Bad Tölz:Die "Schnecke" ist Forschern zu teuer

Das Generation Research Program will wegen der Höhe der Miete abwandern. Der Landkreis als Eigentümer fürchtet, eine prestigeträchtige Einrichtung der Universität auf der Flinthöhe zu verlieren.

Von Suse Bucher-Pinell

Generation Research Program (GRP)

Sie wirkt noch immer futuristisch: die "Schnecke" auf der Tölzer Flinthöhe, in der das Zentrum für Generationenforschung untergebracht ist.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Generation Research Program (GRP) ist ein Aushängeschild der Stadt. In der Wissenschaft gilt das Zentrum für Generationenforschung national wie international als erfolgreiches und angesehenes Projekt. Ob es allerdings noch lange in Tölz beheimatet sein wird, ist derzeit offen. Der Mietvertrag in dem als Schnecke bekannten Neubau auf dem ehemaligen Kasernengelände läuft Ende des Jahres aus. Eine Verlängerung ist derzeit fraglich. Der Ludwig-Maximilians-Universität München, zu dessen Humanwissenschaftlichem Zentrum das GRP gehört, ist die Miete zu hoch.

Für Tölzer Verhältnisse liegt sie im Rahmen vergleichbarer Flächen. "Um die zehn Euro" je Quadratmeter verlangt der Landkreis als Eigentümer der Schnecke über seine Flintcenter Verwaltungs-Gesellschaft für die 400 Quadratmeter große Fläche. "Wir bewegen uns auf der Flinthöhe auf gehobenem Niveau", sagt Geschäftsführer Reiner Späth. Für das GRP ist der Preis dennoch "ein gewisses Problem", wie es Eva Ruhnau, wissenschaftliche Geschäftsführerin des Humanwissenschaftlichen Zentrums, formuliert. Das Aus für das GRP würde ein Wegzug aus Tölz allerdings nicht bedeuten, fügt die Professorin an. "Wenn wir in Tölz aufhören, heißt das nicht, dass das GRP beendet ist". Um genauer zu werden, sei es noch zu früh.

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) kennt die Überlegungen. Er sei informiert worden, dass der Mietvertrag höchstwahrscheinlich nicht verlängert werde. Erste Gespräche seien bereits geführt worden, ohne jedoch zu einem Ergebnis gekommen zu sein. Er zeigt Verständnis dafür, wenn die Universität möglicherweise eigene Räumlichkeiten zur Verfügung hat, die natürlich günstiger seien. Dennoch tue der Gedanke an einen möglichen Wegzug des GRP weh. "Es wäre ein Verlust", sagt er. Deshalb werde er alles in seiner Kraft Stehende tun, damit es nicht soweit komme. Auch Andreas Wiedemann (Freie Wähler), der Bürgermeister Josef Janker während seines Urlaubs derzeit vertritt, würde es begrüßen, wenn das GRP bleibt. Doch noch seien es "ungelegte Eier", deshalb wolle er mehr dazu auch nicht sagen.

Das GRP belegt seit der Einweihung der Schnecke vor zehn Jahren eine Etage. Bereits im Jahr 2000 von dem renommierten Hirnforscher gegründet, sollte es ein Nucleus der Altersforschung sein, um den herum sich einschlägige Firmen ansiedeln. Doch dazu ist es nie gekommen. In der Schnecke haben sich vielfältigste Büros, Praxen und Geschäfte niedergelassen, die mit dem Thema Lebensqualität im Alter so gut wie nichts gemein haben. Dass das Projekt überhaupt nach Tölz kam, hat vielmehr mit dem damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und seiner High-Tech-Offensive zu tun. Aus deren Topf stammen drei Millionen Euro Anschubfinanzierung für die ersten fünf Jahre, die das GRP zum Laufen bringen sollten. Sie wurde um drei weitere Jahre verlängert, bis 2008 der Warngauer Architekt Peter Schilffarth mit seiner Stiftung als Förderer auftrat. Deren Zahlungen laufen bis heute, die Miete finanziert jedoch die Universität.

Derzeit sind etwa 15 Mitarbeiter am GRP tätig. Sie beschäftigen sich in mehreren Arbeitsgruppen mit Themen wie Stressbewältigung, der Wirkung von Licht auf die Gesundheit speziell bei älteren Menschen oder dem Erhalt der Sehfunktionen. Regelmäßig forschen Gastwissenschaftler in Tölz.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten seien derzeit sind 97 Prozent der Flächen in der Schnecke vermietet, sagt Landrat Niedermaier. Noch immer sucht der Landkreis einen Käufer für das Objekt.

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