Süddeutsche Zeitung

Bad Tölz:Brand in einer Chemiefirma

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Halle im Tölzer Gewerbegebiet brennt komplett ab. Gefahr für die Bevölkerung bestand laut Polizei nicht, gefährliche Stoffe lagerten in einem anderen Gebäude

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

158 Einsatzkräfte sind am späten Mittwochnachmittag ausgerückt, um einen Brand im Tölzer Gewerbegebiet Farchet zu bekämpfen. Flammen und dichter Rauch drangen aus der Lagerhalle eines Chemiebetriebs. Verletzt wurde niemand. Schätzungen zufolge beläuft sich der Sachschaden auf etwa 300 000 Euro. Die Ermittlungen der Kripo Weilheim zur Brandursache dauern an.

Kurz vor 17 Uhr ging am Mittwoch ein Notruf bei der Integrierten Leitstelle Oberland ein. Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an, da zwar bekannt war, dass in der Lagerhalle chemische Flüssigkeiten aufbewahrt werden, nicht aber welche. Im Einsatz waren die Feuerwehren Bad Tölz, Ellbach, Wackersberg, Lenggries, Greiling, Gaißach und Fischbach, Polizei und Rettungsdienst mit mehreren Notärzten. Die Löscharbeiten hätten sich schwierig gestaltet, sagt der Tölzer Kommandant Wolfgang Stahl. In einem Hochregallager werde es schnell 700 bis 800 Grad Celsius heiß. Dazu kam die Unsicherheit über den Inhalt der Chemikalienfässer. "Das hätte giftig oder brennbar sein können." Außerdem gäben die Stahlregale bei derartigen Temperaturen nach, weshalb die Gefahr bestand, dass sie auf Feuerwehrleute fallen könnten. Zunächst habe man über das Eingangstor und zwei Fenster gelöscht, sagt Stahl. Wegen der Regale kam das Löschwasser aber nicht überall hin. Deshalb wurde letztlich das Dach geöffnet und von oben gelöscht. Bis 23 Uhr habe der Einsatz gedauert.

Kreisbrandinspektor Hermann John spricht von massiver Rauchentwicklung und ungeheurer Hitze. Zunächst habe man mit einer Wärmebildkamera die heißesten Stellen in der Halle eruiert und dort zu löschen begonnen. Tonnen von chemischen Flüssigkeiten in Kunststoffbehältern hätten sich in dem Hochregallager befunden. Laut Angaben des Unternehmens, der Firma Graf & Co. GmbH, handelt es sich um Silikon-Öl-Emulsionen. Die Behälter seien in der Hitze geschmolzen, es bestand die Gefahr, dass die Flüssigkeiten - vermischt mit dem Löschwasser - durch das Haupttor in die Kanalisation gelangen, sagt John. Das habe durch ein Schott verhindert werden können. Ein Teil des Gemisches sei über eine Bürotür in die Kanalisation geraten, konnte aber im Tölzer Klärwerk in ein separates Becken geleitet werden.

Nach Polizeiangaben lagerten in der Halle keine gefährlichen Chemikalien. Die seien in einem separaten Gebäudeteil untergebracht. Trotz der starken Rauchentwicklung habe zu keiner Zeit eine Gefahr für die Bevölkerung bestanden. Dass die Ölheizung explodierte und den Brand verursachte, hat sich nicht bestätigt. Dies sei eine erste Mutmaßung gewesen, weil ein Nachbar der Einsatzleitung von einer Verpuffung im Innern der Halle berichtet hatte, sagt Kommandant Stahl. Die Brandermittler der Kripo waren am Donnerstag zu weiteren Untersuchungen in Bad Tölz.

Die Firma Graf & Co. GmbH stellt chemischen Produkte für die Textilindustrie sowie für den Einsatz in der bauchemischen Industrie her.

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Quelle:
SZ vom 30.12.2016
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