Ersatzprogramm in Bad Tölz:57 Krippen und ein virtueller Adventskalender

Weihnachtsbaum Christbaum Bad Tölz

Der Weihnachtsbaum beim Winzerer steht.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt Bad Tölz versucht, den wegen Corona abgesagten Christkindlmarkt zu kompensieren und den Einzelhändlern in der Innenstadt zu helfen. Das geplante Winterdorf vor dem Kurhaus musste jedoch wieder gestrichen werden.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Schaufenster des früheren Hutgeschäfts Hillerbrand in der Tölzer Marktstraße boten viele Jahre lang einen tristen Anblick: Alte Damenhüte vermoderten auf den Ständern neben aus der Mode gekommene Herrenmützen. Vor kurzem ist der Eigentümer gestorben, und seine Erben erlaubten der Stadt, das Schaufenster interimsweise zu nutzen: Auf den Fenstern klebt nun das Bild einer orientalischen Krippe, die im Original im derzeit geschlossenen Stadtmuseum steht. Das Plakat verweist auf den Krippenweg, der im Advent mehr Kunden in die Tölzer Fußgängerzone locken soll. Denn der traditionelle Christkindlmarkt, der normalerweise Zehntausende Besucher in den vier Wochen vor Weihnachten in die Kurstadt führt, fällt heuer wegen Corona aus.

Insgesamt sind 57 Krippen in den Auslagen der Geschäfte in der Innenstadt zu sehen, 18 davon gehören dem Tölzer Krippenverein. Sie seien von unterschiedlicher Art, sagt Vorsitzender Wolfgang Friedl: "Sie reichen von alpenländischen Krippen bis zu afrikanischen." In den vergangenen Wochen ging Friedl von einem Laden zum nächsten, um alle Einzelhändler zu animieren, ihre eigenen Krippen zu zeigen. Einmal, erzählt er, sei er dabei auf eine Frau gestoßen, mit der er "ein bisserl Sprachprobleme" hatte. Auf seine Frage, ob sie wisse, was eine Krippe sei, habe er die Antwort bekommen: "Ja, Temperatur messen." Für Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) ist der Krippenweg auch ein Ausdruck von Kultur und Tradition, die wegen Corona "ja extrem zu kurz kommen". Sandra Kern, Wirtschaftsförderin der Stadt, verweist darauf, dass die diversen Darstellungen von Christi Geburt auch die Gelegenheit geben, sich an den Sinn von Weihnachten zu erinnern.

Marktstraße Adventszeit

Was als Ersatz für den Christkindlmarkt geboten wird, erklärten (von links): City-Managerin Sandra Kern, stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier, Bürgermeister Ingo Mehner und der Sprecher des Krippenvereins, Wolfgang Friedl.

(Foto: Manfred Neubauer)

Ansonsten ist vom üblichen Christkindlmarkt wegen Corona diesmal nicht viel übrig geblieben. Nur fünf Stände sind in der Fußgängerzone aufgebaut: Es gebe eine Hütte des SV Bad Tölz, eine vom Bistro Click, eine Crêperie, eine von Demeter und die Flammlachs-Hütte, sagt die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier. Bei der Auswahl habe es eine Rolle gespielt, ob die Bewerber einen Bescheid für den Budenzauber 2020 hatten. Zudem entschied der städtische Kurausschuss nach einem Punktekatalog, wobei etwa die Regionalität der Produkte eine Rolle spielte. Eine Konkurrenz für die To-go-Angebote der Gasthäuser sieht Mehner darin nicht.

Geblieben ist der große Christbaum am Winzerer-Denkmal, der durch zehn kleine Bäume in der Marktstraße ergänzt wird. Der Unternehmerverein "Wir für Tölz" hat zwei Buden aufgestellt, wo Kunden ihre Einkäufe aus den Geschäften verpacken lassen können. Damit wolle man die Besucherfrequenz in den Läden entzerren, so Kern. Der Verein habe mehrere Mitarbeiterinnen akquiriert, die dafür eigens einen Workshop bei der Parfümerie Wiedemann absolvierten, erzählt Vorsitzender Ralph Munkert. Zudem bietet Bad Tölz einen Online-Adventskalender an: Die Nutzer können jeden Tag auf der Homepage der Stadt ein Türchen öffnen, eine Frage beantworten und an einer Verlosung von Präsenten teilnehmen. Das Winterdorf vor dem Kurhaus entfällt. Geplante Attraktionen wie eine Eisstockbahn seien rechtlich nicht möglich, so Mehner. "Wir hätten nur ein paar uninspirierte Hütten gehabt."

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