Süddeutsche Zeitung

Bad Tölz:Ausflug zu den Kobolden der Nacht

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Im Landkreis leben zahlreiche Fledermausarten, vom Großen Mausohr bis zur Kleinen Hufeisennase. Beobachten kann man sie in der Dämmerung - zum Beispiel bei der Bat Night am Samstag in Bad Tölz.

Von Ingrid Hügenell, Bad Tölz

Wenn die Sonne untergeht, in der Abenddämmerung, werden die Fledermäuse aktiv. Dann fliegen sie aus, um Insekten zu jagen, die in der Dunkelheit unterwegs sind. In großen Scharen flattern sie aus ihren Behausungen in Kirchtürmen oder Dachböden. Kein Wunder, dass viele Menschen sich früher vor den geflügelten Säugetieren gruselten. Heute gibt es eher eine große Faszination für die Tiere. Wer sie erleben möchte, hat dazu im Landkreis bei verschiedenen Führungen Gelegenheit, zum Beispiel an diesem Samstag am Isarstausee in Bad Tölz.

Walter Wintersberger, der Kreisvorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), führt die Exkursion mit dem Titel "Kobolde der Nacht." Es geht zu einem Beobachtungsstand am Wasser. Mit großer Wahrscheinlichkeit könne man die Tiere dort sehen. "Die Fledermäuse fliegen dort ganz nah vorbei", sagt Wintersberger. "So nah, wie man sie nur selten sieht."

Wer gute Ohren hat, der kann die Laute der Fledermäuse sogar hören. Nicht das Echolot, mit dem sie ihre Beute orten, sondern die Soziallaute, mit denen sich die Tiere unterhalten. Wie ein feines Zirpen oder Piepsen klingen sie. Für die Echolaute hat Wintersberger einen "Bat-Detektor" dabei, ein Gerät, das die Jagdrufe auch für das menschliche Ohr hörbar macht, als ein Knattern, an dem man mit viel Erfahrung die Arten auch unterscheiden kann. Das ist im Flug schwierig. Wintersberger hofft, dass sich Kleine Hufeisennasen einfinden, vielleicht Abendsegler, die schon in der Dämmerung unterwegs sind, und Wasserfledermäuse, die nahe der Oberfläche des Sees kreisen und ihre Beute in der Luft erhaschen oder direkt vom Wasser aufnehmen.

Der Isarstausee bei Bad Tölz ist für Fledermäuse ein gutes Jagdrevier. Über dem Wasser finden sie genügend Insekten.

Die Fischbacher Kirche ist eines von drei Quartieren der Kleinen Hufeisennase im Landkreis. Der Bestand dort hat sich in diesem Jahr recht gut entwickelt.

Die Wasserfledermaus fliegt dicht über der Seeoberfläche.

Kleine Hufeisennasen leben in drei Kirchen im Landkreis.

Große Mausohren haben ihre Wochenstuben gerne in Dachstühlen.

Die Kleinen Hufeisennasen sind extrem selten und vom Aussterben bedroht, kommen aber im Landkreis an drei Orten vor: In den Kirchen der Jachenau, von Oberbuchen und Fischbach sind Kolonien bekannt. "Der Bestand gerade in der Jachenau hat sich sehr erfreulich entwickelt", sagt Wintersberger, was ihn angesichts des regnerischen Wetters in diesem Sommer ein wenig erstaune. Und noch eine gute Nachricht hat der LBV-Experte für Fledermausfreunde: In Dorfen gibt es offenbar eine Kolonie der seltenen Wimperfledermaus. Die sei dort schon seit einigen Jahren bekannt, aber erst jetzt den Fledermaus-Experten gemeldet worden.

Wintersberger vermutet, es könne sich um einen Ableger der Kolonie im Kloster Schäftlarn handeln. Ebenso hängen wahrscheinlich die Kolonien der Hufeisennasen in Oberbuchen und dem nahen Fischbach zusammen. Gezählt werden die Tiere einmal im Jahr von Eva Kriner von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und freiwilligen Helfern, denn insgesamt ist die Lage der Fledermäuse prekär. Darauf aufmerksam machen wollen die Veranstalter der europaweit stattfindenden "Bat-Night", die heuer zum 20. Mal stattfindet. Die Exkursion zum Isarstausee gehört ebenfalls zum Programm der Fledermausnacht.

Die Klöster in Benediktbeuern und Beuerberg beherbergen in ihren Dachstühlen große Kolonien mit Hunderten Exemplaren des großen Mausohrs, die dort ihre Jungen aufziehen. Pater Karl Geißinger, Rektor des Zentrums für Umwelt und Kultur (ZUK) im Benediktbeurer Kloster, bietet regelmäßig Fledermausführungen an. An der Bat-Night beteiligt sich das ZUK aber nicht, um dem LBV nicht Konkurrenz zu machen. "Wir wollen kein Überangebot im Landkreis schaffen, die Kunden aus Tölz nicht wegnehmen", sagt ZUK-Rektor Pater Karl Geißinger. Wer aber am Samstag in Tölz nicht dabei sein kann oder von Fledermäusen einfach nicht genug kriegt, der hat am Donnerstag, 8. September, die Gelegenheit, mit Geißinger auf Pirsch zu gehen.

Samstag, 27. August, Fledermausexkursion am Tölzer Stausee. Treffpunkt um 20 Uhr am Penny-Parkplatz in Oberfischbach. Leitung: Walter Wintersberger, Dauer: eine bis eineinhalb Stunden. Donnerstag, 8. September, Fledermausexkursion, im Rahmen von BayernTourNatur. Treffpunkt um 19 Uhr an der Rezeption des ZUK im Maierhof des Klosters. Die Teilnahme ist kostenlos.

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SZ vom 27.08.2016
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