Bad Tölz:Ausgezeichnete Nachhaltigkeit

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Geltinger Wirtschaftspreisträger verschenken junge Fichten, Sachsenkamer Schreiner kümmert sich um Lebensträume

Von Felicitas Amler

Zwei Preise, drei Preisträger: Georg Hawran und Tilmann Vorholz sowie Alv Kintscher (v.li.). Die Geltinger Holzhausbauer brachten zur Verleihung 300 Fichten als Geschenke mit. (Foto: Manfred Neubauer)

So nachhaltig war die Verleihung eines Wirtschaftspreises im Landkreis wohl noch nie: Die beiden Geschäftsführer der Holzbau Hawran Vorholz GmbH in Gelting waren zur Preisverleihung am Montagabend im Landratsamt Bad Tölz mit 300 kleinen Fichten angereist. Jeder Teilnehmer der Veranstaltung konnte einen Setzling mitnehmen, um ihn zu Hause einzupflanzen. Nachhaltigkeit ist das Thema des nunmehr ausgezeichneten Unternehmens, das "ökologisch einwandfrei" und "sozial vorbildlich" produziert, wie es Laudator Peter Frieß formulierte. Preiswerte, nachhaltige und schöne Häuser würden hergestellt, vom Landhaus bis zum Designerhaus, sagte Frieß. Er ist selbst ökologisch engagiert: als Stiftungsratsvorsitzender der Bürgerstiftung Energiewende im Oberland und Vorstand der Genossenschaft Zukunftswerk in Starnberg.

Das Geltinger Unternehmen mit derzeit 28 Mitarbeitern sei auch seinen Kundenberichten zufolge "ein toller Laden"; die Geschäftsführer Tilmann Vorholz und Georg Hawran sorgten für Teamgeist. Auf seine Frage, was ihr größter Fehler in 13 Jahren Betriebsgeschichte gewesen sei, hätten sie geantwortet: Einmal hätten sie die beiden Giebelseiten eines Hauses vertauscht. Na gut, meinte Frieß, wenn's nichts Schlimmeres gegeben habe . . .

Der Landkreis vergibt seit 1999 jährlich seinen Wirtschaftspreis, meist an zwei Betriebe. Den Beschluss fasst der Kreisausschuss. Landrat Josef Niedermaier sagte beim Wirtschaftsempfang am Montag, die Prosperität in der Region sei noch nie so groß gewesen wie heute. Dennoch sei nach seinem Eindruck keineswegs alles eitel Sonnenschein.

Man habe zwar gerade hier im Landkreis mit seiner "gottgegebenen Landschaft" ein bisschen mehr vom Glück abbekommen. Doch es gebe Widersprüche, sagte Niedermaier. Der demografische Wandel sei hier genauso festzustellen wie anderswo, werde allerdings statistisch vom Zuzug überdeckt. Wie es mit der Schaffung der daher nötigen neuen Infrastruktur weitergehen soll, sei angesichts zunehmender Widerstände gegen Straßen, S-Bahn-Ausbau und Energieprojekte fraglich. Der Landrat nannte als Stichworte das geplante Pumpspeicherwerk am Jochberg und die Bürgerinitiative "Windkraftfreies Oberland".

Als Politiker frage er sich: "Wie sollen wir bei der geballten Macht der Widerstände hier Entscheidungen treffen?" Niedermaier beendete seine Ansprache aber gewohnt optimistisch. Der Landkreis habe eine sehr heterogene Wirtschaftsstruktur mit einer Fülle kleiner wie großer Unternehmen. Eben dies mache ihn krisenresistent: "Wir sind nie ganz unten."

Zu denen, die ganz oben sind, zählt der zweite Wirtschaftspreisträger dieses Jahres: Alv Kintscher. Seine Schreinerei GmbH in Sachsenkam macht schon mit ihrem Untertitel klar, wo sie steht: "Lebens(T)räume gestalten". Laudator Georg Strasser sagte, zum Kundenkreis des Villen-Einrichters (Slogan: "Live beautiful") und Yachten-Ausstatters ("Sail beautiful") zählten nicht nur internationale Millionäre, sondern sogar Milliardäre. Kintscher habe es geschafft, die alpenländischen Wurzeln des elterlichen Betriebs fortzuentwickeln zu einer "modern nature". Wagemut, Tatkraft und langer Atem seien die Voraussetzung dafür, sagte Strasser, selbst Kunde Kintschers als Haus- und Yachtbesitzer. Das Ergebnis des Sachsenkamer Schreiners sei eine "ästhetische Revolutionär seiner Produkte".

Alv Kintscher bedankte sich für den Wirtschaftspreis nicht mit Bäumchen, sondern mit einem ausführlichen Image-Film seines Unternehmens und der Erkenntnis, nur mit einem "tollen Team", wie er es habe, sei es möglich, "per aspera ad astra" zu gelangen.

© SZ vom 24.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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