drauf warten, entdeckt zu werden, gibt es bei ihm nicht. Vielmehr geht es bei Paul Sabisch um Diskussionsrunden: Schon seit der 8. Klasse belege er am Gymnasium das Fach Ethik statt den katholischen Religionsunterricht. "Da ging es mit zu sehr um die Bibel", erklärt er. Im Ethikunterricht behandelten sie Platon und Sokrates, es werde aber vor allem debattiert und diskutiert, sagt Sabisch. Das bereite ihm sehr viel Freude. Einen richtigen Essay hatte er bis dato aber noch nie geschrieben. Sein Lehrer Edgar Schumann habe im vergangenen Frühling die Ausschreibung des Wettbewerbs an seine Schülerinnen und Schüler weitergeleitet. Da habe er überlegt, mitzumachen. Und einfach losgeschrieben.

Die Essays für die "Philosophie-Arena 2022" sollten dem Verhältnis von Wirklichkeit, virtueller Welt und Schönheit nachspüren. Paul Sabischs Text geht den Fragen nach, was Virtual und Augmented Reality sind, wie diese Konzepte die Zukunft verändern - und wie die Menschen dadurch die "irdische Welt" hinter sich lassen könnten. Mit Blick auf Facebook-Chef Mark Zuckerberg fragt er, ob es erstrebenswert sei, die Kontrolle in die Hand eines Konzerns zu legen, in dem es mit Moral und Ethik nicht weit her sei.

"Mir fehlt ein bisschen der rote Faden in meinem Essay", räumt Sabisch rückblickend ein. Er habe aber hauptsächlich Fragen aufwerfen wollen. Sein Gedankenspaziergang gipfelt in der Überlegung, ob das Leben in einer programmierten Welt überhaupt noch Überraschungen zu bieten habe. Und ob nicht doch Makel und Zufall die Schönheit der Wirklichkeit ausmachten. "Der Zufall hat ja den Menschen erschaffen. Und vielleicht ist auch der Zufall das Ureigene, das den Menschen ausmacht", sagt Sabisch. "Und wenn man das mit technischem Fortschritt ermittelt und entschlüsselt, ist alles entzaubert."

Im August kam die Bekanntgabe: Aus 140 Stücken von Bewerbern aus ganz Deutschland wurden 17 Essays prämiert, einer davon war von Paul Sabisch. Die Auszeichnung freue ihn, sagt er. Sein Ziel sei es jetzt erstmal, sich "ein philosophisches Handbuch anzulesen", einen inneren Kompass, um gut zu handeln. Die Philosophie ist auch nicht das Fach, dem er sich nach dem Schulabschluss widmen will. Eher "was mit Jura" kann sich Sabisch vorstellen, weil es da ums Arrangieren von äußeren Umständen gehe. Oder Finanzen. "Viele Dinge im Leben sind nun mal hinter der Paywall", sagt der Schüler. "Über die Finanzwelt könnte man sich freimachen von Bürden und in seiner Freizeit ein gutes Leben führen."

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