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Bad Tölz Opfer der Konjunktur:Günstige Wohnungen kommen teuer

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Bei ihrem Bauprojekt an der Osterleite muss die Stadt mit einer Kostensteigerung um 14 Prozent auf 3,75 Millionen Euro rechnen. Der Grund dafür sind vor allem erheblich höhere Handwerker-Kosten. Außerdem werden alle drei Baukörper komplett unterkellert.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz

Der Bau der Wohnanlage an der Osterleite wird kostspieliger als angenommen: In Summe werden sich die Kosten voraussichtlich um 450 000 Euro auf nun insgesamt 3,75 Millionen Euro erhöhen, was einer Steigerung von rund 14 Prozent entspricht. Das teilte Kämmerer Hermann Forster am Donnerstag im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt mit.

Auf der 3650 Quadratmeter großen Wiese neben dem Rehazentrum Isarwinkel und dem "Kesselhaus" entsteht derzeit die städtische Wohnanlage mit drei Baukörpern und je sechs Ein-, Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen, die jeweils durch Laubengänge miteinander verbunden werden sollen.

Als Grund, dass der Bau teurer als erwartet wird, nannte Forster unter anderem einen erhöhten Bauaufwand. Beispielsweise hätten die Erdarbeiten Probleme bereitet, die Baugrube musste speziell gesichert werden. Außerdem habe man sich dazu entschieden, den gesamten Gebäudekomplex zu unterkellern, nicht nur Haus A und B. Ein Teil der Mehrkosten ging auch auf das Konto von Umplanungsanforderungen der Förderstelle. Allerdings erhöht sich dadurch auch der Zuschuss um 83 100 Euro auf insgesamt rund 1,574 Millionen Euro - "was die Mehrkosten zumindest etwas auffängt", wie Forster sagte.

Für die Kostensteigerung sind dem Kämmerer zufolge jedoch vor allem die boomende Baukonjunktur und die demzufolge hohen Ausschreibungsergebnisse verantwortlich: "Es ist das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Die Firmen haben oft zu wenig Leute, aber es wird wahnsinnig viel gebaut, deshalb laufen die Preise davon." Bereits bei der Vergabe einzelner Gewerke habe sich abgezeichnet, dass die derzeitigen Baupreise zum Teil wesentlich über der Kostenberechnung lagen. Inzwischen sind alle kostenintensiven Gewerke vergeben. "Die Berechnungen sind ja nicht frei erfunden, sondern Erfahrungswerte", verteidigte Forster die auseinanderklaffenden Zahlen bei Planung und Realität. "Doch wir haben derzeit eben einfach eine überhitzte Konjunktur im Baugewerbe", konstatierte er. "Ein ungute Situation, in der aber gerade alle Kommunen stecken", so das Fazit des Kämmerers. Auch Bürgermeister Josef Janker (CSU) erklärte, die Kalkulation stamme von vor eineinhalb Jahren, "inzwischen hat sich eben viel getan." Es werde immer schwerer, Auftragnehmer zu finden: "Wir haben zum Beispiel Bauarbeiten an der Dietramszeller Straße ausgeschrieben und acht Firmen angeschrieben, doch kein einziges Angebot erhalten."

Für den laufenden Haushalt 2017 hat die Kostensteigerung bei den Bauarbeiten an der Osterleite keine Auswirkung mehr. Dort sind 1,9 Millionen Euro vorgesehen. Für den Haushalt 2018 jedoch müssen nun jene 450 000 Euro zusätzlich angesetzt werden, insgesamt 1,85 Millionen statt wie bislang 1,4 Millionen Euro. Die Fragen von Anton Mayer (CSU) zu einzelnen Gewerken wie Fenster und Innenputz - insbesondere warum diese gegen den Trend günstiger waren als gedacht oder ob es sich nur um Teilleistungen handelt - will Forster bis zur kommenden Sitzung klären.

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Quelle:
SZ vom 21.10.2017
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