Süddeutsche Zeitung

Regenerative Energien:Ein großer Schritt zur Energiewende

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Die Tölzer Stadtwerke haben eine drei Fußballfelder große Freiflächen-Fotovoltaikanlage eingeweiht. Sie deckt den Strombedarf von 400 Drei-Personen-Haushalten

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Stadtwerke Bad Tölz haben ihre neue Freiflächen-Fotovoltaikanlage im Gewerbegebiet Farchet eingeweiht. Sie hat mit circa 20 000 Quadratmetern die Größe von drei Fußballfeldern und zählt damit zu den größten Bauwerken dieser Art in Bayern, die in einem Stadtgebiet stehen. Sie soll künftig 1,4 Megawatt Solarstrom liefern und kann damit den jährlichen Bedarf von etwa 400 Drei-Personen-Haushalten in Tölz decken. Dies sei "ein bedeutender Sprung nach vorne" für Energiewende im Landkreis, betonte Bürgermeister Josef Janker (CSU) bei der Einweihungsfeier am Dienstag.

Auf dem Gelände befand sich früher die Tölzer Hausmülldeponie. Als sie geschlossen werden musste, stellte sich für die Stadt die Frage, was sie mit dem Areal anfangen sollte. Auf dem in ein Meter Tiefe abgedichteten Boden war eine normale Bebauung schließlich nicht möglich. Mit ihrem Tochterunternehmen war sich die Kommune allerdings schnell einig, dass sich die alte Deponie bestens für eine Solaranlage eigne, erzählte Janker. Zu diesem Schluss kam auch das bayerische Umweltministerium, das eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gab. Über das Förderprogramm "Alte Lasten - Neue Energien" erhielten die Stadtwerke deshalb einen Zuschuss von etwa zehn Prozent zu den Investitionskosten in Höhe von 1,66 Millionen Euro.

Energie liefert die neue Anlage in Farchet bereits seit einem Monat. Im Oktober habe sie etwa 100 000 Kilowattstunden erzeugt, berichtete Achim Thiel, kommissarischer Leiter der Stadtwerke. "Das zeigt, dass die Anlage leistungsstark ist." Der Solarstrom fließt direkt ins Netz der Stadtwerke und weiter zu den Tölzer Haushalten. Es sei günstiger, "wenn der Strom dort erzeugt wird, wo er auch verbraucht wird", sagte Thiel. Deshalb seien die neuen Fotovoltaikflächen "ein wichtiger und wertvolle Baustein für die Stadtwerke".

Das Unternehmen erzeugt derzeit circa 23 Prozent des Stromverbrauchs in der Kurstadt aus eigenen Anlagen für regenerative Energien. Dazu zählen unter anderem das Isar-Wasserkraftwerk, das Biomasse-Heizkraftwerk am Lettenholz, etliche Blockheizkraftwerke oder auch Solarpaneelen auf Dächern. Das Ziel der Stadtwerke, die ausschließlich Ökostrom anbieten und dazu vor allem Wasserkraft nutzen, ist ehrgeizig: Die Stromversorgung über erneuerbare Energien aus eigener Produktion soll einmal 100 Prozent betragen. Um diese Vorgabe schrittweise zu erreichen, seien in den kommenden Jahren weitere Investitionen vorgesehen, "wir wollen uns noch weiter entwickeln", kündigte Thiel an. Damit befinde man sich "auch klimapolitisch auf dem richtigen Weg". Janker zufolge verlagert sich der Umbau der Energieversorgung und die Stromerzeugung aus regenerativen Quellen immer mehr aufs Land. Es sei aber wichtig, auch in einer Stadt alle Möglichkeiten auszuloten, sagte der Bürgermeister.

Das neue Fotovoltaik-Feld in Farchet wurde binnen zwei Monaten errichtet. "In Rekordzeit", wie der Bürgermeister sagte. "Es ging genau zur vorgegebenen Zeit ans Netz, das war eine klassische Punktlandung." Was die Anlage nicht bloß bringt, sondern auch einspart, illustrierte Andreas Rösch mit vier blauen Tonnen, die er zur Einweihungsfeier gleich hinter dem Eingangstor aufstellen ließ. Sie fassen insgesamt 800 Liter Öl und damit so viel, wie 400 Tölzer Haushalte für ihren Strom täglich verbrauchen. Mit der durchschnittlichen Stromerzeugung aus der Solaranlage werde diese Menge rein rechnerisch ersetzt, erläuterte der Projektingenieur der Stadtwerke.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2014
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