Zu einer individuellen Adresse für Liebhaber anspruchsvoller Floristik hat Antje Walther ihr Geschäft Unartig am Tölzer Amortplatz erst in den vergangenen fünf Jahren entwickelt - und muss doch schließen. Nur noch bis zum Ostersamstag ist offen. Danach wird sich Walther nur noch auf ihren zweiten Standort in Bad Wiessee konzentrieren. Die Tölzer Kreisstadt verliert damit eines ihrer inhabergeführten Geschäfte. Der Laden auf zwei Stockwerken mit um die 200 Quadratmetern war bekannt für seine hochwertigen Blumen-Kreationen sowie das integrierte Café samt Kunstausstellungen und Workshops.
Der Ruf als Niedriglohn-Branche erschwert die Personalsuche
"Meine Ladenleiterin in Tölz hat ganz plötzlich bis Ende März aus persönlichen Gründen gekündigt", so Walther. "Ich find so schnell keine neue." Seit sie vor etwas mehr als zehn Jahren in der Floristik-Branche begonnen habe, sei es generell schwierig gewesen, gute Mitarbeiter zu bekommen. Das hänge insbesondere mit dem schlechten Ruf der Branche als Berufsstand mit geringen Verdienstmöglichkeiten zusammen. Zudem habe zum Vorjahresende eine Auszubildende aufgehört. Daher habe sie sich entschlossen, den Tölzer Standort zu Ostern aufzugeben, so Walther. Ihr Mietvertrag für den Laden in der Kreisstadt läuft allerdings noch mehr als ein Jahr. Daher sucht die Inhaberin Nachmieter.
In einer früheren Lagerhalle ihres Heimatorts Reichersbeuern hatte Walther ursprünglich im Jahr 2011 ihr Geschäft Unartig eröffnet. Sieben Jahre später zog sie damit an den Tölzer Amortplatz um und eröffnete 2020 mit dem gleichen Konzept aus Blumengeschäft, Kunst und Café ihren zweiten Standort in Bad Wiessee. Bis auf eine Aushilfe wird sie dort künftig alleine tätig sein. "Das ist ein bisschen back to the roots", sagt die 54-Jährige. Wenn sie von ihrem Beruf spricht, fallen Begriffe wie "Leidenschaft", "Kreativität" und "Freiheit". Damit verbindet Walther aber auch einen gewissen Leistungsanspruch und Arbeitseinsatz für eine besondere Art der Floristik, wie sie sich selbst ausdrückt. "Unartig bedeutet auch, dass ich gerne eine Umdrehung mehr drauflege, weil wir uns in einer Dienstleistungsbranche bewegen."
Neues Personal habe sie eigentlich laufend gesucht, fügt Walther hinzu. Doch bei vielen Bewerbern habe sie die Bereitschaft vermisst, sich genauso so intensiv zu engagieren, wie sie selbst bereit ist. "Ich arbeite gerne mit eigenverantwortlichen Menschen zusammen", so die Unartig-Inhaberin.
Insbesondere auf Hochzeiten und Events hatte sich Walther mit ihrem Laden konzentriert. Bis zu 30 verschiedene Blumensorten bauten zwei Bio-Gärtnereien exklusiv für sie an. Für Feste konnte sie mit ihrem Team so regionale Blüten ernten. Ein Großteil der Sommer- und Herbstware stammte daraus.
Bis Ostern dauert der Abverkauf in Bad Tölz
Nachdem die Geschäftsleiterin in Tölz gekündigt hat, müssen sich auch die übrigen Mitarbeiter neue Jobs suchen. Bis zum Vorjahr 2022 beschäftigte Walter eigener Aussage nach fünf bis sechs feste Mitarbeiter plus drei bis vier Aushilfen. Für das Team in der Kreisstadt geht das Geschäft nur noch bis kommendes Ostern weiter. Am vergangenen Mittwoch hat der Abverkauf begonnen. Warum sich Walther dafür entschieden hat, allein und nur mit einer Aushilfe in Bad Wiessee weiterzumachen? "Im Tegernseer Tal habe ich weniger, aber dafür zahlungskräftigere Kunden", so die Inhaberin. "Das kann ich alleine mit mehr Umsatz besser bewerkstelligen."