Bad Tölz:Der Alpenverein ruft

Wandern, Klettern und Bergsteigen boomen: Die Tölzer Sektion hat ihre Mitgliederzahl in zehn Jahren verdoppelt und begrüßt nun den 6000. Bergfex. Auch die anderen Vereine im Kreis profitieren.

Von Benjamin Engel

Auch nach dem Ende der Saison parken die Autos in langen Reihen an der Straße im Rißbachtal beim Aufstieg zum Schafreuter. Der Wanderklassiker des Sommers wird im Winter zum beliebten Skitourenberg. Wandern, kraxeln, Schneeschuhgehen: Immer mehr Menschen zieht es in die Höhe - und das im ganzen Jahr. Das beschert auch dem Alpenverein einen Boom. Allein die Tölzer Sektion, ohnehin bereits der größte Verein im Landkreis, hat in den vergangenen zehn Jahren ihre Mitgliederzahl verdoppelt. An diesem Donnerstag begrüßt sie den 6000. Bergfex in ihren Reihen, wenn sie die neue, größere Geschäftsstelle in der Marktstraße einweiht.

Den Trend spüren auch die anderen Sektionen im Landkreis: Die Wolfratshauser Gliederung hatte vor einem Jahrzehnt noch rund 2500 Mitglieder, heute sind es 3646. Und die Sektion Lenggries verzeichnet derweil 1741 Mitglieder. Für den Bergführer Tom Hesslinger von der Tölzer Geschäftsstelle hängt der rasante Mitgliederzuwachs zumindest in Tölz ganz unmittelbar auch mit dem 2004 eröffneten Kletterzentrum des Alpenvereins zusammen. Laut aktuellen Studien wüchsen vor allem Sektionen mit einer Kletterhalle direkt am Ort besonders stark - schließlich bekommen Mitglieder dort einen Rabatt. Auch die Nachfrage nach Kletterkursen sei stark gestiegen, viele der jungen Kletterer seien Mitglied in der Tölzer Sektion geworden. Jede Woche kraxeln laut Hesslinger gut 16 Jugendgruppen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren im Kletterzentrum. Im Trägerverein engagieren sich sieben Sektionen - zusätzlich zu Tölz noch Wolfratshausen, Lenggries, Waakirchen, Tegernsee, Otterfing und Miesbach. Ebenso hat auch das Interesse an Mountainbike-Kursen und Touren der Tölzer Sektion zugenommen.

Bad Tölz: Es geht aufwärts: Immer mehr Menschen wandern, kraxeln und gehen Skitouren - das beschert dem Alpenverein in Bad Tölz einen Mitglieder-Rekord.

Es geht aufwärts: Immer mehr Menschen wandern, kraxeln und gehen Skitouren - das beschert dem Alpenverein in Bad Tölz einen Mitglieder-Rekord.

(Foto: Stefan Schwenke/Imago)

Weil es immer mehr Menschen ins Freie zieht, ist für die Tölzer Alpenvereinssektion auch der Naturschutz von entscheidender Bedeutung. Mit dem Projekt "Skibergsteigen umweltfreundlich" setzt sich der Alpenverein etwa für nachhaltiges Verhalten auf Ski- oder Schneeschuh-Touren ein. Informationstafeln weisen auf schonende Routen hin, um etwa die in den bayerischen Bergen vom Aussterben bedrohten Raufußhühner zu schützen, Gams- oder Rotwild nicht aufzustöbern und den Jungwald zu schonen. Für Hesslinger zählt dazu, die Mitglieder auch über den Erhalt der Wege aufzuklären oder sich für ein rücksichtsvolles Miteinander von Mountainbikern und Wanderern einzusetzen.

Parallel zum Mitgliederzuwachs hat sich auch die Zahl der angebotenen Kurse in der Tölzer Sektion auf derzeit 60 bis 70 im Jahr nahezu verdreifacht. 60 bis 80 Betreuer und Trainer führen Touren und geben regelmäßig Kurse - vom Mountainbiken bis zum Training für die Suche nach Lawinenverschütteten.

Der Vorsitzende der Tölzer Alpenvereinssektion, Paul Schenk, freut sich natürlich über das Interesse - er sieht die gute Arbeit seiner Organisation bestätigt. Besonders wichtig sei auch, dass sie bereits seit zehn Jahren eine Geschäftsstelle in den eigenen Räumen mehrmals wöchentlich öffne. Das gebe es in den Nachbarsektionen nicht. Doch gerade, weil die Tölzer Gruppe so groß sei, wolle sie auch persönlichen Service bieten.

Die Sektionen

Der Deutsche Alpenverein (DAV) hat bundesweit 1,1 Millionen Mitglieder in 355 regionalen Vereinen - den Sektionen. Drei von ihnen haben ihren Sitz im Landkreis - in Wolfratshausen, Bad Tölz und Lenggries. Zusammen verfügen sie über mehr als 11 000 Mitglieder. Dazu kommen die Aktiven in den Ortsgruppen Benediktbeuern und Kochel am See, die der Sektion Tutzing angehören. Damit dürfte jeder zehnte Kreisbewohner einen DAV-Ausweis in der Brieftasche haben. Viele Bergfreunde kennen zudem die Hütten der Sektionen - die Tölzer Hütte am Schafreuter, die Lenggrieser Hütte in den Bayerischen Voralpen westlich des Seekarkreuzes und die Wolfratshauser Hütte nördlich des Grubigsteins in den Lechtaler Alpen in Tirol. SZ

Hesslinger hat in der Geschäftsstelle des Alpenvereins in München gearbeitet. Seit Januar verstärkt er das Tölzer Geschäftsstellen-Team mit Anke Ellmann und Susanne Gotzler. Der Bergführer freut sich über den zusätzlichen Platz in den neuen Räumen an der Marktstraße. Der hat sich im Vergleich mit den bisher rund 40 Quadratmetern an der Ellbachzeile mehr als verdoppelt: "Jetzt können wir unsere Bibliothek ausbauen und mehr Ausrüstung zum Verleihen anbieten." Alpenvereinsmitglieder können sich dort beispielsweise Klettersteigsets, Pickel, Steigeisen sowie Lawinenpiepser und -sonden ausleihen oder sich beraten lassen. "Der persönliche Kontakt ist wichtig", sagt Hesslinger. Anlaufpunkt für die Mitglieder ist aber auch die sektionseigene Tölzer Hütte auf rund 1800 Metern Höhe am Schafreuter im Vorkarwendel, wo die Gliederung gerade erst für einen Ersatz des Gipfelkreuzes gesorgt hat, das ein Unbekannter mit einer Axt attackiert hatte.

Die Öffnungszeiten der neuen Geschäftsstelle der Sektion Bad Tölz in der Marktstraße 44 sind: Montag 17 bis 19.30 Uhr, Mittwoch 9 bis 12 Uhr und Donnerstag 17 bis 19.30 Uhr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: